Forschung
Obwohl die Inschrift erneuert wurde, könnte die vorliegende Scheibe aus zeitlichen und historischen Gründen durchaus von Anton Gasser 1583 gestiftet worden sein. Ihre konchenförmige Rahmenarchitektur mit seitlich aufgesetzten Rollwerkkartuschen mit Engelsköpfen erscheint auch auf der 1586 datierten Scheibe des Sebastian Darm im Musée des Arts Décoratifs in Lyon, auf der im Bernischen Historischen Museum befindlichen Scheibe des Hieronymus Stettler von 1594 (BHM Bern, Inv. 37913) und der (zusammengesetzten) Scheibe Python im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg i. Ü. (Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 76, 76.1, 76.2). Die angeführten Werke lassen erahnen, wie Gassers Scheibe am Fuss und oberhalb der Konche ursprünglich ausgesehen haben könnte.
Anton Gasser (2.5.1532–23.5.1605), Sohn eines gleichnamigen Vaters, war 1560 Grossrat zu Bern, 1567–1571 Landvogt von Laupen, 1572 des Kleinen Rats, 1574 Stiftschaffner, 1575–1604 mit Unterbrüchen Venner zu Schmieden und 1580 Bauherr. Mehrmals diente er als Gesandter, u. a. an den französischen Königshof und 1588 an die Bundesbeschwörung nach Strassburg (HBLS 3/1926, S. 402; HLS 5/2006, S. 107). Anton Gasser gehörte der Gesellschaft zu Oberpfistern an. Er war in erster Ehe ab 1552 mit Barbara Schwäbler verheiratet. Nach 1579 ging er eine neue Verbindung mit Salome May, Tochter des Kleinrats Wolfgang, ein und ehelichte im Jahr 1600 Johanna, die Tochter Beat Ludwig von Mülinens.
Von Anton Gasser gibt es Wappenscheiben in der Kirche Aarwangen (1577), im Bernischen Historischen Museum (1583) und im Saltwood Castle in der Grafschaft Kent (1583; vgl. Vidimus 2010). Seine 1600 in die Hofmeisterei von Königsfelden gestiftete Scheibe befindet sich heute in der dortigen Psychiatrischen Klinik (Maurer 1954, S. 309). Verschollen sind seine Wappengaben, die er 1581 ins Pfarrhaus von Mandach (Banholzer 1968, S. 10), 1582/83 (mit Kollegen) in die Kirche Thunstetten (Lehmann 1945, S. 43) und 1584 ins Zunfthaus der Müller, Pfister und Schreiner nach Zofingen machte (Lehmann 1945, S. 47).
Die Scheiben Hieronymus Stettlers und Anton Gassers stammen sicher vom gleichen Glasmaler. Aber auch die Wappenscheiben Hans Franz Nägelis von 1586 und Peter Kochs von 1587 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 5528 und 4983) dürften aufgrund der gleichen Behandlung der Figuren, der heraldischen und ornamentalen Motive und der Inschrift derselben unbekannten Hand zuzuschreiben sein.
Datierung
1583
StifterIn
Gasser, Anton († 1605), Bauherr
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1894 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1894 Kunstmuseum Bern
Inventarnummer
BHM 1926