Forschung
Niklaus Von der Weid (20.8.1648–23.11.1731), Sohn des Johann Rudolf Von der Weid und der Elisabeth Vevey, wurde 1670 Grossrat in Bern, 1681 Sechziger und 1684 Heimlicher. 1675–1680 amtete er als Ratsschreiber und 1680–1731 als Stadtschreiber von Freiburg. Um 1674 heiratete er Maria Ursula Eleonora Alt († 1732), eine Tochter des Freiburger Ratsherren Tobie Protais Alt. Zwischen 1680 und 1723 stiftete das Ehepaar mehrere Allianzwappenscheiben, die sich in Freiburger Privatbesitz erhalten haben (vgl. Bergmann 2014, Bd. 2, S. 699, Kat.-Nrn. 198, 389, 408, 416).
Die vorliegende Scheibe stammt vermutlich aus der Unteren Ranftkapelle in Flüeli-Ranft. 1873/74 wurden von dort zwei Scheiben nach Bern verkauft. Laut Kapellen-Rechnung Flüeli von 1873/74 erhielt die Kirchgemeinde "von Herrn Woog in Bern für zwei Glasgemälde im Ranft Fr. 350" (vgl. Durrer 1899–1928). Bei einer davon soll es sich um die vorliegende Scheibe handeln. Sie gelangte 1881/82 aus der Sammlung Friedrich Bürkis in das Bernische Historische Museum.
Ein Votivbild mit einer Messdarstellung von 1778 aus der Ranftkapelle im Museum Bruder Klaus in Sachseln lässt in den beiden Chorfenstern je eine Kabinettscheibe erkennen (Inv.-Nr. MBK 0017; 47 x 33 cm; freundliche Mitteilung vom Archivar des Museums, Franz Wicki). Keine von ihnen lässt sich jedoch mit Sicherheit als die Scheibe Von der Weid-Alt identifizieren. Dass sie sicher einen Innerschweizer Bestimmungsort hatte, darauf weist der künstlerische Zusammenhang hin. Denn das Freiburger Ehepaar stiftete augenscheinlich nur die entsprechende Summe an die Kapelle und überliess es den dortigen Empfängern, die Scheibe bei einem Glasmaler zu bestellen. Ihre Wahl fiel auf den Zuger Glasmaler Adam Zumbach, der die Scheibe mit seinem vollen Namen signierte. Das Glasgemälde gehört dementsprechend zu den grösseren und bedeutenderen Werken des Zuger Glasmalers, der – seinem mutmasslichen Lehrmeister Michael IV. Müller folgend – mit besonderer Vorliebe kleine "Zuger Rundscheiben" schuf (Bergmann 2004, S. 120–122).
Die beiden Engel auf dem Gebälk finden sich in analoger Form auf der auch in ihrer Rahmenkomposition gut vergleichbaren Zuger Standesscheibe von 1668 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich, einem Werk Michael IV. Müllers von Zug (Inv. LM 13518; Schneider 1970, Bd. 2, Nr. 638).
Datierung
1676
StifterIn
Von der Weid, Niklaus (1648–1731) · Alt, Maria Ursula Eleonora († 1732)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern
Inventarnummer
BHM 398