Forschung
Über Peter Ammacher, der 1648 ehemaliger Landammann (von Oberhasli) war, und seine Frau Maria Poss (Boss) liess sich bislang nichts in Erfahrung bringen. Sein Wappen entspricht jenem der Ammacher von Brienzwiler am alten Weg zum Brünigpass (www.query.sta.be).
Die Scheibe muss aus dem gleichen Zusammenhang stammen wie die Scheibe Peter Furers und Peter Neygers und ihrer Frauen von 1648 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 400), die über gleichem Wege in die Sammlung gelangte. Bei beiden Werken sind die Tugenden der Gerechtigkeit und Klugheit analog gestaltet. Dahinter stecken vermutlich Entwürfe aus der Werkstatt Christoph Murers.
Die beiden unteren Simson-Szenen der Ammacher-Scheibe finden sich bereits auf einer Zeichnung aus dem Umkreis Tobias Stimmers im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 25651; Thöne 1975, S. 273, Nr. 563). Sie wurde schon früh von verschiedenen Meistern kopiert. Nachrisse befinden sich im Victoria und Albert Museum in London (Inv. 2371) und in unbekanntem Besitz (von Hieronymus Vischer; ehem. Sammlung Engelmann; Ganz 1966. S. 99). Samuel Sybold fertigte 1569 auf seinen Reisen eine Kopie des Stimmer-Risses an und brachte das Motiv somit schon früh nach Bern. Auch vom Zofinger Glasmaler Jörg Balduin hat sich ein 1601 datierter Nachriss der beliebten Stimmer-Zeichnung erhalten (BHM Bern, Sammlung Wyss, Inv. 20036.388; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 81; dazu zusammenfassend Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 235).
Die Scheiben lassen sich keinem bestimmten Glasmaler mit Sicherheit zuschreiben. Sie weisen zwar stilistische Parallelen zu Arbeiten Hans Ulrich II. Fischs (vgl. dessen signierte Scheibe Müller von 1647, BHM Bern, Inv. 20807) und Matthias Zwirns auf (vgl. die Scheibe Hans Rudolf Diesbachs von 1649, BE_920, BHM Bern, Inv. 4359), unterscheiden sich von ihnen aber vor allem im Schriftcharakter stark. Der Glasmaler Hans Ulrich I. Fisch dagegen, dem die Scheiben stilistisch am nächsten kommen, war nach bestehender Forschung schon im Dezember 1647 verstorben (Merz 1894, S. 25). Im Stil ist den Scheiben Ammacher bzw. Furer/Neyger ebenfalls diejenige Kaspar Schilds und Benedikt Applanalps sowie ihrer Frauen von 1649 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich verwandt (Inv. LM 50578; Jahresbericht SLM 1972, S. 77, Abb. 73). Letzere entstammt dem gleichen Stiftungskreis – das Stifterehepaar wohnte am Brünig und die Männer arbeiteten in Brienz – und muss vom gleichen Glasmaler geschaffen worden sein, der unter dem Einfluss Fischs und Zwirns arbeitete.
Datierung
1648
StifterIn
Ammacher, Peter · Poss (Boss), Maria
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Herr von May-von Werdt (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Inventarnummer
BHM 399