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PSV_606: Die Vision des hl. Johannes auf Patmos bei der Niederschrift der Apokalypse
(FR_Romont_VMR_PSV_606)

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Titel

Die Vision des hl. Johannes auf Patmos bei der Niederschrift der Apokalypse

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1769
Masse
33.9 x 41.2 cm (mit Rahmen); 2.5 mm (Glasdicke)

Ikonografie

Beschreibung

Vor einem baumbestandenen Felsen sitzt Johannes der Evangelist in grünem Kleid mit rotem Mantel, in der Rechten die Schreibfeder haltend, mit der Linken das grosse Buch auf dem Knie abstützend. Hinter ihm hält mit ausgebreiteten Schwingen der grosse Adler das Tintenfass bereit. Johannes horcht mit erhobenem Kopf, dem Auftrag Christi folgend, alles aufzuschreiben, und blickt links zu dem ihm in gleissendem Sonnenlicht erscheinenden apokalyptischen Weib auf der Mondsichel empor, während deren neugeborenes nacktes Kind in den Himmel entrückt wird. Im Mittelgrund fegt der siebenköpfige Drache mit seinem Schwanz die Sterne vom Himmel, links unten verschlingt das Untier Menschen, rechts klagen und weinen am Meeresrand die Kaufleute und Schiffsherren, während im Himmel ein Engel mit dem Mühlstein erscheint.
Schmaler, vergoldeter Originalrahmen. Alte (originale?) Unterlage aus geschwärztem Büttenpapier. Glatte, im Zylinder-Blas-Verfahren hergestellte Gastafel mit wenigen gleichgerichteten linsenförmigen Gasbläschen, einige wenige Ascherückstände. Ränder geschnitten und gekröselt.

Iconclass Code
73G11 · Johannes (schreibt) auf der Insel Patmos; zusätzlich kann neben ihm der Adler dargestellt sein
Iconclass Stichworte
Adler · Insel · Patmos · schreiben
Inschrift

Keine

Signatur

Joh. Cresc. Meyer invent + pinx. 1769 (unten links, nur im Durchlicht lesbar)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Farbablösungen, einige Farbversluste. Gewichtige Retuschen v. a. beim zentralen Baum im Himmel.

Technik

Maltechnik E in feinstem Auftrag

Entstehungsgeschichte

Forschung

Frieder Ryser sah in Johann Crescenz Meyer "vorbehaltlos den besten Hinterglasmaler der Surseer-Schule" (Ryser 1991, S. 177) und schrieb ihm anhand der Signatur mit dem Vermerk "invent." die Komposition selbst zu. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Maler Johann Crescenz Meyer allein in der Lage war, eine derart komplexe Bildaussage und -gestaltung zu entwerfen, die verschiedene Szenen der Johannesoffenbarung wiedergibt (Apk). Vielmehr übernimmt er für den linken Mittelgrund mit der menschenfressenden Bestie teilweise und für den rechten Mittelgrund mit dem mühlsteinwerfenden Engel, der Insel und der Hafenszene ganz und detailgetreu seitenverkehrt zwei Kupferstiche aus Melchior Küsells Bibel von 1680 (www.johannesoffenbarung.ch/bilderzyklen/kuesell.php. Am 26.11.2015). Für den Oberkörper der jugendlich dargestellten Hauptfigur, die durch den flaumigen Schnauz und langwallendes Lockenhaar gekennzeichnet ist, und für den Adler mit dem Tintenfass lag Johann Crescenz Meyer offenbar als Vorlage ein Stich Cornelis Visschers (1628/29–1658) vor, der 1650 in Haarlem gestochen worden war. Die "Inventio" Johann Crescenz Meyers würde sich somit auf die Zusammenstellung der verschiedenen Vorlagenteile beschränken. Im Gesamtwerk Meyers nimmt das Hinterglasgemälde mit dessen Namenspatron eine gewichtige Stellung ein, ohne dass klar wird, ob und inwieweit auch Einflussnahmen von Theologen zu Bildinhalt und -komposition beitrugen.

Datierung
1769
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in

R.+F. Ryser (Schenker)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Vitrocentre Romont

Vorbesitzer*in

Antiquariat Laue, München · R.+F. Ryser (1987)

Inventarnummer
RY 699

Bibliografie und Quellen

Literatur

Glas, Glanz, Farbe. Vielfalt barocker Hinterglaskunst im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts. (Ausstellungskatalog Murnau, Schlossmuseum 1.8.–9.11.1997) Murnau 1997. S. 188, Kat.-Nr. N 12.

Ryser, Frieder. Verzauberte Bilder. Die Kunst der Malerei hinter Glas von der Antike bis zum 18. Jahrhundert. München 1991. S. 180, Abb. 204, 194, S. 344.

Ryser, Frieder. Reverse Paintings on Glass: The Ryser Collection. (Ausstellungskatalog New York, The Corning Museum of Glass 1992) New York 1992. S. 73, Abb. 43; 148, Nr. 43.

Vgl.:

www.johannesoffenbarung.ch/bilderzyklen/kuesell.php. (Am 26.11.2015)

Vorlage

Siehe Forschung

Ausstellungen

25.4.–1.10.1992: Reverse Paintings on Glass: The Ryser Collection. Corning, New York, The Corning Museum of Glass.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Romont_VMR_PSV_606
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Fribourg)
Aufnahmedatum
2016
Eigentümer*in

Vitrocentre Romont

Inventar

Referenznummer
PSV_606
Autor*in und Datum des Eintrags
Yves Jolidon 2010; Yves Jolidon 2011; Elisa Ambrosio 2017