Forschung
Laut der etablierten Genealogien müsste der Scheibenstifter, der hier den schwarzen Wappenschild führt, aus der “blauen Linie” der Von der Weid stammen und mit Franz Peter Emmanuel Von der Weid zu identifizieren sein. Dieser wurde um 1614 als Sohn des Hans III. Von der Weid und der Madeleine Chollet geboren und erhielt am 4.6.1637 das Bürgerrecht von Freiburg. Er durchlief eine steile politische Karriere. 1640 kam er als Vertreter des Neustadtquartiers in den Grossen Rat, wechselte 1644 ins Burgquartier, kam 1656 in den Rat der Sechzig, 1657 in die Heimliche Kammer und schliesslich 1659–1683 in den Kleinen Rat. 1652–1657 übernahm er die Leitung der Vogtei von Chenaux-Estavayer. Franz Peter Emmanuel diente 1649–1652 seiner Stadt auch als Grossweibel, 1659–1673 als Generalkommissär, 1675–1680 als Seckelmeister und 1683–1688 als Statthalter. 1668 erscheint er als Kartograph und veröffentlicht eine Karte des Kantons Freiburg. Er war zudem mehrmals Gesandter zu den Eidgenossen sowie an fremde Höfe und hob 1644 und 1672 für Spanien zwei Kompanien aus. 1663 erwarb er die Mühle Tasberg und 1678 von Hans Franz Werro (vgl. FR_122) ein Haus in La Tour-de-Peilz. Ihm gehörte zudem das Gut Römerswil sowie Hattenberg, das seit 1570 Peter von Lanthen-Heid besessen hatte (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. S. 279) und aus dem er 1687 testamentarisch ein Fideikommis machte. Seit 1640 war Franz Peter Emmanuel mit Maria Elisabeth Wild (* 1619), einer Tochter des Ratsherren Johann Heinrich Wild und der Barbara Fegely, den Besitzern des nahegelegenen Gutes Tasberg, verheiratet. Franz Peter Emmanuel vergrösserte 1679 sein Herrenhaus in Hattenberg und stattete es mit bedeutenden Rankenmalereien aus (Kopp 2008. S. 41). Maria Elisabeth Wild, Schwester Franz Joseph Niklaus Wilds (vgl. FR_138), verschied nach dem 7.12.1667. Franz Peter Emmanuel von der Weid überlebte seine Frau um rund zwanzig Jahre und starb am 4.1.1688.
Franz Peter von der Weid spendete wiederum als Grossrat 1683 nochmals eine Wappenscheibe, die er nun aber Leontius Bucher in Auftrag gab (Foto SLM 8799, Standort unbekannt; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 133.1).
Es handelt sich bei der vorliegenden Scheibe von 1651 sicher um jene, die sich zusammen mit einer gleich datierten Scheibe Wild–Diesbach (Standort unbekannt), mit der Scheibe Wild–Fivaz (VMR_148_FR_323) und anderen Wappenstiftungen bis 1918 in einer dem hl. Philipp geweihten Kapelle beim Landgut der Familie Techtermann in Römerswil befand und von Dellion 1901 noch beschrieben wurde (Dellion XI, 1901. S. 189; vgl. auch Amman 1920. S. 38. Die Familie war durch Heirat 1831 an die Besitzungen gelangt. Kopp 2003. S. 40).
Schon die Mutter des mutmasslichen Stifters, Magdalena Von der Weid, geb. Chollet (* 1593), hatte um 1625 Besitzungen in Römerswil erworben (Witwe Hans Von der Weids [† 1620], in 2. Ehe verheiratet mit Pankraz Gerfer). 1671 kaufte Franz Peter Emmanuel Von der Weid dem Hofbesitzer Franz Peter Gasser ein weiteres Gut ab, so dass er fortan zwei Drittel des Römerswiler Besitzes sein Eigen nennen konnte (Kopp 2003. S. 21; Kopp 2008. S. 45). Er vererbte das Land seiner Tochter Margaretha, die hier ein Herrenhaus errichtete, das mit dem Datum 1689 und den Wappen von der Weid und Gottrau bezeichnet ist. Wenn auch die drei erhaltenen Scheiben eher an einen Zusammenhang mit der Familie Wild denken liessen, da dreimal Mitglieder dieser Familie vertreten sind, so ist es aber auch durchaus denkbar, dass alle drei Scheiben in eine Besitzung der befreundeten und verwandten Familie Von der Weid gestiftet wurden. Die Kapelle St. Philipp wurde allerdings erst durch den Neffen Margarethas, Philipp Von der Weid, errichtet und erst am 12.7.1722 geweiht. In Römerswil stand jedoch schon 1445 eine Kapelle unter dem Patronat des hl. Ursus. Wahrscheinlicher ist aber, dass die 1918 beschriebenen Scheiben erst im 19. Jahrhundert unter der Familie de Techtermann in der Römerswiler Kapelle vereinigt wurden. Darauf dürfte auch die Tatsache hinweisen, dass die von Dellion beschriebenen Scheiben aus drei verschiedenen Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts stammen (Neben den drei oben erwähnten Scheiben mit den Wappen Wild–Fivaz, Wild–Diesbach und Von der Weid–Wild auch eine Scheibe Wilhelm Techtermanns von 1662 [vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 212), eine Scheibe Gottrau-Tugginer 1625 [vgl. Bergmann 2014. S. 138 und 94] und eine Scheibe Buman–Fegely, heute im Musée Gruérien, Bulle [FR_252]).
Datierung
1651
Eingangsdatum
2008
StifterIn
Von der Weid, Franz Peter (um 1614–1688) · Wild, Maria Elisabeth (1619–1667)
Schenker*in / Verkäufer*in
Erbengemeinschaft Philippe und Joëlle Von der Weid, Freiburg.
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Kapelle St. Philipp in Römerswil an Privatsammler verkauft. 2008 Schenkung aus Privatbesitz Philippe und Joëlle Von der Weid, Freiburg.
Inventarnummer
MAHF 2008–022