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BE_1600: Bildscheibe Niklaus und Ulrich Steiner, Anton Güdel und Galli Käser mit der Passionsgeschichte Christi
(BE_Bern_BHM_8962)

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Titel

Bildscheibe Niklaus und Ulrich Steiner, Anton Güdel und Galli Käser mit der Passionsgeschichte Christi

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1658
Masse
33.9 x 59.7 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die längsrechteckige Scheibe schildert in sechs zweireihig angelegten Bildfeldern die Passionsgeschichte Christi. In der oberen Reihe sind folgende vier Szenen dargestellt (von links nach rechts): Christus wird dem Volk vorgeführt (Ecce homo), Abführung Christi von dem sich die Hände waschenden Pilatus, Kreuztragung Christi sowie Golgatha mit Christus und den Schächern am Kreuz. Dazu gesellen sich in der unteren Reihe die Grablegung und die Auferstehung Christi. Diese sechs Passionsbilder gestaltete der unbekannte Glasmaler nach den entsprechenden Kupferstichen aus Matthäus Merians Bilderbibel (Illustrationen zu Joh. 19, 1–16; Matth. 27, 15–26; Luk. 23, 26–32; Matth. 27, 33–50; Matth. 27, 57–60; Matth. 28, 1–10). Unter den beiden letztgenannten Szenen befindet sich ein Sockelfeld mit den Wappen und den Namen der vier Stifter. Diese selbst erscheinen zu beiden Seiten davon je zu zweit in einer marmorierten Arkade als Reiter auf steigenden Pferden.

Iconclass Code
11(+5) · christliche Religion (+ Stifter, Bittsteller, mit oder ohne Schutzheilige(n))
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46C131 · auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
46C13141 · Pferd
73D3233 · Pilatus wäscht seine Hände (in Unschuld)
73D36 · Pilatus zeigt Christus dem Volk; Ostentatio Christi, Ecce Homo
73D411 · die Kreuztragung; Christus bricht unter der Last des Kreuzes zusammen
73D6 · die Kreuzigung Christi: der Kreuzestod; Golgatha (Matthäus 27:45-58; Markus 15:33-45; Lukas 23:44-52; Johannes 19:25-38)
73D76 · Grablegung Christi (möglicherweise durch Engel)
73E1 · die Auferstehung Christi
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Niklaus, Ulrich Steiner; Anton Güdel; Galli Käser

Inschrift

Niclaus Steiner / vnd Ulli Steiner. / sin sohn vff dem Richi= / sperg // Anthoni Güdel / zů vrsenbach vnd / Galli Käβer 1658.
Die gantze Histori deβ bitteren Leidens Vnd Sterbens vnserβ / Heren vnd Heilands Jesu Christi LVCE 22. 23. 24. Cap.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Stück am linken Rand neu ergänzt; ein altes Flickstück oberhalb des auferstehenden Christus; die Gläser und ihre Bemalung stellenweise stark korrodiert; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe; rückseitig eingeritzte Brandmarken (Zahlen).

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe ist eine Kollektivstiftung von vier Männern der Landschaft im Gericht Ursenbach (Verwaltungskreis Oberaargau). Diese lassen sich alle in gleicher stolzer Haltung auf ihren Pferden darstellen und in den gleichen Wappen repräsentieren, die sich nur durch die aufwärts oder abwärts gerichtete Pflugschar unterscheiden. Niklaus Steiner und sein Sohn Ulrich waren auf dem Richisberg ansässig. Vater Niklaus war möglicherweise auch Stifter einer heute verschollenen, 1647 von Hans Ulrich II. Fisch geschaffenen Bildscheibe (Kat. Helbing 1913, Nr. 15, Abb. 15). Nach dieser wäre er mit Verena Wälchli verheiratet gewesen. Von diesem Paar, das im Dezember 1621 heiratete, ist jedoch kein Sohn namens Ulrich aktenkundig (FamilyCentral 2016).
Wahrscheinlich handelt es sich um Ulli Steiner, der am 10. Dezember 1655 Margreth Ingolt heiratete (StAB K Ursenbach 4 Eherodel 1650–1662, p. 9). Wahrscheinlich war Anton Güdel mit ihm verwandt, denn dieser wurde am 7. Juni 1618 als Sohn des Isaac und der Elisabeth Steiner in Ursenbach geboren. Am 4. Nov. 1639 heiratete Anton Güdel Adelheid Bögli (StAB K Ursenbach 2 Eherodel 1616–1649, p. 178). Das Paar brachte zwischen 1643 und 1655 fünf Kinder zur Taufe (StAB K Ursenbach 3 Taufrodel 1643–1649, p. 17, 42, 65; K Ursenbach 4 Taufrodel 1650–1662, p. 40, 61). Gallus Käser ist 1644 in Ursenbach als Taufpate belegt (StAB K Ursenbach 3 Taufrodel 1643–1649, p. 24). Weiteres ist über die Stifter bislang nicht bekannt.
Die Ikonographie der Scheibe mit den Passionszenen lässt ebenso wie ihre Grösse vermuten, dass dieses Glasgemälde in einen kirchlichen Rahmen gestiftet wurde.
In ähnlicher Form hielt Hans Ulrich I. Fisch die Ecce Homo-Szene um 1642 auf seinem Riss und seiner Scheibe für die Kirche zu Kreuzen in Rüttenen fest (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 63b).

Datierung
1658
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Inventarnummer
BHM 8962

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1916, Bern 1917, S. 20, 38

Vgl.

Galerie Hugo Helbing München, Schweizer und Deutsche Glasgemälde aus fürstlichem süddeutschen Schlossbesitz, Katalog Auktion 7. Oktober 1913.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Nicklaus Steiner, in: Family Central URL: [http://www.familycentral.net/index/family.cfm?ref1=5318:2508&ref2=5318:2509; 19.4.2016].

Staatsarchiv Bern (StAB), Kirchenbücher (K).

Vorlage

Kupferstiche des Matthäus Merian des Älteren aus der Bilderbibel = Icones Biblicae/Biblische Figuren, Frankfurt a.M. Erste vollständige Exemplare ab 1627.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_8962
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1600
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016