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FR_39: Wappenscheibe des Zisterzienserordens 1536
(FR_Freiburg_MAHF_FR_39)

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Titel

Wappenscheibe des Zisterzienserordens 1536

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschrieben
Datierung
1536

Ikonografie

Beschreibung

Vor purpurfarbenem Rankendamast präsentiert ein goldgelockter Engel über einem masswerkverzierten Sockel das Wappen des Klosters und Ordens von Cîteaux. In die Tracht der Diakone gekleidet, mit blauer, fransenbesetzter Dalmatika und leuchtend grünem Pluviale, hält er in der Linken einen kleinen Blumenstrauss und in der Rechten den Abtstab mit Panisellus. Den Rahmen bilden Balustersäulen, deren fleischiges Blattwerk sich in die Zwickel des ansetzenden Bogens fortsetzt. Im Scheitel des Bogens nennt ein eingerolltes blaues Schriftband das Datum: M.D.XXXVI (1536).

Iconclass Code
11G · Engel
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Zisterzienserorden (Cîteaux): In Schwarz ein weiss-rot geschachter Schrägbalken.

Inschrift

Datum: M.D.XXXVI.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Wenige Notbleie, ein winziger Sprung. Korrosionsspuren mit Verbräunungen, v. a. im farblosen Glas. Kittrückstände.
Restaurierung: 1900: Kirsch & Fleckner, Freiburg: neu verbleit.

Technik

Farbloses, grünes, hellgrünes, purpurfarbenes und blaues Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bezeichnend für diese Stilphase an der Wende zur Renaissance ist neben der feinen Damaszierung von Gewand und Hintergrund die Überspielung der hier schon beinahe aufgelösten Bogenarchitektur und der gedrungenen Säulen mit fleischigem Pflanzenwerk.
Die Scheibe gehört zu den spätesten datierten Werken, die dem vielbeschäftigten Berner Glasmaler Hans Funk († 1540) zugeschrieben werden können (Von Max de Techtermann zunächst dem Glasmaler Heinrich Ban zugewiesen [vgl. Dubois 1910]. Doch sicher ein Spätwerk seines mutmasslichen Lehrmeisters). Einen sehr ähnlichen Kopf besitzt beispielsweise der hl. Johannes, der den Berner Stifter von Erlach (1474–1539) auf einer Scheibe in der Eremitage in St. Petersburg begleitet (Shlikevich 2010. Kat.-Nr. 3. Wahrscheinlich die Kopie der Scheibe Hans von Erlachs aus dem Jahr 1519, die 1911 in der Kirche von Hindelbank verbrannte und Hans Funk oder seiner Werkstatt zugeschrieben war. Lehmann ASA 1915. S. 55–56, Abb. 6). Von Hans Funk hat sich in der Staatlichen Graphischen Sammlung München auch ein Scheibenriss erhalten, der den fast identischen Engel mit einer Mitra in der Rechten als Schildhalter des Wappens von Wattenwyl zeigt (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 39.1). Auftraggeber der nicht mehr erhaltenen Scheibe war wahrscheinlich Niklaus von Wattenwyl, Propst zu Lausanne, Abt der Zisterzienserabtei Montheron und seit 1521 Propst des Chorherrenstifts St. Vinzenz zu Bern (HS I, 4. 1988. S. 391–393; Braun 2004. S. 30–46; Braun, Hans. Wattenwyl, Niklaus von. In: HLS 13, 2014. S. 292). Da er 1526 auf seine geistlichen Würden verzichtete und sich mit der Klosterfrau Klara May verheiratete, wird der Scheibenriss noch vor dieser Zeit entstanden sein. Auch eine 1980 bei Sotheby’s in New York gehandelte Scheibe mit einem unbekannten Bischofswappen folgt diesem Riss genau (European Works of Art, Furniture and tapestries. Sotheby’s New York, 28.–29. November 1980. Lot 125). Das Bildmotiv muss jedoch schon früher existiert haben, denn nach der gleichen Vorlage entstand um 1500 in einer Berner Werkstatt eine Scheibe, die sich im Nationalmuseum Stockholm befindet (Ganz Statistik. LM 99774.410; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 39.2). Eine vergleichbare Komposition weist auch die mutmassliche Nachzeichnung eines Scheibenrisses mit dem Engel als Schildhalter eines unbekannten Wappens in der Sammlung J. C. Lavater in Wien auf (Canestrini 2000. S. 161, LAV 81).
Die vorliegende Scheibe besitzt keine Stifterinschrift, sondern trägt nur das Ordenswappen der Zisterzienser. Dass es sich dennoch um eine Stiftung des Frauenklosters Magerau handeln könnte, zeigt der Blick auf eine Scheibe desselben Klosters aus dem Jahr 1547, die heute im Cleveland Museum of Art aufbewahrt wird. Auch diese stellt das Ordenswappen statt eines Klosterwappens dar, ist jedoch durch die Inschrift als Stiftung "des wirdige gotzhus orde. s. bernhartz in der magere ouw. zu friburg" gesichert (Corpus Vitrearum Checklist USA III. 1989. S. 211; Raguin/Zakin 2001. S. 184–186; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 57). Die Scheibe in Amerika stammt aus der bekannten Sammlung Joseph Niklaus Vincents, der Ende des 19. Jahrhunderts seine Glasgemälde v. a. in der zentralen und östlichen Schweiz erwarb. Als Bestimmungsorte der Freiburger Stiftung mögen daher befreundete Zisterzienserklöster wie Wettingen in Frage kommen, oder das Frauenkloster Magdenau, aus dem angeblich auch zwei Scheiben der Gebrüder Tschudi aus dem Jahr 1547 stammen (Heute im Schweizerischen Nationalmuseum. Anderes 1994. S. 192 und 197; Schneider 1971. Bd. I. S. 90–91, Nr. 240, 241).
Das hier vorliegende Glasgemälde des Freiburger Museums für Kunst und Geschichte befand sich im 19. Jahrhundert in der Klosterkirche der Magerau in Freiburg, in der Rose des Chorabschlusses, in die sie vielleicht erst im Laufe der Zeit versetzt worden war. Sie wäre demnach eine Eigenstiftung in die Kirche oder den Konvent gewesen. Theoretisch kann sie jedoch auch die Stiftung eines befreundeten Zisterzienserklosters sein.

Datierung
1536
Eingangsdatum
1899
Schenker*in / Verkäufer*in

Kloster Magerau, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Spätestens im 19. Jahrhundert in der Rose des Chorabschlusses der Klosterkirche Magerau angebracht (Im Briefwechsel des Konservators Max de Techtermann mit der Erziehungsdirektion ist nur von den Fenstern der Kirche die Rede DIP 1185a). Aus dem Kloster 1899 erworben.

Inventarnummer
MAHF 3477

Bibliografie und Quellen

Literatur

Rahn, Johann Rudolf. Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. V. Canton Freiburg. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 16, 1883. S. 419.

Zemp, Josef. Die schweizerische Glasmalerei. Eine kunsthistorische Skizze. SA: «Monat-Rosen». Luzern 1890. S. 41.

Techtermann, Max de. Musée cantonal de Fribourg. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 1, 1899, S. 209, Nr. 5.

Oidtmann, Heinrich. Geschichte der Schweizer Glasmalerei. Leipzig 1905. S. 253.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF). Nr. 193.

Dubois, Frédéric-Théodore. Monastère de la Maigrauge. Vitrail aux armes de l’Ordre de Cîteaux. In: Fribourg Artistique à travers les âges 1910. Pl. VI.

Lehmann, Hans. Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA) NF 17, 1915. S. 239, Abb. 13.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 4 (3me fenêtre).

Strub, Marcel. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome II: La ville de Fribourg. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 36) Bern 1956. S. 396.

Anderes, Bernhard. Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Freiburg 1963. S. 119–120, 180, Nr. 70, Abb. 88.

Glasmalerei. Eine Einführung mit Beispielen aus dem Schweizerischen Museum für Glasmalerei Romont und in der Region von Romont / Raconte-moi le vitrail … Une introduction par le biais d’exemples exposées au Musée Suisse du Vitrail à Romont et de vitraux de la région de Romont. Hrsg. Schweizerisches Museum für Glasmalerei, schweizerisches Zentrum für Forschung und Information zur Glasmalerei / Éd. Musée Suisse du Vitrail, Centre

de recherche et d’information sur le vitrail. Romont 2001. S. 32, Nr. 15.

Delétra-Carreras, Nuria. L’abbaye de la Maigrauge 1255–2005. 750 ans de vie. Mit deutscher Kurzfassung und Bildverweis. Fribourg 2005. Abb. 173.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 39.

Vgl.

Ganz, Paul. Statistik schweizerischer Scheibenrisse und Handzeichnungen 1898–1908. Handschriftlicher Nachlass von Paul Ganz. Schweizerisches Nationalmuseum Zürich.

Schneider, Jenny. Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa o. J. [1971].

European Works of Art, Furniture and tapestries. Sotheby’s New York, 28.–29. November 1980.

Braun, Patrick (Red.). Le diocèse de Lausanne (VIe siècle – 1821), de Lausanne et Genève (1821 – 1925), et de Lausanne, Genève et Fribourg (depuis 1925). Helvetia Sacra. (Fondée par R. Rudolf Henggeler, Continuée par Albert Bruckner) Section I, vol. 4. Archidiocèses et diocèses IV. Basel/Frankfurt a. M. 1988.

Caviness, Madeline H. u. a. Stained Glass before 1700 in American Collections: Midwestern and Western States. (Corpus Vitrearum Checklist III, Studies in the History of Art. Volume 28. Monograph Series I) Washington 1989.

Anderes, Bernhard (Red.). Kloster Magdenau 1244–1994. (Festschrift Magdenau) Magdenau 1994.

Canestrini, Alessandro. Die Scheibenrisse der Sammlung J. C. Lavater in Wien. Katalogisierung und Klassifizierung. (Diplomarbeit) Wien 1999/2000.

Raguin, Virginia Chieffo and Helen Jackson Zakin. With contribution from Elizabeth Carson Pastan. Stained Glass before 1700 in the collections of the Midwest States. (Corpus Vitrearum United States of America, part VIII) 2 Bde.London 2001.

Braun, Hans. Die Familie von Wattenwyl / La famille de Wattewille. Bern 2004.

Shlikevich, Elena. Stained glass from the 16th – 18th centuries in the Hermitage collection. (Exibition catalogue St. Petersburg 6. juli –3. october) St. Petersburg 2010.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Hrsg. von der Stiftung HLS. 13 Bde. Basel 2002–2014.

Archiv des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg (MAHF).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6386

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_39
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_39
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2015