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FR_143: Wappenscheibe der Krämerzunft 1661
(FR_Freiburg_MAHF_FR_143)

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Titel

Wappenscheibe der Krämerzunft 1661

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hermann, Jost · zugeschrieben
Datierung
1661

Ikonografie

Beschreibung

In der Mitte einer dreiachsigen Architektur steht das von einem Puttenkopf bekrönte Wappen der Krämerzunft auf geschachtem Fliesenboden (Die Fahne der Krämerzunft aus dem 18. Jahrhundert zeigt die silberne Lilie in der Mitte eines schwarzen Kreuzes auf geflammtem Grund. Vgl. Sille Maienfisch 1996/97. S. 99–100). Es wird links von der Muttergottes, rechts vom hl. Papst Silvester, dem Patron der Krämerzunft, begleitet. In violettem Kleid und blauem Mantel steht die gekrönte Muttergottes auf der Mondsichel, in der Rechten das Zepter, im linken Arm das Jesuskind mit der Weltkugel haltend. Der hl. Silvester trägt die Pontifikalkleidung mit Albe, violetter Dalmatika und blauem Pluviale sowie die Papsttiara, als Attribut ein Buch und das päpstliche Kreuz. Engel begleiten die Inschriftkartusche. Der linke hält den Anker als Symbol des Glaubens und der Hoffnung auf Rettung in der Auferstehung, der rechte das brennende Herz als Symbol der Liebe zu Gott. In der linken Ecke steht das Wappen des Reissmeisters Franz Peter Zollet, sein Gegenstück in der rechten Ecke ist durch Flickstücke ersetzt. Ein Oberbild fehlt heute.

Iconclass Code
11F4 · Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind
11H(SYLVESTER) · Papst Silvester I.; mögliche Attribute: Buch, Stier, angeketteter Drache
11M32 · Hoffnung, Spes (Ripa: Speranza divina e certa), als eine der drei theologischen Tugenden
44A1(+5) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Gesellschaft)
46A122(ZOLLET) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ZOLLET)
5(+11) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ eine abstrakte Konzeption wird durch eine weibliche Figur verkörpert)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Krämerzunft: In Schwarz eine silberne Lilie.
Wappen Zollet/Chollet: In Blau über grünem Dreiberg ein goldenes Hauszeichen, belegt mit einer silbernen goldbebutzten Rose.

Inschrift

Stifterinschrift: Die / Lobliche Zunfft / zu Krämeren / 1661.
Über dem Wappen: h Frantz Peter Zollet Reis:

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Oberbild fehlend. Mehrere Sprünge und Notbleie. Flickstücke v. a. am oberen Rand und in der unteren, seitlichen Partie. Rückseite nicht einsehbar, da mit Milchglas doubliert.

Technik

Farbloses und rotes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot (auch vorderseitig), blauen und violetten Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Krämerzunft ist die älteste und grösste Zunft Freiburgs und wird 1373 erstmals erwähnt (Gutzwiller 1949/50. S. 6, 83–87). Sie gehörte auch zu den wichtigeren und offeneren Zünften (Besonders im 16. und 17. Jahrhundert bestand ein reger Handel der Freiburger Krämer und Kaufleute mit Städten in Frankreich und der Westschweiz; vgl. Ammann 1921. S. IV). Neben den Kaufleuten und Händlern sassen in ihr über Generationen hinweg verschiedenste Mitglieder angesehener Familien und Geistliche, aber auch Goldschmiede, die zu wenig zahlreich waren, um eine eigene Korporation zu bilden, Apotheker, Tischler, Glaser, Glasmaler und Gipser (Die Glaser gründeten mit den Glasmalern und Bildhauern 1505 die Lukasbruderschaft, dennoch waren auch sie häufig weiterhin noch Mitglieder der Krämerzunft). Ihr Zunfthaus lag im Spitalquartier und diente auch als Gaststätte, in der die Vornehmen und Ratsmitglieder sich versammelten und Fremde empfangen wurden (Gemmingen 1994. S. 153–157). Dementsprechend wurde es schon früh mit Fenstern und Wappenscheiben der Zunftgenossen ausgestattet (vgl. Bergmann 2014. S. 144).
Franz Peter Zollet war mit Anna Philot verheiratet und brachte mit ihr 1642–1655 sieben Kinder zur Taufe (StAF Taufbuch IIa 5a, p. 277, 307, 318, 343, 384, 396, 428). Im Jahr 1642 wurde er auch Mitglied der Bruderschaft zu Krämern, in der er 1651 zum Reissmeister gewählt wurde und als solcher bis 1662 tätig blieb (StAF Corporation 13.2: Protocole des Merciers ou des Marchands 1460–1684, fol. 187v und 204v, 221v). Er war von Beruf Eisenschmied (Vgl. StAF SR 438, 1642/II, p. 49; 439, 1644/I, p. 121; 442, 1646/II, p. 49).
Es liegt nahe, den urspünglichen Standort der vorliegenden Scheibe im Zunfthaus zu suchen oder aber in der Nikolauskirche, wo die Krämer den Silvesteraltar unterhielten. Die Quellen weisen möglicherweise jedoch in eine andere Richtung. 1660 bat nämlich General Progin im Namen der Jesuiten die Krämer um eine “Beatifikation” für den im Bau befindlichen Westflügel des Kollegiums. Laut Protokoll stiftete die Zunft daran 20 Kronen an barem Geld sowie Fenster und Wappen im Wert von 30 Kronen (StAF Corporation 13.2: Protocole des Merciers ou des Marchands 1460–1684, fol. 216r). Das erhaltene Glasgemälde gehört zu den sorgfältigsten Arbeiten des Glasmalers Jost Hermann.

Datierung
1661
Eingangsdatum
Vor 1882
Schenker*in / Verkäufer*in

Unbekannt.

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Unbekannt. Vor 1882.

Inventarnummer
MAHF 3502

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1882. S. 104, Nr. 298.

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 26, Nr. E 13.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 120.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 143.

Vgl.

Ammann, Hektor. Freiburg und Bern und die Genfer Messen. (Phil. Diss. Zürich) Langensalza 1921.

Gutzwiller, Hellmut. Die Zünfte in Freiburg i. Ue. 1460–1650. In: Freiburger Geschichtsblätter 41/42, 1949/50. S. 6, 83–87.

Gemmingen, Hubertus von. «Ein Brücklin by unser Frowenkilchen». Der Liebfrauenplatz. Theaterspielorte und Theaterbauten in der Stadt Freiburg. In: Freiburger Geschichtsblätter 71, 1994. S. 153–157.

Sille Maienfisch, Sabine. Die Fahnen des Kantons Freiburg vom 15.–18. Jahrhundert. Inventarisierung und kunsthistorische Einordnung. (Phil. Diss. Bern 1993) In: Vexilla Helvetica 1996/97 (Teil II).

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Seckelamtsrechnungen (SR), Taufbücher St. Nikolaus, Corporation 13.2.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_143
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_143
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe der Krämerzunft 1661