Forschung
Niklaus IV. von Diesbach (1511–1585), Sohn des Ludwig II. und der Agatha von Bonstetten, war Herr zu Diesbach, Kiesen und Heitenried. 1527/28 studierte er an der Universität Basel und trat danach in den Staatsdienst Berns. Er war Grossrat (1535), Vogt zu Thonon und Lenzburg sowie 1557 des Kleinen Rats. 1533 heiratete er Katharina von Erlach († 1559) und 1561 Maria von Erlach (1544–1593). 1562 schloss man ihn aus dem Kleinen Rat aus, weil er mit bernischen Truppen dem Prinzen von Condé zu Hilfe geeilt war. Niklaus von Diesbach ist wie andere Mitglieder seiner Familie im Chor der Kirche Oberdiessbach bestattet. Auf ihn beziehen sich zwei Schrifttafeln mit Ruhmesreden an der Westwand der dortigen Kirche. Diese beiden Tafeln müssen ursprünglich an der südlichen Chorwand angebracht gewesen sein, wo dann 1671 der Eingang der Grabkapelle des Albrecht von Wattenwyl zu liegen kam (Vogel 1998, S. 21f.; von Erlach 1989, Stamm-Taf. D VIII).
Das Bernische Historische Museum besitzt ein Glasgemälde Niklaus IV. von Diesbachs aus Schloss Worb aus der Zeit um 1542 und eine Rundscheibe desselben von 1565 (BHM Bern, Inv. 23611 und 23896). In diesem Museum nicht nachweisbar ist hingegen die laut Alfred Scheidegger angeblich ebenfalls dort befindliche, 1563 datierte Rundscheibe mit dem Vollwappen von Diesbachs (Scheidegger 1947, S. 48f., 119 [Nr. 41]). Vermutlich handelt es sich dabei um die vom Berner Glasmaler Hans Jakob Hübschi monogrammierte Scheibe, die lediglich durch eine alte fotographische Aufnahme dokumentiert ist (BHM Bern, Foto Neg. 61). Ins Berner Münster verehrte Niklaus IV. von Diesbach um 1559 eine Doppelscheibe (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 296/297). 1560 machte er der Kirche in Oberdiessbach eine Wappengabe. Verschollen sind die Scheiben mit seinem Wappen und demjenigen seiner Frau, die Lohner vormals in der Kirche von Röthenbach (Würzbrunnen) sah (Lohner 1864–1867, S. 128). Während seines Amtes als Landvogt von Lenzburg erhielt Niklaus von Diesbach 1555 von der Stadt Zofingen eine Scheibe in sein Haus in Bern verehrt (Gränicher 1916, S. 218).
Jost von Diesbach (1570–1620), der Sohn des Niklaus von Diesbach und der Maria von Erlach, erneuerte 1592 die Scheibenstiftung seiner Eltern, die zwischen deren Heirat im Jahr 1561 und 1585 (Tod Niklaus von Diesbachs) getätigt worden sein muss. Jost, der Dicke genannt, war seit 1591 mit Margaretha von Mülinen, der Tochter des Beat Ludwig und der Anna Wyttenbach, verheiratet. Nach dem Tod seines älteren Bruders Johann Rudolf erbte er 1587 die Herrschaft Diessbach (Kessel 2015). Sein Porträt hat sich im Schloss Oberhofen erhalten. 1590 stiftete Jost von Diesbach eine heute in Freiburger Privatbesitz befindliche Scheibe (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 354). Laut dem Schreiben, das er 1614 der Gemeinde Twann zukommen liess, hatte er in den Jahren zuvor der dortigen Kirche seine Wappenscheibe verehrt (Transkription des Brieftextes von Andres Moser in dessen Dokumentation im Vitrocentre Romont).
Es ist wahrscheinlich, dass Jost von Diesbach 1592 die ganze Wappenscheibe seiner Eltern neu schaffen liess und seinen Namen in die Inschrift mit einbezog. Bei wem er sie damals in Auftrag gab, muss allerdings offen bleiben.
Wann und bei welcher Gelegenheit sich der Berner Bürger David Morlot auf der Scheibe in Form eines Sgraffitis verewigte, bleibt ebenfalls ungewiss.
Datierung
1592
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1919 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1919 Robert von Diesbach, Bern (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Inventarnummer
BHM 11603