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FR_284: Wappenscheibe der Stadt Murten 1644
(FR_Murten_Museum_FR_284)

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Titel

Wappenscheibe der Stadt Murten 1644

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · signiert
Datierung
1644
Masse
41.5 x 32.2 cm (im Licht)

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Rankendamast und einer Balustrade begleiten zwei steigende Löwen das auf orangefarbenem Fliesenboden stehende Wappen der Stadt Murten. In beiden Vorderpranken halten sie die Banner Murtens. Dazwischen schaukelt ein Papagei in einem Ring. Seitliche rote Pilaster mit grünen Basen und Kapitellen tragen das hinter den Bannern versteckte, nur ansatzweise sichtbare Oberbild mit der Darstellung der Murtenschlacht. Rechts und links des Wappenfusses steht die blattgerahmte Inschriftkartusche.

Iconclass Code
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44A31 · Banner, Standarte (als Staatssymbol etc.)
45H3 · Schlacht
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Murten: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender goldbewehrter und goldgekrönter roter Löwe.
Banner Murten: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender goldbewehrter und goldgekrönter roter Löwe.
Banner Murten: Gespalten von Rot und Grün.

Inschrift

Stifterinschrift: Die Statt Murtten / ANNO 1644.

Signatur

MZ (auf der Balustrade unten rechts)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie, einzelne Sprünge. Mehrere Flickstücke und eine Ergänzung im Murtner Banner.

Technik

Farbloses, rotes, grünes und rosarotes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Im Banner aufgeschmolzenes rotes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen, grünen und violetten Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Murten besass zwei Fahnen, die 1828 von Engelhard in seiner Murtner Chronik beschrieben werden, das weisse Banner mit rotem Löwen, ebenso die mit einem weissen Kreuz belegte grün-violett geflammte Regimentsfahne (Engelhard 1828. S. 6–7; Sille Maienfisch 1994/95. S. 62). Das erhaltene, in zwei Spitzen zulaufende Auszugsfähnlein Murtens des 16. Jahrhunderts ist in eine obere violette und untere grüne Hälfte geteilt (Sille Maienfisch 1994/95. S. 66). Das rechte Banner der Scheibe dagegen ist von Violett und Grün gespalten. Die Farben waren jene des Grafen Jakob von Romont, dem Yolanda von Savoyen 1471 die Stadt und Herrschaft Murten abgetreten hatte (vgl. FR_54). In diesen Farben hielt sich die Livree der Murtner Stadtbediensteten bis 1823, als man als Stadtfarbe Rot und Weiss annahm. Das Grün-Violett wird aber noch heute neben dem Rot-Weiss gebraucht (Rubli/Stucki 2002. S. 111).
Die Stiftung der Scheibe ist archivalisch leider nicht mit Sicherheit belegt (Die Stadtrechnung 1644 im Stadtarchiv Murten weist zwar eine Zahlung "umb stattwappen" von 85 Pfund aus, jedoch ohne weitere Präzisierung). Laut Überlieferung Engelhards (Freundliche Mitteilung des Murtner Stadtarchivars Markus F. Rubli) stammt die Scheibe jedoch aus dem Neubau des Schützenhauses von 1643, worauf auch das Datum der Scheibe hinweisen dürfte (Vgl. Schöpfer. Kdm FR V. 2000. S. 245; Rubli 2002. S. 111).
Die Murtner Stadtscheibe weist das Monogramm des Berner Glasmalers Matthias Zwirn († 1681) auf (zu seiner Person s. FR_137). Er schuf im gleichen Jahr eine ebenfalls monogrammierte Scheibenstiftung für Jakob Tschachtli und Heinrich Stulz, die beide Schützenmeister des Jahres 1644 in Murten waren. Es ist offensichtlich, dass die Scheibe, die sich heute in einer Privatsammlung in Arnas (F) befindet, ebenfalls aus dem Schützenhaus von Murten stammt, auch wenn sie ein kleineres Format als die Stadtscheibe besitzt (Recensement CV France III 1986. S. 290, Abb. 256. 32,00 x 21,00 cm]; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 284.1). Im Format und Stil ist sie zudem vergleichbar mit der Scheibe Jakob Körbers von 1644, die aus dem gleichen Zusammenhang stammen muss (vgl. [[FR_285](/objects/FR_285)). Die Scheibe Tschachtli/Stulz befand sich im 19. Jahrhundert in der Sammlung Didier Petit in Lyon, die 1843 publiziert und in Paris versteigert wurde (Catalogue Didier Petit 1843). Dort gehörten ihr noch drei weitere Glasgemälde gleicher Zeit und Grösse an. Die Stifter dieser Scheiben waren 1644 “Peter Michod, Bürgermeister und Ratsherr der Stadt Murten”, im gleichen Jahr “Daniel, Vetter Schwant d. Ä. und Daniel Schwant d. J., Bürger zu Murten”, der wohl aus dem Geschlecht der Herrenschwand stammte, und schliesslich 1645 “Johann Jakob Hafner, Bürger zu Murten und Leutnant im Dienst seiner Majestät des Königs von Frankreich und Navarra” (Catalogue Didier Petit 1843. Nr. 327, 329–331; Wartmann 1909. S. 88–89. Die Inschriften im Katalog französisch überliefert, eingedeutscht von Wartmann 1909. Zu den Geschlechtern s. Engelhard 1828. S. 311, 319–321). Der heutige Standort der drei erwähnten Glasgemälde ist leider unbekannt. Unklar ist auch, wieviele Scheiben der ursprüngliche, ins Schützenhaus gestiftete Zyklus umfasste, von dem nun immerhin sechs bekannt geworden sind. Sie werden spätestens bei dem noch heute bestehenden Neubau des Schützenhauses von 1831/32 entfernt und z. T. ins Ausland verkauft worden sein (Vgl. Schöpfer Kdm FR V. 2000. S. 245–247).

Datierung
1644
Eingangsdatum
Unbekannt.
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Museum Murten

Vorbesitzer*in

Aus dem Schützenhaus Murten.

Inventarnummer
H-IV-8

Bibliografie und Quellen

Literatur

Sille Maienfisch, Sabine. Die Fahnen des Kantons Freiburg vom 15.–18. Jahrhundert. Inventarisierung und kunsthistorische Einordnung. (Phil. Diss. Bern 1993) In: Vexilla Helvetica 1994/95 (Teil I) S. 62, Abb. 36.

Rubli, Markus F. (Text) und Heini Stucki (Fotos). Murten. Gegenwart und Vergangenheit. Murten 2002. S. 111, Abb.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 284.

Vgl.

Engelhard, Joh. Friedr. Ludw. Der Stadt Murten Chronik und Bürgerbuch. Bern 1828. (Reprint Genf 1978) S. 6–7 (zum Banner).

Catalogue de la collection formée par M. Didier Petit, à Lyon, consistant en émaux, fayences, verres de Venise, vitraux, peintures etc. Paris 1843.

Wartmann, Wilhelm. Schweizerische Glasgemälde im Ausland. Alte französische Kataloge. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 11, 1909. S. 84–91, 170–184.

Les vitraux de Bourgogne, Franche-Comté et Rhône-Alpes. (Corpus Vitrearum medii aevi France. Série complémentaire. Recensement des vitraux anciens de la France, volume II) Paris 1986. S. 290, Abb. 256.

Schöpfer, Hermann. Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg. Band V. Der Seebezirk II. (Die Kunstdenkmäler der Schweiz Bd. 95) Basel 2000.

Weiteres Bildmaterial

Museum Murten

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Murten_Museum_FR_284
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Eigentümer*in

Museum Murten

Inventar

Referenznummer
FR_284
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe der Stadt Murten 1644