Forschung
In der Komposition mit dem vorliegenden Werk vergleichbar sind die 1561, um 1563, 1568 und 1577 entstandenen Zürcher Standesscheiben im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Schneider 1971, Bd. 1, Kat.-Nrn. 288, 308, 323, 352). Sie zeigen wie die vorliegende über dem Zürcher Banner den Schweizer Schwenkel (roten Wimpel mit Kreuz).
Die genannten Scheiben gehen wohl auf eine von Carl von Egeri gestaltete Komposition zurück, wie die aus seiner Hand stammende Zürcher Standesscheibe von 1557 aus dem Kreuzgang des ehemaligen Klosters Muri belegt, die sich heute im Gesellschaftshaus der Schildner zum Schneggen in Zürich befindet (Hasler 2002, S. 223f., Abb. 64). Auch in Bern war die Form des schildbegleitenden Löwenpaares bekannt, denn der Berner Glasmaler Abraham Bickhart schuf und monogrammierte 1555 einen heute in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Berlin befindlichen Riss zur einer Zürcher Standesscheibe (Kat. Asper 1981, S. 107, Nr. 88). Bickhart war damals möglicherweise in Zürich bei Carl von Egeri tätig.
Das Wappen Holzhalb muss sich auf einen Angehörigen dieses Zürcher Ratsgeschlechts beziehen, der 1567 Amtsträger seiner Stadt war und als solcher, sei es als Schultheiss, Seckelmeister oder Landvogt, an der Stiftung dieser Standesscheibe Anteil hatte. In Frage käme der Glasmaler Heinrich Holzhalb (1502–1572), der 1565 Landvogt zu Grüningen wurde und Besitzer des Schlösschens Susenberg am Zürichberg war. Von ihm weiss man, dass er für den Rat an die 60 Fenster mit Standeswappen auszuführen hatte (HBLS 4/1927, S. 280). Sollte das betreffende Wappen tatsächlich dasjenige Heinrich Holzhalbs sein, darf man dessen Werkstatt als Produktionsort der vorliegenden Scheibe in Betracht ziehen.
Datierung
1567
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1901 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1901 Familie Engelhard, Murten (vgl. Korrespondenz in Nachweisakten BHM Bern)
Inventarnummer
BHM 4357