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FR_113: Ämterscheibe Freiburg 1630
(FR_Freiburg_MAHF_FR_113)

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Titel

Ämterscheibe Freiburg 1630

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hermann, Jost · zugeschrieben
Datierung
1630

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer dreiachsigen Säulen- und Pilaster-Architektur halten zwei steigende Löwen die Wappenpyramide des Standes Freiburg. Die beiden geneigten Schilde stehen auf einem blauen Bretterboden und werden vom bekrönten Reichsschild zwischen Lorbeerblättern überhöht. Die bleckenden Löwen haben das Haupt im Dreiviertelprofil herausgedreht und halten Reichsschild, -schwert und -apfel. Über dem rollwerkverzierten Architrav schwebt in einem Wolkenkranz die personifizierte und geflügelte Allegorie der Justitia mit Schwert und Waage. Die in ein weisses Gewand und einen violetten Mantel gekleidete Gerechtigkeit erscheint mit verbundenen Augen. Unter der Wappenpyramide steht in einer rotbraunen rollwerkverzierten Kartusche die Stifterinschrift mit dem Datum. Der zentrale Teil wird von einem ovalen Wappenkranz mit 28 Wappen der Freiburger Ämter, Vogteien und Gemeinden umgeben, die in einer umlaufenden Leiste darüber beschriftet sind.
In den vier Zwickeln erscheinen die Patrone Freiburgs: oben links als Himmelskönigin die Muttergottes in weissem Kleid und blauem Mantel, mit Zepter und Krone, das Jesuskind im linken Arm; oben rechts der hl. Nikolaus in Albe und blauem Pluviale, mit der Bischofsmitra, in der Rechten das Buch mit den drei Kugeln, in der Linken den Krummstab haltend; unten links die hl. Katharina mit Schwert und Palme, das Rad ihres Martyriums zu ihrer Seite; unten rechts die hl. Barbara mit Kelch und Märtyrerpalme. Die beiden weiblichen Heiligen sind durch Krönchen als Prinzessinnen ausgezeichnet. Zu ihren Füssen stehen die Wappen der Familien Buman und Montenach. Sie beziehen sich auf Karl von Montenach (1568–1634), der im Jahr 1630 das höchste politische Amt des Schultheissen in Freiburg einnahm (vgl. FR_81), und auf Jakob Buman, der zwischen 1622 und 1630 Seckelmeister war (vgl. FR_106).

Iconclass Code
11F4 · Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind
11H(NICHOLAS) · der Bischof Nikolaus von Myra (oder Bari); mögliche Attribute: Anker, Boot, drei goldene Kugeln (auf einem Buch), drei Geldbörsen, drei Kinder in einer Wanne, drei Mädchen
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
11HH(CATHERINE) · Katharina von Alexandrien, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Krone, Kaiser Maxentius, Palmwedel, Ring, Schwert, Rad
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44B191 · Krone (als Symbol der obersten Gewalt)
44B193 · Kugel (als Symbol der obersten Gewalt; mit einem Kreuz bekrönt)
46A122(BUMAN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BUMAN)
46A122(MONTENACH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MONTENACH)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freiburg: Geteilt von Schwarz und Silber.
Reichswappen: In Gold ein goldnimbierter und goldbewehrter schwarzer Doppeladler.
Wappen Buman: Gespalten, rechts in Blau eine silberne Pflugschar mit nach oben weisender Spitze, links in Silber ein ausgerissener grüner Baum mit gelbem Stamm.
Wappen Montenach: Gespalten von Blau und Violett.
Wappen Greyerz: In Rot ein goldbewehrter silberner Kranich.
Wappen Corbières: In Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit einem schwarzen Raben.
Wappen Romont: In Rot eine silberne Burg.
Wappen Rue: Gespalten von Rot und Blau, belegt mit einem goldenen Rad.
Wappen Estavayer: In Silber eine rote Rose mit goldenen Kelchblättern.
Wappen Bulle: Geteilt, oben in Silber auf gelbem Boden ein roter Stier, unten von Rot.
Wappen Vuippens: Fünfmal gespalten von Rot und Silber.
Wappen Surpierre: In Blau drei silberne Kugeln (2,1)
Wappen Bossonnens: Blaues Schildhaupt, belegt mit drei sechsstrahligen goldenen Sternen, darunter fünfmal gespalten von Silber und Blau.
Wappen Châtel-St-Denis: In Gold ein schwarzer, goldbewehrter Adler.
Wappen Attalens: In Silber ein steigender goldener Löwe, belegt mit einem grünen Schrägbalken.
Wappen St-Aubin: In Silber ein ausgerissenes sechsblättriges grünes Schilfrohr.
Wappen Vaulruz: In Rot über goldenem Dreiberg drei goldene, in einem silbernen Fluss stehende Bäume.
Wappen Font: In Rot ein goldener Sporn.
Wappen Cugy: Geviert, 1 und 4 geteilt, oben silber, unten in Silber zwei goldene Pfähle, 2 geteilt, oben dreimal gespalten von Silber und Gold, unten von Gold, 3 geteilt, oben von Gold, unten in Gold ein silberner Pfahl.
Wappen Jaun: In Schwarz ein silbernes Andreaskreuz.
Wappen Plaffeien: In Schwarz ein silberner Balken.
Wappen Corserey: Geviert von Rot und Blau.
Wappen Orbe: In Rot zwei abgewendete goldene Fische.
Wappen Grandson: Fünfmal gespalten von Silber und Blau, darüber ein Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Muscheln.
Wappen Grasburg: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender schwarzer Löwe.
Wappen Murten: In Silber auf grünem Dreiberg ein steigender gekrönter goldener Löwe.
Wappen Hauterive: In Silber über grünem Dreiberg ein steigender goldgekrönter blauer Löwe.
Wappen Chenaux: Fünfmal gespalten von Silber und Rot, darüber ein roter Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Sternen.
Wappen Montagny: Geteilt, oben von Silber, unten fünfmal gespalten von Silber und Rot.
Wappen Everdes: Fünfmal gespalten von Silber und Rot.
Wappen Illens: In Rot ein silbernes Andreaskreuz.
Wappen Pont: In Rot ein goldener Schrägbalken, belegt mit einem blauen Löwen.

Inschrift

Stifterinschrift: Die Statt Fryburg. / 1630.
Beschriftung der Ämterwappen (von oben im Uhrzeigersinn): Griers. Corbers. Remont. Ruw. Stæffies. Boll. Wippingen. Oberstein. Bossone͞s. Castel. S. Den. Attalens. S. Aulbin. Talbach. Font. Cugie. Joun. Plaffeÿen. Corserei. Orbach. Granson. Grasburg. Murten. Alteriff. Chinaule. Montenach. Grüningē. Illingen. Pont.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Wenige Notbleie und Sprünge. Ein gesprungener Scherben doubliert. Leicht korrodiert, Schwarzlot stellenweise berieben, v. a. in den zentralen und unteren Teilen. Zwei Scherben verkehrt eingesetzt. Möglicherweise wurden schon bei der Verbleiung und trotz der Markierung einzelne Scherben verschiedener Scheiben gleicher Gestalt nach dem Brennen verwechselt.

Technik

Farbloses und rotbraunes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Zwei Scherben verkehrt eingesetzt. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb, jeweils in verschiedenen Farbstufen sowie blauen und violetten Schmelzfarben. Auf der Rückseite zum Teil mit geritzten Brandmarken: 6, x. Vermerk “vnden" (hl. Nikolaus). Silbergelb stellenweise wieder abgekratzt. Zwei Wappen verkehrt eingesetzt.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Im Jahr 1630 stellte in Freiburg der damals noch junge Glasmaler Jost Hermann mehrere Stadtscheiben mit den Vogteiwappen her, auf denen auch die Stadtpatrone dargestellt wurden. Obwohl wir nur ein signiertes, allein durch eine alte Fotografie überliefertes Werk des Glasmalers kennen, lässt sich die Ämterscheibe zusammen mit der Wappenscheibe Johann Niklaus Wilds von 1629 (FR_109) an den Anfang einer Reihe von über mehrere Jahrzehnte entstandenen Glasgemälden stellen, die wir dem vielbeschäftigten Glasmaler mit der nötigen Vorsicht zuweisen können. Von der zwei Jahre früher datierten Ämterscheibe (FR_106), die wohl Johann Wäber für seine Obrigkeit schuf, unterscheidet sich die vorliegende Scheibe jedenfalls stilistisch wesentlich.

Datierung
1630
Eingangsdatum
1907
Schenker*in / Verkäufer*in

Auktion Messikommer, Zürich

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Aus der Sammlung Bürki (?), später ausländische Sammlung. 1907 in der Auktion Messikommer erworben.

Inventarnummer
MAHF 3516

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalog der Sammlung von Glasgemälden des Herrn von H. am 15. und 16. Juni 1885 im Stadtcasino Basel. (Auktionskatalog Elie Wolf Basel) Basel 1885. S. 26, Nr. 131 (?).

Gemälde und Antiquitäten aus dem Nachlass der Fräulein Laura Ernst in Verwahrung des Herrn Alfred Ernst, Konservator der Kunsthalle Winterthur, sowie eine Sammlung schweizerischer Glasscheiben aus ausländischen Privatbesitze. (Auktionskatalog Messikommer, Zürich. 2.–4. Dezember 1907) Zürich 1907. S. 8, Nr. 621.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 95.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 8 (13me fenêtre).

Boesch, Paul. Zur Geschichte der Freiburger Glasmalerei. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 13, 1952. S. 115.

Vitraux héraldiques fribourgeois (Exposition Romont, Musée du Vitrail du 28 février au 10 avril 1988). Romont 1988. Nr. 30.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 113.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_113
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_113
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016