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FR_56: Wappenscheibe des Abts von Hauterive Jakob Müllibach 1575
(FR_Freiburg_MAHF_FR_56)

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Titel

Wappenscheibe des Abts von Hauterive Jakob Müllibach 1575

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Heilmann, Christoph · zugeschrieben
Datierung
1575

Ikonografie

Beschreibung

Zwei Engel dienen als Wappenhalter des gevierten, von Mitra und Pedum überhöhten Abtschildes vor dem mit Bandelwerk geschmückten farblosen Grund. Der linke trägt über dem gelbem Rock ein blaues kurzes Überkleid mit gebauschten Ärmeln, der rechte ist in ein rotes Kleid und einen gelben Überrock mit blauen Ärmeln gekleidet. Im linken Oberbild sitzt vor der rollwerkgeschmückten Architektur die Allegorie der Gerechtigkeit (Justitia) mit Waage und Schwert. Die symmetrisch entsprechende Tugendfigur der rechten oberen Ecke ist verloren und heute durch ein Fragment mit der Darstellung des Pilatus-Urteils ersetzt. In der Mitte ist die Kreuzigung mit Maria und Johannes vor einem Strahlenkranz in Wolken dargestellt. Nackte Seelenfiguren, die die offene Hand vor der Brust halten, rahmen in zwei Reihen den Gekreuzigten. Ein lateinischer Spruch des Kirchenvaters Aurelius Augustinus von Hippo spricht auf die Gnade Gottes an: “Das Gesetz war gegeben, damit Gnade begehrt werde, Gnade war gegeben, damit das Gesetz vollzogen werden kann” (De spiritu et littera, Kap. 19, 34). Zwischen roten Postamenten, von denen nur das linke erhalten ist, steht die blau-gelbe Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift auf farblosem Grund.

Iconclass Code
11G · Engel
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
46A122(MÜLLIBACH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MÜLLIBACH)
5(+11) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ eine abstrakte Konzeption wird durch eine weibliche Figur verkörpert)
73D3233 · Pilatus wäscht seine Hände (in Unschuld)
73DD64 · der gekreuzigte Christus mit verschiedenen Personen unter dem Kreuz - DD - die drei Kreuze
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Abt Jakob Müllibach/Hauterive: Geviert, 1 in Silber, besät mit roten Kreuzchen, ein steigender blauer Löwe (Hauterive), 2 und 3 in Schwarz ein rot-silbern geschachter Schrägbalken (Cîteaux), 4 in Blau ein goldenes Mühlrad über einem silbernen Bach (Müllibach).

Inschrift

Stifterinschrift: REVERENDVS DOM[INVS / IA]COBVS MILLIBACH ABBAS / MONASTERY ALTARIP. / 1575.
Bildspruch: LEX DATA EST VT GRATIA QVERERETVR GRATIA DATA EST VT LEX IMPERETVR.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Stark korrodiert mit erheblichen Schwarzlotverlusten. Zahlreiche Notbleie. Grossenteils mit alten Flickstücken, z. T. auch mit farblosen Gläsern zu einem Ganzen gefügt. Fragment mit Handwaschung des Pilatus in oberen Eck eingeflickt. Wappengeviert Müllibach ergänzt. Das Flickstück der Inschrift mit blauen Schmelzfarben später farblich angepasst.
Restaurierung: 1894: Kirsch & Fleckner, Freiburg: neu verbleit.

Technik

Farbloses Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Hellblaues Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff. Rotbraunes, blaues und rotes Glas als Flickstücke. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb, Eisenrot sowie blauen Schmelzfarben (violett nur in Flickstück).

Entstehungsgeschichte

Forschung

Jakob oder Jacques Müllibach ist seit 1551 als Augustiner in Freiburg belegt. 1557 studierte er in Freiburg im Breisgau und ab 1559 in Paris, wo er sich 1562 in das Stammbuch des Solothurners Hans Jakob vom Staal eintrug (Kully/Rindlisbacher 1998. Nr. 069, S. 25, 376). 1564/65–1569 amtete er als Prior des Augustinerklosters und wurde 1569 zum Abt des Zisterzienserklosters Hauterive gewählt. Müllibach soll das Klostervermögen vernachlässigt haben. In Hauterive führte er unbestimmbare Bauarbeiten aus. Er starb am 5.1.1578 (Waeber-Antiglio 1976. S. 223). Als Abt des Klosters Hauterive stiftete Jakob Müllibach ein Fenster ins Sommerrefektorium der Freiburger Augustiner (s. auch HS IV, 6. 2003. S. 122, Anm. 10; vgl. Bergmann 2014. S. 128). Möglicherweise handelt es sich um die Abtscheibe aus dem Jahr 1570, die sich einst in Privatbesitz im Schloss Pérolles befand (Heutiger Standort unbekannt. Foto Archiv de Zurich Barberêche und ASK, dep. im Vitrocentre Romont; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 56.1). Sie zeigt ebenfalls das von Engeln gehaltene Wappen.

Datierung
1575
Eingangsdatum
1894
Schenker*in / Verkäufer*in

Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1894 von der Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid erworben.

Inventarnummer
MAHF 3482

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 30, Nr. 81 (handschriftlicher Nachtrag).

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 6, 1899 (Séance du 8 mars 1894). S. 334–335.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 110.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 6 (8me fenêtre).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 56.

Vgl.

Büchi, Albert. Freiburger Studenten an auswärtigen Hochschulen. In: Freiburger Geschichtsblätter 14, 1907. S. 136, Nr. 55.

Mayer, Hermann (Hrsg.). Die Matrikel der Universität Freiburg im Breisgau 1460–1656. 2 Bde. Freiburg i. Br. 1907/10. Bd. 1. S. 421.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) V, 1929. S. 193, Nr. 3.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) V, 1930. S. 45, Nr. 3.

Waeber-Antiglio, Catherine. Hauterive. La construction d’une abbaye cistercienne au Moyen Age. Fribourg 1976.

Sommer-Ramer, Cécile und Patrick Braun (Red.) Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS). (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, weitergeführt von Albert Bruckner) Abteilung III. Die Orden mit Benediktinerregel. Band 3. Erster Teil. Bern 1982. S. 223.

Kully, Rolf Max und Hans Rindlisbacher (Hrsg.). Der Liber Amicorum des Hans Jakob vom Staal. (Veröffentlichungen der Zentralbibliothek Solothurn Nr. 25) Solothurn 1998. Nr. 069, S. 25, 376.

Braun, Patrick (Red.). Die Augustiner-Eremiten, die Augustinerinnen, die Anunziatinnen und Visitandinnen in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS). (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, weitergeführt von Albert Bruckner) Abteilung IV. Die Orden mit Augustinerregel. Band 6. Basel 2003. S. 121–122.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_56
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_56
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe des Abts von Hauterive Jakob Müllibach 1575