Forschung
Der Ehemann stammte aus der Glockengiesser- und Geschützgiesserfamilie Kleli (Klely, Klele, Klöli) (vgl. auch Schneider 1976. S. 162; Cesa Mugny 2012. S. 75–78). Stammvater ist sicher Hans Konrad d. Ä., gebürtig aus Schaffhausen, der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als Kessler, Giesser und Kupferschmied in Freiburg belegt ist. Er starb 1591 (Vgl. Brun. SKL II, 1908. S. 172–173; Cesa-Mugny 2012. S. 75–76; StAF Corporations 10.1. Schmiedenzunft, fol. 431r). Vom hier belegten Scheibenstifter, Hans Konrad d. J., ist hingegen wenig bekannt. Seine Frau Elisabeth stammte aus der Freiburger Familie Müller. Sie dürfte die am 18.3.1594 geborene Tochter Franz Müllers aus der Deutschweiz gewesen sein, der 1596–1607 Zöllner des Senselandes war, am 3.9.1604 das Bürgerrecht erhalten hatte und mit Jeanne Burki verheiratet war (Vgl. StAF Taufbuch IIa 3a, p. 50). Nach einem Gemälde von 1602 in der Kapelle Sensebrück bei Flamatt und einem Siegel dieser Zeit trug er das gleiche Wappen wie seine Tochter auf dem Glasgemälde. Franz Müller wird häufig mit François Monney, alias Franz Müller, dem Schreiber und Notar aus Rue verwechselt, der 1588 als Hintersäss und 1593 als Bürger in Freiburg empfangen wurde und der Begründer der patrizischen Familienlinie Müller in Freiburg war (Vgl. Vevey Armorial I. 1935. S. 88–90, Abb. 118; Diesbach/Müller/Tornare/Maradan 1992. S. 3). Das Paar Hans Konrad Kleli-Elisabeth Müller brachte 1616, 1617 und 1625 drei Kinder zur Taufe (Johann, Katharina und Franz. Taufbücher IIa 4a, p. 134, 138 und IIa 5a, p. 61). Das Gerbermesser im Männerwappen weist darauf hin, dass Kleli den Beruf des Gerbers ausübte. Ein Hans Kleli ist hingegen ab 1610/12 als Kupferschmied bezeugt (StAF Corporations 10.1, fol. 451r [als Meistersohn bezeichnet], sein älterer Bruder [?] war gleichfalls ab 1607 als Kupferschmied dort zünftig [fol. 448r]; Vgl. auch SR 414, 1619/I, p. 137; SR 423, 1627/II, p. 26; SR 427, 1632/I, p. 86). Er starb wahrscheinlich 1640 (StAF RM 191, 1640, p. 178 (20.3.1640): Hansen Klölis seligen wittib...). Seine Beziehung zu unserem Stifter muss offen bleiben, aber auch sein Verwandtschaftsgrad mit Hans Christoph Kleli († 1670), der den Beruf des Rotgiessers ausübte und zahlreiche Glocken in der Stadt und auf dem Land fertigte, ist nicht näher bestimmbar (StAF Corporations 10.1, fol. 456r. Vgl. RM 195, 1644, p. 234 [1.6.1644], p. 260 [13.6.1644]; RM 196, 1645, p. 140 [30.3.1645]; Cesa Mugny 2012. S. 76).
Das Scheibenfragment gehört zu den frühesten Werken, die dem Glasmaler Sebastian Schnell in Freiburg anhand seines Monogramms mit Sicherheit zugeschrieben werden können. Der Glasmaler benutzte als Vorlage für seine Scheibe einen Stich Jan I. Sadelers von 1595, der in einem ovalen Ausschnitt die Marienfigur des Altarbildes in der Georgskapelle von St. Ulrich und Afra in Augsburg reproduziert, das vom Münchner Hofmaler Christoph Schwarz (um 1545–1592) 1585 begonnen und nach dessen Tod 1592 von Peter de Witte, genannt Candid (um 1548–1628) vollendet worden war (Volk-Knüttel 2010. S. 356, Nr. D 16, Abb. 296; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 100.1). Maria ist hier als Beschützerin der Christen und Retterin der Welt dargestellt. Ein wohl mit Putten bevölkerter Wolkenkranz ergänzte die vom Glasmaler ins Rund übertragene Vorlage.
Die Marienverehrung spielte vor allem innerhalb des Jesuitenordens eine wichtige Rolle und ging auf den Ordengründer Ignatius von Loyola und seine anempfohlene Bildmeditation zurück. Dass das vorliegende Glasgemälde eventuell im Zusammenhang mit der Kirche St. Michael gestiftet wurde, ist denkbar, zumal die Stiche der am Münchner Hof tätigen Familie Sadeler wahrscheinlich von den Jesuiten durch Beziehungen zu ihrem Orden in München bezogen und verbreitet wurden. Ob die Vorlage einst im Besitz des Glasmalers war oder vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt wurde, ist allerdings ungewiss.
Datierung
1625
Eingangsdatum
Vor 1882
StifterIn
Kleli, Hans Konrad (?–?) · Müller, Elisabeth
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Unbekannt. Vor 1882 erworben.
Inventarnummer
MAHF 2004-090