Forschung
Die Gurnel sind ab 1428 in Freiburg eingebürgert und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestorben. Franz Gurnel (1521–1585) führte als Kanzler und Ratsherr 1584 ein Siegel mit dem gleichen Schildbild wie es die Scheibe präsentiert. Sein Wappen erscheint auch auf dem Stadtplan Gregor Sickingers von 1582 (Freiburg, Museum für Kunst und Geschichte Inv.-Nr. MAHF 4067. Vevey Armorial I. 1935. S. 50–51; Blanchard, Raoul. Blätter des MAHF 1997-2.). Franz Gurnel war sicher der bedeutendste Vertreter der Familie. Der Sohn des Peter Gurnel und der Luise Fegely studierte um 1535 in Paris, 1542 war er Notar und Ratsschreiber sowie Mitglied der Krämerzunft, 1543 Grossrat, 1547 Sechziger, 1549 Heimlicher, 1552–1579 Stadtschreiber und 1579 Kleinrat (Foerster 2008/I. S. 88). Der Anhänger Frankreichs diente auch als Tagsatzungsbeamter und Gesandter nach Savoyen. Er war Mitbegründer des Kollegiums St. Michael, bearbeitete die Stadtrechtskodifikation und überarbeitete u. a. Franz Rudellas Chronik, die er auch ins Französische übersetzte. 1579 trug er sich in das Stammbuch Hans Jakob vom Staals ein (Kully/Rindlisbacher 1998. Nr. 661, S. 182, 333). Franz Gurnel war mit Dorothea Techtermann, einer Tochter Sebastian Techtermanns, verheiratet.
Aufgrund der zeitlichen und stilistischen Einordnung des Scheibenfragments um 1585–1590 kommt aber auch sein Sohn Simon Gurnel († 30.9.1627) als Scheibenstifter in Frage. 1584 kam Simon in den Rat der Zweihundert und 1600 in den Rat der Sechzig. Er war 1576 Direktor der Lateinschule, 1592 Schulmeister und 1596–1601 Vogt von Pont (Weitzel 1915. S. 495, 534; Foerster 2008/I. S. 88–89).
Der dritte bedeutsame Namensvertreter der Familie, Peter Gurnel, wurde 1575 in den Grossen Rat und 1580 in den Rat der Sechzig gewählt. 1586/87 amtete er als Venner des Burgquartiers und sass 1590–1592 und 1600–1602 wieder im Rat der Zweihundert (Foerster 2008/I. S. 88). Im Jahr 1600 bat er um einen Geburtsschein für seinen Sohn Peter, der in Augsburg das Weberhandwerk erlernt hatte (StAF, Ratserkanntnussbuch 24, fol. 8r–9r [10.7.1600]). Eine Scheibenstiftung Peter Gurnels aus dem Jahr 1601 hat sich in Marseille erhalten (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 296, Abb. 204). Die Zeichnung von Helm und Helmdecke mit ihren fedrigen, stark ausgefransten Enden und schwungvollen Windungen schliesst das hier vorliegende Wappen an das Werk Christoph Heilmanns an.
Datierung
Um 1585/90
Zeitraum
1585 – 1590
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
MAHF 3428