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FR_210: Willkommscheibe um 1720 mit Stifterinschrift Karl von Montenach 1609
(FR_Freiburg_MAHF_FR_210)

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Titel

Willkommscheibe um 1720 mit Stifterinschrift Karl von Montenach 1609

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
Um 1720

Ikonografie

Beschreibung

In freier Landschaft galoppiert der schmucke Stifter auf einem braunen Pferd nach links. Mit der Linken die Zügel fassend, hält er in der Rechten das Gewehr. Der steif aufrecht im Sattel sitzende Reiter trägt über den hohen braunen Stiefeln einen langen roten geknöpften Rock und am gelben Gurt den Degen. Links empfängt ihn seine Frau mit einem Blumenstrauss in der Rechten und dem Willkommbecher in der ausgestreckten Linken. Sie trägt über dem roten Rock eine blaue Schürze und eine violette Jacke. Das Haar wird von einer schwarzen Haube bedeckt. Die marmorierten Rahmensäulen tragen ein rotbraunes Gebälk und rote Säulenstümpfe, zwischen denen die Vedute Freiburgs als jüngere Ergänzung Platz gefunden hat. Am Fuss der Scheibe ist zwischen zwei Putten eine ältere Inschrift des Hauptmanns Karl von Montenach eingeflickt.

Iconclass Code
25I1 · Stadtansicht (allgemein); Vedute
42F1 · Hausfrau
46C131 · auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Inschrift

Stifterinschrift (eingeflickt): Hauptman Carle von / Muntenach der Zit Bur / germeister. vnd des Raths / der Statt Frÿburg. 1609.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Der ganze untere Teil mit der Inschrift als Flickstück eingefügt. Die Stadtansicht Freiburgs oben im 19. Jahrhundert ergänzt. Mehrere Notbleie.

Technik

Farbloses Glas. Rotes und rotbraunes Glas (Flickstücke). Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot, blauen und violetten Schmelzfarben. Schmelzfarben stellenweise radiert.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Karl von Montenach (20.5.1568–23.11.1634), Sohn des Daniel (1525–1590) und der Hélène D'Ayroz, war Hauptmann in französischen Diensten und Hauptmann in Genua. Seine steile politische Karriere begann er 1594 als Grossrat aus dem Burgquartier. 1601 wurde er in den Rat der Sechzig und 1605 in den Kleinen Rat gewählt. Montenach war 1598 Grossweibel, 1600–1605 Vogt von Grandson, 1606–1609 Bürgermeister und 1606 Generalhauptmann. Er hatte zwischen 1616 und 1634 fünfmal das Amt des Schultheissen inne. Karl von Montenach war dreimal verheiratet: seit etwa 1593 mit Anna Gottrau († um 1604/06), ab 1607 mit Denise Werly, Tochter des Peter Werly und der Elisabeth von Lanthen-Heid, und ab 1633 mit Madeleine Fegely, Witwe Hans Progins. Mit seinen ersten beiden Frauen zeugte er insgesamt elf Kinder.
Karl von Montenach stiftete um 1602 eine bedeutende Scheibe (FR_81). Das Wappen des damaligen Schultheissen Montenach ziert seit 1631 auch einen Chorschlussstein der Kathedrale St. Nikolaus (Andrey 1985. Abb. S. 29). In diesem Amt fand sein Wappen auch Aufnahme in der Ämterscheibe Freiburgs von 1630 (FR_113).
Die Willkommscheibe wird um 1720/30 zu datieren sein. Darauf weisen die Trachten des Dragoner-Hauptmannes und seiner Frau, aber auch die kühl wirkende Technik mit dem starken Schwarzlotauftrag und die dichten Gravuren. Wenn sonst nichts auf einen Freiburger Glasmaler des Mittelstücks hindeutet, so existiert in Freiburg doch ein zweites Glasgemälde dieser Art mit ebenfalls eingeflickter Inschrift des frühen 17. Jahrunderts und gleicher Ikonographie (FR_232). Eine stilistisch verwandte Scheibe, die einen reitenden Dragoner zur Darstellung hat, wurde aus Freiburger Privatbesitz an das Schweizerische Nationalmuseum verkauft. Stifter dieser Scheibe sind jedoch Ostschweizer: Hans Müller aus Weinigen (entweder Weiningen im Thurgau oder im Kanton Zürich) und seine Frau Barbara Marty (Inv.-Nr. LM 1228. Schneider 1971. Bd. II. S. 353, Nr. 757; Foto SLM 108840; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 210.1). Ähnliche Scheiben kennen wir aber auch aus dem Langenthal (Auktion Stuker 1964. S. 35, Nr. 571, Taf. 27). Offenbar handelt es sich bei den Freiburger Scheiben um Antiquarmontagen des 19. Jahrhunderts. Warum gleich zwei nahezu identische Fragmente dem unbekannten “Restaurator” in Freiburg zur Verfügung standen, ist bislang nicht geklärt.

Datierung
Um 1720
Zeitraum
1710 – 1730
Eingangsdatum
1899/1900
Schenker*in / Verkäufer*in

Antiquar Rodolphe Grumser, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1899/1900 von Antiquar Grumser, Freiburg erworben.

Inventarnummer
MAHF 3513

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 32.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 210.

Vgl.

Auktionskatalog Jürg Stuker, Bern. 28. (Nov.–7. Dez. 1964) Bern 1964.

Schneider, Jenny. Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa o. J. [1971].

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_210
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_210
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Willkommscheibe um 1720 mit Stifterinschrift Karl von Montenach 1609