Forschung
Die Identifizierung des Heiligen ist nicht geklärt. Bekannt sind sehr ähnliche Scheiben, die ebenfalls einen Bischof darstellen, der einen Menschen aus dem Grabe erweckt, und mit oder ohne Bezeichnung "S Claude" versehen sind (Corpus Vitrearum Checklist USA IV. 1991. S. 40 und 42 [Hillsborough, Kalifornien, Privatbesitz]; Bergmann 2014. Bd. 2, Abb. 298.1 und 343.1). Der hl. Claude, Bischof von Besançon (vgl. VMR_278_FR_298), einer der wichtigsten Heiligen Frankreichs, hatte zwei im Doubs ertrunkene Kinder wieder ins Leben geholt. Da auf der vorliegenden Scheibe der vom Tode Auferweckte aber als bärtiger Erwachsener und nicht als Kind oder Jugendlicher dargestellt ist, kann die Identifizierung des hl. Bischofs mit Claudius nicht als gesichert gelten. In Frage käme auch der hl. Bischof Stanislaus (* 1035) aus polnischem Adel. In Gnesen und Paris erzogen, wurde er Priester in Krakau, wo er 1072 den Bischofsitz einnahm. Weil er König Boleslaw II. mehrfach der Grausamkeit und Unsittlichkeit bezichtigte, wurde er 1079 von ihm eigenhändig am Altar ermordet. Wie der hl. Fridolin hatte auch Stanislaus einen Toten als Zeugen für einen Rechtsstreit um den Erwerb eines Kirchengrundstücks ins Leben zurückgeholt. Der Auferweckte wurde zum Attribut des Heiligen, der vor allem im osteuropäischen Raum, vereinzelt aber auch in Österreich, Deutschland und Italien verehrt wurde. Die mutmassliche stilistische Herkunft der Scheibe aus dem niederländischen oder französischen Raum dürfte dennoch eher für eine Darstellung des hl. Claudius von Besançon sprechen.
Datierung
Um 1510
Zeitraum
1490 – 1530
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in