Das in der Art von Schliffscheiben komponierte Glasgemälde in Grisaillemalerei zeigt das über die Rollwerkkartusche mit dem Stifternamen gesetzte Vollwappen Abraham Decis.
Wappen Abraham Deci
Hr. Abraham Deci, / Predicant Jn Thůn. / Anno 1733.
Keine
Das in der Art von Schliffscheiben komponierte Glasgemälde in Grisaillemalerei zeigt das über die Rollwerkkartusche mit dem Stifternamen gesetzte Vollwappen Abraham Decis.
Wappen Abraham Deci
Hr. Abraham Deci, / Predicant Jn Thůn. / Anno 1733.
Keine
Gut.
Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot.
Abraham Deci (um 1675–1738) aus Thun war Pfarrer in Lausanne, Schangnau und Thun. 1706 heiratete er in Eggiwil Magdalena Wyss.
Abraham Decis Glasgemälde verrät die gleiche Hand wie die beiden ebenfalls im Schlossmuseum Thun befindlichen Grisaillescheiben Jakob Becks von 1731 (Inv. 473) und Peter Lehnherrs von 1737 (Inv. 2769-02). Diese drei Werke sind stilistisch der vom Berner Glasmaler Samuel Küpfer signierten Grisaillescheibe im Bernischen Historischen Museum aufs Nächste verwandt, die derselbe 1733 für den berühmten Langnauer Chirurgen Michael Schüpbach schuf (BHM Bern, Inv. 21427). Bei den drei Werken in Thun handelt es sich somit um frühe Arbeiten Küpfers (1712–1786), dessen den damaligen Zeitgeschmack treffenden Grisaillescheiben in den Berner Landen sehr gefragt waren. Die im Thuner Aussstellungskatalog von 1964 vorgeschlagene Zuschreibung von Decis Scheibe an den Berner Glasmaler Andeas Fueter ist unhaltbar.
Das Glasgemälde soll aus einem Zyklus von Grisaillescheiben stammen, von denen vormals diejenigen mit den Wappen der Familien Deci, Frutiger, Lohner, Plüss, Stauffer, Straub, Tschaggeny und Schüppach bekannt waren. Davon sind heute allerdings nur noch zwei Glasgemälde nachweisbar, nämlich die vorliegende Wappenscheibe Abraham Decis im Schlossmuseum Thun und diejenige Michel Schüppachs im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 21427). Laut den Angaben von Eduard Hopf und Hans Drenckhahn soll der betreffende Zyklus angeblich aus dem Zunfthaus zu Obergerwern in Thun stammen (vgl. Wegeli 1931, S. 146f.). In Thun gab es allerdings keine gleichnamige Zunft und man kann sich deshalb fragen, ob eine Verwechslung mit der Thuner Gesellschaft zu Oberherren vorliegt (Küffer 1991, S. 5). Deren Zunfthaus scheint um 1733 allerdings keine Erneuerung erfahren zu haben, weiss man doch lediglich, dass dasselbe nach der Stadtüberschwemmung von 1721 zu sanieren war (Bähler 2007, S. 158), bevor es 1749 auf den alten Grundmauern vollständig neu errichtet wurde. Dass das Thuner Gesellschaftshaus zu Oberherren der ursprüngliche Bestimmungsort für die oben erwähnten Scheiben von 1733 war, muss deshalb bezweifelt werden. Für die Scheibe des Langnauer "Wunderdoktors" Michel Schüppach stellt Marta Meyer-Salzmann denn auch mit guten Gründen einen anderen Bestimmungsort zur Diskussion. Dabei handelt es sich um das Gasthaus Bären in Langnau, das Schüppach 1733 im Alter von 26 Jahren erwarb, um darin sechs Jahre lang zu praktizieren. Zu dieser Zeit wurde der Gastbetrieb im Hause durch seinen Schwager Hans Ulrich Neuenschwander weitergeführt. Der Bären blieb bis nach dem Tod Michel Schüppachs im Besitz der Familie, die aber nie selber wirtete. Damals gehörten zur Liegenschaft auch ein Krautgarten mit Speicher südlich des Pfarrhauses an der Kirchhalde sowie eine Hanfpflanzung auf dem Dorfberg (http://www.baerenlangnau.ch/). Schüppach dürfte die Grisaillescheibe 1733 demnach für seinen neu erworbenen Langnauer "Bären" in Auftrag gegeben und gleichzeitig auch von Bekannten und Freunden Glasgemälde dorthin geschenkt erhalten haben. Dass die anderen erwähnten Wappenscheiben tatsächlich solche Schenkungen waren, erweist sich von den darauf dargestellten Wappen her allerdings nicht als zwingend. Weder der Thuner Pfarrer Abraham Deci noch der in Münchenbuchsee 1733 ebenfalls als Pfarrer arbeitende Beat Ludwig Plüss (1680–1740), auf den die Grisaillescheibe mit dem gleichnamigen Wappen zu beziehen ist (Kat. Stuker 1991, Nr. 8169), können mit Michel Schüppach nämlich in irgendeine Verbindung gebracht werden. Von wem die übrigen fünf Grisaillescheiben mit den Wappen Frutiger, Lohner, Stauffer, Straub und Tschaggeny 1733 gestiftet wurden, ist bislang zwar ungeklärt. Weil die darauf festgehaltenen Wappen Angehörige von Familien repräsentieren, die nicht aus Langnau oder anderen Orten des Emmentals, sondern vornehmlich aus dem Berner Oberland (Thun) stammen, scheint aber auch in diesen Fällen ein Bezug zu Michel Schüppach eher unwahrscheinlich.
Seit 1931 Schlossmuseum Thun (Schenkung Eduard Hopf: Vermittler oder Vorbesitzer)
Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 11/1931, S. 146f.
Gustav Keller, Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun 1931, S. 12.
700 Jahre Thuner Handveste. Thun in der Kunst früherer Zeiten, Ausstellungskatalog Schloss Schadau, Thun 1964, Nr. 189 (Andreas Fueter?).
Vgl.
Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog 22. Mai–5. Juni 1991.
Peter Küffer, Thuner Zunftwappen, in: Jahresbericht Historisches Museum Schloss Thun 1991, S. 5–17.
Anna Bähler, Gebändigt und genutzt. Die Stadt Thun und das Wasser in den letzten 300 Jahren, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 69/2007, S. 153–207.
Schlossmuseum Thun, 6686
Seit 1931 Schlossmuseum Thun (Schenkung Eduard Hopf: Vermittler oder Vorbesitzer)