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BE_1536: Willkommscheibe Gebhard (Gerhard) Tremp und Verena Zingg (Zinck)
(BE_Bern_BHM_2791)

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Titel

Willkommscheibe Gebhard (Gerhard) Tremp und Verena Zingg (Zinck)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Weiss, Balthasar · zugeschr.
Datierung
1608 (?)
Masse
32.1 x 20.6 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor gelbem Grund steht breitbeinig der eine Lanze haltende Stifter seiner Gemahlin gegenüber, die ihm den Willkommenstrunk in einem Pokal anbietet. Der Mann ist in violette Pluderhosen und Strümpfe, ein weisses Hemd und ein braunschwarzes Wams gekleidet, sein Haupt mit einen Federhut bedeckt. Seine Frau trägt ein weisses Mieder, einen roten Rock mit gelbem Endbesatz und eine weisse Schürze. Hinter den Figuren erhebt sich eine mehrfarbige Architektur mit blauem Gebälk. Das Oberbild schildert eine Wirtshausszene. Rechts sitzen vier Männer an einem Rundtisch beim Mahl und trinken aus hohen Stangengläsern, links trägt der Wirt das Getränk in Kannen heran. Die Stifterinschrift ist vor dem grünen Podium angebracht, links davon steht das Wappen von Gebhard Tremp.

Iconclass Code
11(+5) · christliche Religion (+ Stifter, Bittsteller, mit oder ohne Schutzheilige(n))
41C322 · Krug, Becher, Pokal
41C5 · kultisches Mahl, Festmahl, Bankett, Gastmahl
42D3 · Ehe, verheiratetes Paar, Ehestand; Matrimonium
43B31 · Gasthaus, Kaffeehaus, Kneipe etc.
45C14(LANCE) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Lanze
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gebhard (Gerhard) Tremp

Inschrift

Meister Gebhartt Thremp und F. / Vrena Zinckin sin Ee. Gmachell. 1608.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die stark korrodierte Scheibe ist stark restauriert und fast vollständig übermalt. Aufgrund ihrer Übermalung lässt sich nicht sicher beurteilen, inwieweit ihr Glasbestand noch original bzw. erneuert ist. Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
"Sehr defekt" (Jahresbericht BHM Bern 1897, S. 17).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe ist aufgrund ihrer starken Übermalung nur schwer zu beurteilen.
Im Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums von 1897 wird der Stifter "Lienhard Tremp" genannt. Der Stifter soll danach (angeblich) ein Nachfahre von Lienhard Tremp, Schneidermeister und Ratsherr in Bern († 1561) gewesen sein. Auch wenn das Wappen mit der geöffneten Schere auf das Schneiderhandwerk hinweist, das der Stifter neben der Führung einer Wirtschaft sicher ausgeübt haben wird, findet sich kein Hinweis auf eine Berner Herkunft der Scheibe. Sie dürfte statt dessen eher in der Ostschweiz entstanden sein. Denn die Tremp waren ein Geschlecht aus Schänis, die Zingg aus Kaltbrunn im Gaster, d. h. aus Orten im Kanton St. Gallen (Boesch ZAK 1945, S. 138).
Ein Gebhard Tremp ist tatsächlich als Bürger von Kaltbrunn bezeugt. Verena Zingg ist dagegen durch einen Eintrag im Schäniser Jahrzeitbuch als Gattin eines Tremp ausgewiesen, dessen Vorname allerdings anders als Gebhard lautet (Fäh 1947).
Paul Boesch schrieb die Scheibe Tremp-Zingg der Werkstatt von Balthasar Weiss in Weesen zu. Die von ihm für den Glasmaler zusammengestellte Gruppe zeichnet sich insbesondere durch einen auffallenden Schriftcharakter aus. Der Glasmaler war offenbar auch für das benachbarte Toggenburg tätig. Unter den von Boesch zusammengestellten verwandten Toggenburger Scheiben befindet sich auch eine im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23900). Motivisch und stilistisch besitzt dieselbe einige Verwandtschaft mit der vorliegenden Scheibe, weist aber aufgrund ihrer wesentlich besseren Erhaltung grössere Qualitäten auf.

Datierung
1608 (?)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1897 Bernisches Historisches Museum

Inventarnummer
BHM 2791

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahres-Bericht des Historischen Museums in Bern pro 1897, Bern 1898, S. 17, 51 (Lienhard Tremp!).

Hermann Kasser, Katalog des Historischen Museums in Bern (4. Aufl.), Bern 1897, S. 174.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 9.

Paul Boesch, Die Glasmalerwerkstätte Weiss in Weesen, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 7/1945 (ZAK), S. 138.

Paul Boesch, Wappenscheiben aus dem Gaster und aus Uznach, in: Heimatkunde vom Linthgebiet. Beilage zum St. Galler Volksblatt, 17/1945, S. 35.

Johann Fäh, Schild und Fenster im alten Amt Kaltbrunnen, in: Heimatkunde vom Linthgebiet, 19. Jg., 1947, Nr. 4, S. 29.

Bernhard Anderes, Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Bd. V: Der Bezirk Gaster, Basel 1970, S. 137f.

Vgl.

Johann Fäh, Geschlechterkunde des Gasters. In: St. Galler Volksblatt 1931.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9575 (Hans Weiss, Weesen und durchgestrichen: Hans Melchior Schmitter gen. Hug, Wyl), 40383 (Hans Weiss, Weesen)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_2791
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1897 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1536
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016