Forschung
Ein älteres Foto im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (LM 13289) zeigt unterhalb der Wappen eine Schriftkartusche, die wesentlich einfacher als die heutige gestaltet ist. Sie gibt sich eindeutig als Ergänzung des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Sie enthält aber die gleiche Inschrift und Jahreszahl wie die heutige erneuerte Inschriftentafel. Inhaltlich diente sie für diese demnach als Vorlage. Ob die zerstörte Originalinschrift den gleichen Stifter und das gleiche Datum nannte, muss allerdings offen bleiben. Als Scheibenstifter käme allenfalls auch Gerhard von Diesbach (1562–1614) in Frage, der 1590 Elisabeth von Wattenwyl heiratete.
Hans Jakob von Diesbach (1559–um 1627), der Sohn Wilhelms (1520–1565), war mit Maria von Wattenwyl, Tochter des Petermann von Wattenwyl verheiratet. 1585 war er Diener des späteren französischen Königs Heinrich IV., 1602 Oberst eines Schweizer Regiments in französischen Diensten, in Bern 1591 des Grossen sowie 1599 des Kleinen Rats und 1600 Vogt zu Luggarus (Locarno). Als Mitglied zahlreicher Gesandtschaften war er am endgültigen Verzicht Savoyens auf die Waadt (1600–1617) mitbeteiligt und prägte die bernische Diplomatie zur Zeit der Bündner Wirren. Hans Jakob stiftete durch Testament die Familienkiste von Diesbach. Sein Bildnis hat sich im Bernischen Historischen Museum erhalten (HBLS 2/1924, S. 712, Abb.; HLS 3/2004, S. 713).
Hans Wilhelm von Diesbach verehrte auch im Jahr 1594 eine Scheibe, die sich im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindet (BHM Bern, Inv. 426).
Die Frauengestalt der Helmzier ist derjenigen auf der 1610 datierten Scheibe des Petermann von Wattenwyl in der Kirche Unterkulm und dem dazugehörigen Riss von Hans Jakob Dünz in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 348, Abb. 348.1) nahe verwandt. Die Nähe zu Dünzens Scheibe von 1610 (s. o.) lässt es zumindest als wahrscheinlich erachten, dass die vorliegende Scheibe aus der Zeit nach 1587 stammen dürfte (um 1600?).
Im Bernischen Historischen Museum befinden sich in der Schachtel "Fragmente von vier restaurierten Diesbachscheiben" (Inv. 17630) zwei ältere, wohl von Johann Heinrich Müller stammende Ergänzungen, die Hans Drenckhahn 1921 aus dem vorliegenden Glasgemälde entfernte und durch seine eigenen ersetzte (die Inschrift und der rechte Sockel). Ebenda befindet sich eine Teilpause der Scheibe mit der ebenfalls ergänzten Maske am oberen Rand.
Datierung
1587 (?)
Zeitraum
1587 – 1600
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1919 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1919 Robert von Diesbach, Bern (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Inventarnummer
BHM 11602