Vor grau-weissem Damastgrund posiert links der bärtige, mit einer goldenen Halskette geschmückte Stifter in rotem Hemd, grünem Wams, gelben Beinkleidern und mit schwarzem Federbarett. Die Rechte in die Hüfte gestützt, hält er in seiner Linken die Halbarte. Begleitet wird er von seiner Gemahlin, die ihm in ihrer Rechten den Willkommenstrunk in einem goldenen Becher präsentiert. Ihre Sonntagstracht besteht aus einem roten Rock über blauem Untergewand, einer weissen Schürze, einem hellblauen Mieder über weissem Hemd mit Mühlsteinkragen, einer schwarzen Haube und dem am Gürtel herabhängenden Besteckbeutel. Das Stifterpaar steht zusammen mit dem Wappenschild des Kaspar Anderegg auf einem schmalen Podium, an dessen Front die Inschrift prangt. Die Figuren rahmen zwei ein Gebälk tragende kannelierte Säulen. Das Oberbild zeigt eine von zwei Männern geführte Kuhherde in einer Gebirgslandschaft.

Das Oberbild und zwei Gläser im Zentrum neu ergänzt. Teile der Säulenrahmung und des Gebälks sind möglicherweise alte Flickstücke. Einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Die vorliegende Scheibe wurde beim Abbruch eines Hauses in Meiringen gefunden (von Rodt 1892). Aus Meiringen in der Nähe des Brienzersees (Berner Oberland) stammt auch die Familie Anderegg. Kaspar Anderegg wurde dort 1534 geboren. Den Genealogien zufolge war er seit 1559 mit Salome Nägeli verheiratet und brachte zwischen 1560 und 1575 mehrere Kinder mit seiner Frau zur Taufe (nach einer dieser Genealogien soll er hingegen mit Barbara Brugger verehelicht gewesen sein). Kaspar starb am 28. Dezember 1600 in Meiringen.

Ganz ähnlich komponiert ist die Willkommscheibe des Peter Huber von 1584 aus der ehemaligen Sammlung des Grafen Harrach im Schloss Oberhofen (SNM Zürich, Foto 20209). Die Familie Huber war ebenfalls in Meiringen ansässig. Die beiden Scheiben Peter Hubers und Kaspar Andereggs dürften aufgrund stilistischer und schriftanalytischer Vergleiche vom gleichen unbekannten, in der Berner Landschaft tätigen Glasmaler geschaffen worden sein.