Forschung
Das schwäbische Geschlecht der von Ulm war in Konstanz beheimatet und auch in Zürich verbürgt, wo es der Konstaffel angehörte. Es besass ausgedehnte Güter in der Schweiz, u. a. die Herrschaften Teufen ZH, Griessenberg, Wellenberg, Hüttlingen, Liebburg und Neuburg bei Mammern. Hans Jakob gehörte der Linie zu Wellenberg und Hüttlingen an. Er sass 1576–1603 auf Schloss Wellenberg im Thurgau (Boesch 1944. S. 156).
Eine verwandte Scheibe des Georg von Ulm zu Wellenberg aus dem Jahr 1600 wird heute im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart aufbewahrt und dürfte der gleichen Hand entstammen (Aus Brougham Hall, Slg. A. Bloch-Frey, Neuhausen. Foto SM 42591; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 356.1). Im selben stilistischen Umfeld entstand wohl auch die Wappenscheibe des Metzgers und Bürgers von Überlingen Junghans Heubler von 1603 (Heutiger Standort unbekannt. 1972 im Besitz von Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich. Foto SLM 92022). Als möglicher Glasmaler all dieser Scheiben würde sich aufgrund der geographischen Umstände Caspar Spengler (1553–1604) in Konstanz anbieten. Der in St. Gallen geborene Sohn Hieronymus Spenglers bürgerte sich in Konstanz ein, erhielt dort jährlich Aufträge vom Rat, war aber auch für das eidgenössische Grenzgebiet stark beschäftigt (Thieme-Becker Bd. 31, 1937. S. 356; Schneider 1971. Bd. II. S. 490). Seine Scheiben versah er bisweilen mit dem Monogramm C. S. Während der Schriftduktus seiner signierten Scheiben für Ulrich Lindauer im Schweizerischen Nationalmuseum von 1594 (Schneider 1971. Bd. II. S. 259–260, Nr. 402; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 356.2) oder für Elias Fels und Catharina Morelin (Foto SLM 32677) von 1601 jenem der vorliegenden Scheibe sehr ähnlich ist, so weicht im Schriftbild die Ziffer 9 doch deutlich ab, und auch die Standfigur des Stifters wirkt hier wesentlich steifer. Der Glasmaler dieser Scheibe muss daher weiterhin namenlos bleiben, dürfte aber dem nordöstlichen schweizerischen bzw. südlichen deutschen Raum angehören.
Datierung
1595
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Ulm, Hans Jakob von (?–?)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Eremitage, St. Petersburg. 1932 bei Helbing, 1936 und 1947 bei Fischer in Luzern verauktioniert.