Forschung
Der Stifter der Scheibe ist vermutlich identisch mit Johann Rudolf Bucher (24.7.1682–1.3.1742), dem Sohn Johann Rudolfs (1640–1719) und Anna Maria von Erlachs. Johann Rudolf der Jüngere trat 1718 in den Grossen Rat in Bern, wurde 1723 Stadtmajor, 1729 Landvogt zu Fraubrunnen 1737 Kleinrat, 1740 Bauherr und 1741 Venner. Er zeichnete sich 1712 beim Kampf in Villmergen aus, führte den Neubau des Amtssitzes in Fraubrunnen aus und übernahm von seinem Vater das Schloss Holligen. Seine Ehefrau Maria Anna Bucher (1692–1742) schenkte ihm sechs Kinder. Ihre Tochter Anna Elisabeth (1711–1740) heiratete den bekannten Arzt und Dichter Albrecht von Haller, starb aber schon bei der Geburt ihres ersten Kindes (HBLS 2/1924, S. 389, Kessel 2015).
Von Johann Rudolf Bucher hat sich eine weitere Scheibe von 1730 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich erhalten (Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 758).
Die vorliegende Scheibe stammt gemeinsam mit drei anderen im Bernischen Historischen Museum befindlichen Scheiben (BHM Bern, Inv. 403, 405–406) aus dem Zehnthaus für das Gericht Ligerz in Bipschal (Bévesier), einer Häusergruppe und ehemaligen Rebbausiedlung zwischen Ligerz und Twann am Bielersee (Amtsbezirk Nidau). Alle vier weisen enge Parallelen zu den Scheiben Thuns in der Kirche Hilterfingen (1728) und Berns in der Kirche Grafenried (1716) auf, die auf Entwürfen Johann Rudolf Hubers beruhen. Auch die Radierung nach einer Zeichnung Hubers in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich legt die Nähe zur vorliegenden Serie dar (Kehrli 2010, Abb. 50).
Ausführender Glasmaler dieser Scheiben war wohl Hans Jörg III. Wannenwetsch aus Basel, der 1704 nach einem Entwurf Hubers wahrscheinlich auch die heute im Bernischen Historischen Museum befindliche Bernscheibe (BHM Bern, Inv. 5649) für die Kirche Heimiswil anfertigte und dem die Thuner Stadtscheibe in Hilterfingen nach einem Riss Johann Rudolf Hubers zugeschrieben wird. Darauf deuten zumindest die stilistischen Übereinstimmungen.
Datierung
1719
StifterIn
Bucher, Johann Rudolf (1682–1742), Landmajor und des Grossen Rats
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Inventarnummer
BHM 404