Forschung
Die Inschrift der vorliegenden Scheibe wurde nachträglich, vielleicht im Jahr 1731, kalt übermalt und verändert. Der in der damals erneuerten Inschrift genannte Samuel Zehender (1701–1735) heiratete 1725 Anna Maria Weyermann, verliess aber 1732 seine Familie und trat in spanische Kriegsdienste ein (vgl. Wegeli 1934).
Die ursprüngliche Scheibe wurde sicher auch von einem Mitglied der Familie Zehender gestiftet, dem Zustand der Inschrift zu urteilen nach ebenfalls von einem Samuel. Ausgehend vom Stil der Scheibe, die zwischen 1600–1630 entstanden sein muss, kommt nur Samuel Zehender (1577–1628) in Frage. Dabei handelt es sich um den Ururgrossvater des Samuel von 1731. Samuel Zehender (1577–1628) war Vogt zu Moudon (Milden) 1616, Zehntherr zu Rüfenacht 1623 und Vogt zu Romainmôtier 1625 (HBLS 7/1934, S. 630). 1607 heiratete er Helena Tillier (1590–1628). Vom Vater Samuels, Marquard (1542–1610), sind mehrere Scheibenstiftungen bekannt.
Die Scheibe stammt aus stilistischen Gründen sicher von derselben unbekannten Hand, welche die im Bernischen Historischen Museum befindliche Scheibe Albrecht Manuels von 1626 (BHM Bern, Inv. 5772) schuf. Diese Scheibe gibt auch einen Anhaltspunkt für die Entstehungszeit der neu datierten Scheibe. Da sich Zehender in der Inschrift nicht Vogt nennt, wird sie wohl vor 1616, d. h. vor seinem Antritt als Vogt zu Milden, gestiftet worden sein. Weil in der Inschrift noch ein "im" ("laugach...") zu entziffern ist, handelte es sich möglicherweise um die Angabe von Zehenders Wohnort.
Die spitznasigen Puttenköpfe und der Kopf der Helmzier erinnern an Scheiben, die für Hans Jakob Hübschi durch Quellen gesichert sind, wie die Berner Standesscheibe für das Rathaus Luzern im dortigen Historischen Museum (Galliker 2009, Abb. S. 17), oder seinem näheren Umkreis zugeschrieben werden, wie die Allianzscheibe Albrecht Manuels und Magdalena Nägelis (BHM Bern, Inv. 18115). Dennoch werden die Scheiben Zehender und Manuel wohl kaum von Hübschi selbst stammen, der im Jahr 1626 schon etwa 86-jährig gewesen wäre. Ob er zu dieser Zeit überhaupt noch lebte und arbeitete, ist unbekannt. Beide Scheiben sind jedoch in der Nachfolge dieses den Zeitstil lange Zeit prägenden Meisters zu sehen.
Datierung
um1610
Zeitraum
1600 – 1616
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1934 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Villa von Fischer-von Zehender, Thunstrasse in Bern (dortige Scheibensammlung); 1933 von Frau B. von Fischer-von Zehender dem BHM Bern vermacht (Foto SNM Zürich)
Inventarnummer
BHM 23899