Forschung
Johann Heinrich Wild (20.8.1662–17.12.1723) führt nicht das sprechende Schildbild seiner Ahnen mit dem Wilden Mann, sondern eine liegende Mondsichel im Wappen. Sie war schon seit dem Ende des 17. Jahrhunderts als Familienwappen geläufiger geworden (Amman 1920. S. 38; vgl. FR_401), denn auch sein Vater Franz Josef besass 1660 bereits das gleiche Wappen (vgl. FR_138), und 1695 führte es Johann Heinrich als Vogt von Greyerz ebenfalls in seinem Siegel. Das Schildbild ist zudem im Adelsdiplom von 1713 belegt.
Als Sohn des Franz Josef (vgl. FR_138) und der Anna Maria von Fivaz 1662 geboren, war Johann Heinrich Wild Bürger von Freiburg und Herr von Villargiroud. Er studierte 1682 in Orléans (Büchi 1907. S. 153, Nr. 309) und kam 1685 für das Auquartier in den Grossen Rat. 1689–1694 führte er das Amt des Grossweibels. Johann Heinrich stieg 1692 in den Rat der Sechzig auf, diente 1695–1700 als Landvogt von Greyerz, 1705/06 als Heimlicher und wurde 1716 in den Kleinen Rat gewählt. Seit 1720 bis zu seinem Tod am 14.7.1723 amtete er als Zeugherr. Papst Innozenz XI. (1676–1689) ernannte ihn zum Ritter vom Goldenen Sporn (Amman 1922. S. 28; Vevey 1950. S. 32). 1713 wurde Johann Heinrich Wild von Kaiser Karl VI. geadelt und ermächtigt, sich und seine Nachkommen nach ihren Herrschaften Wild von Tasberg und Villargiroud zu nennen, womit letztlich bereits Etabliertes nur bestätigt wurde. Die Herrschaft Villargiroud war anfangs des 17. Jahrhunderts durch die Heirat des Schultheissen Hans mit Elisabeth Alex an die Familie gekommen. Johann Heinrich Wild heiratete am 28.10.1688 Maria Ursula von Affry (* 20.9.1665), eine Tochter des Franz Peter von Affry (vgl. FR_124) und der Maria Ottilia von Praroman, und brachte mit ihr zwei Kinder zur Taufe. Er starb am 14.9.1723.
Das Ehepaar stiftete schon 1694 eine querrechteckige Scheibe an einen unbekannten Ort, die sie Leontius Bucher in Auftrag gaben (Musée Grobet-Labadié, Marseille Inv.-Nr. SN-MGL 4. Unpubliziert; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 206.1).
Die vorliegende Rundscheibe, die ganz im Zeichen des Zeitgeschmacks nur noch mit Schwarzlot bemalt ist, darf aus stilistischen wie historischen Gründen ebenfalls dem Glasmaler Leontius Bucher zugeschrieben werden, der in Freiburg immer noch alleiniger Lieferant war.
Datierung
1710
Eingangsdatum
1927
StifterIn
Wild, Johann Heinrich (1662–1723) · Affry, Maria Ursula von (* 1665)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
1927 von Berta von Ins, Bern, angekauft.
Inventarnummer
MAHF 3646