Forschung
Die Standesscheibe schliesst sich an das Œuvre der in der Manier Hans Funks arbeitenden Berner Glasmaler an. Auf Hans Funk und seinen Umkreis geht sicher auch die Komposition der Scheibe zurück, bei der die Wappenpyramide mit dem Helm und einer kompakten Helmdecke ausstaffiert wird, vor dem die Löwen die Schildhalter bilden. Der Reichsadler erhebt sich flugbereit über der Reichskrone als Helmzier des Wappens. Diese Form des Zimiers zeigen weitere, auf Bern und Freiburg beschränkte Vergleichsbeispiele wie die Standesscheibe Bern aus der Pfarrkirche Kerzers 1513 (Bern, BHM Inv.-Nr. 1885; Foto SLM 6479; BHM Neg. 3175; Anderes 1963. S. 109–111, Abb. 72; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 125; BE_832), die Standesscheibe Freiburg im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich vom Anfang des 16. Jahrhunderts (SLM IN 89; Lehmann ASA 1913. S. 110, Taf. XIVa [Hans Hänle in Bern zugeschrieben]; Anderes 1963. S. 110–113, Abb. 75 [als Frühwerk Hans Funk zugeschrieben]; Schneider 1971. Bd. I. S. 55, Nr. 114; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 20.2), die Standesscheibe Freiburg um 1528 im Rathaus von Lausanne (Anderes 1963. S. 116, Abb. 80; Grandjean. Kdm VD I. 1965. S. 415, Abb. 322 [gesichert für Hans Funk]; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 37) oder der Ämterscheibe Freiburg mit Madonna und hl. Nikolaus als Schildhalter 1517 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Anderes 1963. S. 112, Abb. 77; Beeh-Lustenberger 1967/1973. S. 221, Nr. 285, Abb. 191; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 45). Hier hält jedoch der Reichsadler neben dem Reichsapfel auch das Zepter in den Klauen. Anderes schliesst die Standesscheibe des Freiburger Museums für Kunst und Geschichte stilistisch einer Standesscheibe Freiburgs in Jegenstorf von 1515 an, die dem Berner Glasmaler Jakob Meyer bezahlt wurde (StAF SR 225, 1515/I, fol. 42v, nach Anderes 1963. S. 212, Nr. 236; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 41). Zudem wird eine weitere verwandte Freiburger Scheibe in der Kirche von Neuenegg dem Glasmaler Meyer zugeschrieben (Anderes 1963. S. 124–125, Abb. 94; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 29.1; BE_492 [dort unbekannter Glasmaler]). Die hier vorliegende Scheibe entfernt sich immer mehr von den bis anhin prägenden Vorbildern mit dominanten Löwen, sind die Wappenhalter doch gleichsam so reduziert, dass sie fast in der Helmdecke verschwinden. Der immer kühler und steifer wirkende Zeichenstil der bis auf den rechten Bogenzwickel ergänzten Arkade ist aber deutlich dem gesicherten und zugeschriebenen Werk Jakob Meyers verwandt, dessen Spätwerk jedoch kaum erschlossen ist.
Datierung
1523
Eingangsdatum
Vor 1887
StifterIn
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
MAHF 3472