Forschung
Johann Franz Reyff (um 1614–30.9.1673) gehörte der berühmten Künstlerfamilie Reyff an und war in Freiburg einer der ersten Vertreter des Barock. Der Bildhauer, Architekt und Ingenieur war ein Sohn des Malers Franz Reyff († 1646) und seiner Frau Elisabeth Künimann. Auch seine drei Brüder Jakob, Johann Jakob und Pankraz ergriffen den Beruf des Bildhauers, Bartholomäus wurde Bronzegiesser. Zusammen mit Jakob führte Johann Franz zwischen 1630 und 1645 ein blühendes Atelier in der Goldgasse, dem zahlreiche Bildwerke vor allem religiöser Natur entsprangen, darunter die Altäre der Klosterkirche Bisemberg, der Kollegiatskirche von Estavayer-le-Lac, der Kapelle von Bad Bonn und der Liebfrauenkirche Freiburg. 1645 übernahm Johann Franz Reyff das Amt des Baumeisters und widmete sich daraufhin der Architektur und dem Ingenieurwesen. Während der Bauernkriege entwickelte er einen Plan der Verteidigungsanlagen Freiburgs und erneuerte die Stadtbefestigung. Unter seinen religiösen Bauwerken sind die Loreto-Kapelle (1648–1650) und die Visitandinnen-Kirche (1653–1658) als besondere Meisterwerke hervorzuheben. Auch im politischen Leben der Stadt war Reyff eingebunden. Seit 1637 Mitglied des Grossen Rats, übernahm er 1660–1665 die Verwaltung der Vogtei Schwarzenburg. Seit 1642 war er mit Anna Maria von Vevey verheiratet, Tochter des Tobias von Vevey und der Margaretha von Montenach, und Witwe des Pierre Ratze. Dieser Ehe entstammten keine Kinder. Die Tochter aus erster Ehe Anna Marias trat ins Visitandinnenkloster ein. Johann Franz Reyff starb am 30.9.1673 als wohlhabender Mann im Alter von 59 Jahren in seiner Residenz in Überstorf.
Die Komposition der ergänzten Rahmenarchitektur mit den Begleitfiguren findet sich wieder in der Scheibe Niklaus Feldners von 1647 in Privatbesitz (FR_374). Ob sich der Restaurator tatsächlich die Scheibe Feldners zum Vorbild nahm, auf ehemalige Originalscherben zurückgreifen konnte oder eine Zeichnung vor Augen hatte, ist nicht schlüssig zu beantworten. Der Figurenstil der Scheibe Feldners, aber auch der Schriftcharakter beider Glasgemälde zeigen deutlich, dass die Scheibe Reyff, zu der auch eine Kopie des frühen 20. Jahrhunderts in Privatbesitz existiert (Möglicherweise aus der Hand desselben Restaurators; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 321.1), und die Scheibe Feldner aus dem Bieler Atelier Hans Heinrich Laubschers hervorgegangen sind.
Datierung
1654
Eingangsdatum
1986
StifterIn
Reyff, Johann Franz (um 1614–1673)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
1986 Schenkung Georges de Montenach.
Inventarnummer
VMR 150