Forschung
Wie bei der Ämterscheibe Freiburgs aus der Zeit um 1630/40 (Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 49) und der Standesscheibe der Zeit um 1680 mit Datum 1720 (FR_209) werden hier die Schilde nicht vom Reichswappen, sondern vom Stadt- bzw. Siegelwappen überhöht, welches wie das Stadtsiegel die drei vom kaiserlichen Adler überhöhten Türme darstellen (vgl. Strub. Kdm FR I. 1964. Abb. 10). Die Heraldik hat im Verlauf der Zeit den ersten hohen Turm als die Burg interpretiert, die Herzog Berchtold IV. in Freiburg errichtete, den mittleren Turm als Teil der Stadtmauer, welche die ursprüngliche Siedlung schützte, bzw. als die Oberstadt, und den kleinsten Turm als das Auquartier bzw. die Unterstadt. Der oftmals dargestellte Ring unter dem Tor soll die Saaneschlaufe symbolisieren (vgl. Brief Claude-Charles Brülhart, Bureau central d’Héraldique Suisse vom 18.6.1985 an Pierre Fasel, Musée du Vitrail, Romont. Hauptmann 1897. Eine nuanciertere Interpretierung aufgrund der historischen Entwicklung bei Bretscher 1977. S. 14). Anders als in den frühen Siegeln und auf Münzen weist der mittlere Turm hier in der Scheibe einen grossen Torbogen auf, der auch auf dem Geheimsiegel Freiburgs von 1671 im gevierten Schild anzutreffen ist (Foerster 2002). Ein geviertes Wappen Freiburgs mit dem zähringischen Herzschild ist auf dem Stadtplan Martin Martinis 1606 dargestellt, ebenso auf der Ratsherrenscheibe von 1701 (FR_197). Erst mit der Trennung von Stadt und Kanton in der Mediationsakte von 1803 wurde die Burg auf blauem Grund zum Stadtwappen und der schwarz-weiss geteilte Schild zum Kantonswappen erklärt (zur Entwicklung und Variation der Freiburger Wappen s. Bretscher 1977).
Die in der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums noch dem Konstanzer Glasmaler Wolfgang Spengler (1624–nach 1684) zugeschriebene Standesscheibe ist sicher ein Werk Leontius Buchers, wie nicht zuletzt ein Blick auf die für ihn gesicherte Ratsherrenscheibe verrät (FR_197).
Der Vermerk im Inventar des Museums, die Scheibe stamme aus der Kapelle Marly bezieht sich wohl auf die Kapelle zu Ehren der Hl. Familie in Marly-le-Petit, die 1673 geweiht wurde.
Datierung
Um 1700
Zeitraum
1690 – 1710
Eingangsdatum
1902
StifterIn
Schenker*in / Verkäufer*in
Max de Techtermann, Freiburg
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Kapelle von Marly. 1902 aus der Sammlung Max de Techtermann erworben.
Inventarnummer
MAHF 3456