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BE_1637: Gemeindescheibe Baar
(BE_Bern_BHM_344)

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Titel

Gemeindescheibe Baar

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1709
Masse
14.9 x 19.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum reitet der hl. Martin zu Pferd in blauer Kleidung und rotem Mantel. Einen Teil seines mit dem Schwert zerteilten Mantels spendet er dem Bettler, der vor ihm auf dem gelb und braun gefliesten Boden niederkniet. In den seitlichen, von blau marmorierten Säulen gerahmten Architekturöffnungen erscheinen die Gemeindeheiligen von Baar, links die hl. Anna Selbdritt und rechts der hl. Silvanus. Die hl. Anna ist in ein langes rotes Kleid, einen blauen Mantel und einen weissen Kopfumhang gehüllt. Während sich die blaugewandete, kindlich kleine Maria an ihre Hüfte schmiegt, sitzt das Christkind im linken Arm seiner Grossmutter. Der Katakombenheilige Silvanus trägt eine antikische Rüstung mit blauem Brustpanzer, gelbem Waffenrock und rot-braun damasziertem Umhang. In seiner Linken Schwert und Palmzweig haltend, blickt er auf das Allerheiligste, das ihm in einem Kelch vor einer umwölkten Gloriole erscheint. Der Stifterinschrift am Standsockel ist im Zentrum ein ovaler Lorbeerkranz aufgesetzt. Dieser umfasst den von der Reichskrone bekrönten und vom Doppeladler des Reichs umfangenen Zuger Wappenschild.

Iconclass Code
11H(MARTIN) · Martin, Bischof von Tours; mögliche Attribute: Bettler, Gans
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44B191 · Krone (als Symbol der obersten Gewalt)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
73A221 · Anna selbdritt: Anna, Maria und das Christuskind als Figurengruppe
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Zug

Inschrift

Die Loblich Gemeind / Baar Anno Domini 1709.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Schadstellen in der Bemalung; mehrere Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und grüner Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der hl. Martin war Kirchenpatron des zugerischen Baar und ist daher auf dem vorrangigen Platz im Zentrum der Scheibe dargestellt. Der hl. Anna war das Beinhaus in Baar geweiht. Ihr wird schon früh eine wichtige Stelle in den Gemeindescheiben eingeräumt. Der hl. Silvanus dagegen gesellt sich erst spät zu den Gemeindeheiligen. Die Reliquien des Katakombenheiligen gelangten 1697 nach Baar, wo sie in grossem Prunk empfangen und nach der Fassung durch die Zuger Klosterfrauen des Klosters Maria Opferung auf dem Seitenaltar der Baarer Pfarrkirche aufgestellt wurden. Der Heilige ist dort und auf dem die Figur verdeckenden Altarbild kniend und als Verehrer der hl. Eucharistie dargestellt (vgl. auch die Baarer Scheibe von 1730 im Museum Burg Zug, Inv.-Nr. 3340; Bergmann 2004, Kat.-Nr. 329). Das vorliegende Glasgemälde zeigt ihn jedoch stehend vor dem in umwölkter Glorie erscheinenden Kelch.
Laut Katalog des Bernischen Historischen Museums von 1884 stellt diese Scheibe ein "Bruchstück" dar. Sie ist aber zweifellos vollumfänglich erhalten.
Die Scheibe der Gemeinde Baar ist ähnlich komponiert wie die in Zug entstandene Bildscheibe Jakob Ibergers und Maria Barbara Kaufmanns von 1707 oder die Figurenscheibe Oswald Hegglins und Maria Idda Elseners von 1711 im Museum Burg Zug (Bergmann 2004, Kat.-Nrn. 294 und 302). Während die ältere dem Zuger Glasmaler Franz Josef Müller zugeschrieben ist, dürfte die jüngere aus der Hand dessen Bruders Johann Baptist Müller stammen. Der Stil der beiden bei ihrem Vater Michael IV. Müller ausgebildeten Brüder ist in dieser Zeit nur schwer auseinanderzuhalten. Aufgrund der Schrift mit den schon sehr stilisierten Schnörkeln ist anzunehmen, dass es sich bei dieser Arbeit um ein frühes, sorgfältiges Werk des jüngeren Johann Baptist Müller handelt, das sich noch stark am Werk seines älteren Bruders orientiert. Johann Baptist wird auch die 1733 datierte Gemeindescheibe von Baar im Museum der Burg Zug zugeschrieben, welche die stilistische Entwicklung des Glasmalers deutlich belegt (Bergmann 2004, Kat.-Nr. 335).

Datierung
1709
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Vor/seit 1884 Bernisches Historisches Museum

Inventarnummer
BHM 344

Bibliografie und Quellen

Literatur

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 50.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 45.

Linus Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. I. Halbband. Basel 1934, S. 91.

Fritz Wyss, Verzeichnis Zugerischer Glasgemälde und Scheibenrisse, 1941 (Maschinenmanuskript in der Stadt- und Kantonsbibliothek Zug und im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich), S. 135, Nr. 710 (als Fragment bezeichnet; Franz Josef Müller oder Johann Baptist Müller nach Linus Birchler).

Das Rathaus zu Baar 1981. S. 135, Nr. 25.

Vgl.

Uta Bergmann, Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern 2004.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_344
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Vor/seit 1884 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1637
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016