Forschung
Von Mülinens Rundscheibe gehört zu einer Gruppe von Scheiben, die Brigitte Kurmann-Schwarz in überzeugender Weise dem Umkreis zweier Glasmaler zuweist, die an der Südobergaden-Verglasung des Berner Münsters beteiligt waren (Kurmann-Schwarz 1998, S. 380). Dazu zählen die Glasgemälde in der Kirche Oberdiessbach, die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727) sowie die beiden ebenfalls dort aufbewahrten Von-Diesbach-Scheiben von 1563 (BHM Bern, Inv. 11593, 11595). Alfred Scheideggers Zuschreibung an Joseph Gösler, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde mit Sicherheit zuweisen lässt, bleibt dagegen hypothetisch (vgl. Scheidegger 1947, S. 42, 116, Nrn. 18 und 19, Abb. 33).
Beat Ludwig von Mülinen (1.9.1521–7.8.1597) war ein Sohn des Kaspar (1481–1534/38) und in erster Ehe seit 1542 mit Margaretha Nägeli, Tochter des Hans Franz Nägeli, verheiratet. Nach ihrem Tode ging er 1578 mit Anna von Wyngarten eine zweite Ehe ein. Beat Ludwig gelangte 1542 in den Grossen Rat in Bern, wurde 1543 Schultheiss zu Burgdorf und 1552 Kleinrat. 1552–1560 amtete er als Landvogt von Gex. In den 1560er Jahren diente er mehrfach als Gesandter (u. a. 1562 nach Lyon und 1567 zum Herzog von Savoyen). 1568–1597 hatte er alternierend das Schultheissamt der Stadt und Republik Bern inne. Als Schultheiss beteiligte er sich 1575 und 1586 an der Gesandtschaft an Heinrich III. von Frankreich und an dem 1589 mit Savoyen geschlossenen Frieden von Nyon. Noch vor seinem Tod 1597 gab er das Schultheissenamt ab, das er als erster seiner Familie innegehabt hatte. Sein Porträt nach einem Stich in Schabmanier (nach Nötiger) und sein Ölbildporträt in der Burgerbibliothek Bern (Inv. 8157) zeigen ihn mit langem Doppelbart und langer Nase (HBLS 5/1929, S. 180 [mit Abb. Stich]; HLS 8/2009, S. 798). Beat Ludwig von Mülinen war über seine Grossmutter mit Niklaus III. von Scharnachtal, dem letzten Scharnachtal, verwandt.
Das Bernische Historische Museum besitzt von ihm eine Allianzwappenscheibe von 1542 und eine Wappenscheibe von 1564 (BHM Bern, Inv. 26152, 36358). Eine Scheibenstiftung von Mülinens aus dem Jahr 1557 hat sich in der Kirche von Wichtrach erhalten, eine andere aus dem Jahr 1587 befindet sich in der Kirche Hilterfingen, und eine weitere von 1595 gelangte aus der Kirche Königsfelden ins Schlossmuseum Lenzburg (Maurer 1954, S. 306, Abb. 272). Das von ihm um 1585 ins Zunfthaus von Zofingen gestiftete Glasgemälde ist verschollen (Lehmann 1945, S. 47). Bekannt sind von ihm zudem verschollene Allianzscheiben von 1549 und 1571 (SNM Zürich, Fotos 9911, 9977) sowie verschollene Wappenscheiben von 1576/77 (Lehmann 1945, S. 38), 1583 (Boesch 1936, S. 47, Nr. 6.), 1588 (Kat. Stuker 1972, Nr. 3923) und 1593 (Lehmann 1945, S. 66).
Datierung
1564
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1956 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Architekt Eduard von Rodt, Bern. – Wurstenberger-von Rodt, Bern (Foto SNM Zürich). – 1947 Frau von Rodt, Bern.
Inventarnummer
BHM 36358