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FR_77: Bildscheibe Dominik Odermatt um 1600 und 1732: Rütlischwur
(FR_Freiburg_MAHF_FR_77)

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Titel

Bildscheibe Dominik Odermatt um 1600 und 1732: Rütlischwur

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Murer, Christoph · (Umkreis) zugeschrieben und
Müller, Johann Baptist · zugeschrieben
Datierung
Um 1600 und 1732

Ikonografie

Beschreibung

Vor dem Bergpanorama der Rütliwiese geloben die drei Eidgenossen aus den drei Innerschweizer Orten, Werner Stauffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnold von Melchtal aus Unterwalden mit heiligem Eid, ihr Leben und Gut für die Freiheit einzusetzen. Die drei haben die Schwurhand erhoben; der linke Mann trägt eine violette Mi-parti-Kleidung, der mittlere ist blau gekleidet, der rechte ist mit violettem Hut und Pluderhosen, gelbem Wams und blauem Pluderhemd dargestellt. Im Hintergrund wird möglicherweise die Zehntenabgabe und baldige Stürmung der Burgen von Sarnen und Rossberg angedeutet: ein ehrerbietiges Eidgenossenpaar steht vor einem Bauernhaus und schaut den habsburgischen Reitern nach, die zu einer Burg aufbrechen (vgl. FR_315 Szene unten links). Das Mittelbild wird von roten Pilastern mit vorgestellten Säulen eingefasst, die ein verkürztes Gebälk tragen, vor dem in der Mitte eine violette Kartusche prangt. Im Sockel steht zwischen den Podesten die erklärende Stifter- und Bildinschrift.

Iconclass Code
82A(WILLIAM TELL) · Wilhelm Tell
Iconclass Stichworte
Inschrift

Stifterinschrift: Hr. Dominicvs Odermadt / von vnderwalden in Stantz, / vff solch filffaltige Thiraneÿ / verbantend sich die Christen threi / den mutwil wolthent seÿ verthriben / Im Freien Stand wäsen bleiben / 1732.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Mehrere Notbleie und ein Sprung. Oben und unten links Flickstücke. Mittelbild vorderseitig stark berieben und verkratzt. Schwarzlotverluste, daher unklare Zeichnung.

Technik

Farbloses, violettes und rotbraunes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauen, violetten und grünen Schmelzfarben. In den roten, violetten und rotbraunen Architekturteilen Brandmarke: 2. Im Mittelbild Brandmarke: o.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Glasgemälde besteht aus einem älteren Mittelbild und einer im 18. Jahrhundert zugefügten Rahmung mit Inschrift. Eine weitere Scheibe der Serie hat sich im Museum Burg Zug erhalten (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 77.1). Es handelt sich um eine gleichformatige Bildscheibe mit der Darstellung der Erschiessung Gesslers, die eine 1732 zugefügte Stifterinschrift Johann Melchior Bodmers trägt (Bergmann 2004. S. 244, Kat.-Nr. 59). Dem Schriftcharakter beider Inschriften nach, kommt am ehesten der Zuger Glasmaler Johann Baptist Müller (1663–1735) als "Restaurator" der Scheiben in Frage. Da beide Stifterinschriften auf Personen in Stans zu Unterwalden Bezug nehmen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Glasgemälde aus einem innerschweizerischen Zusammenhang stammten und im nahegelegenen Städtchen Zug angepasst wurden, wo die Glasmalerfamilie Müller zu jener späten Zeit noch weite Kundenkreise belieferte. Die älteren Mittelbilder der Scheiben müssen aus stilistischen Gründen jedoch in Zürich, im Umkreis der Murer-Werkstatt des frühen 17. Jahrhunderts, entstanden sein. Dass diese ursprünglichen Glasgemälde schon damals in die Innerschweiz geliefert wurden, ist anzunehmen. Die Scheiben, die wohl bereits um 1600 querrechteckiges Format besassen, waren möglicherweise im Rathaus von Stans angebracht. Inwieweit sich der unbekannte Maler eines Leinwandbildes mit der Darstellung des Stanser Verkommnisses von tatsächlich vorhandenen Glasgemälden inspirieren liess, als er den dortigen Rathaussaal wiedergab, lässt sich heute nicht mehr sicher bestimmen, doch meint man im dortigen Fenster eine solche Bildscheibe mit dem Rütlischwur zu erkennen (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 6).

Datierung
Um 1600 und 1732
Zeitraum
1590 – 1732
Eingangsdatum
Unbekannt, vor 1909
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Unbekannt, vor 1909 erworben.

Inventarnummer
MAHF 3288

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 22.

Bergmann, Uta. Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. (Corpus Vitrearum der Schweiz. Reihe Neuzeit Bd. 4) Bern 2004. S. 244, Kat.-Nr. 59.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 77.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_77
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_77
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016