Forschung
Hans Lütpold von Egeri stammte aus einer Badener Familie, die auch mehrere Glaser, Glasmaler, Maler und Goldschmiede hervorbrachte. Der Sohn des Goldschmieds Heinrich († 1589) durchlief eine erfolgreiche politische Karriere. 1554 sass er im Rat der Sechzig, 1567 im Rat der Vierzig sowie 1568, 1574 und 1578 im Gericht von Baden. Er kam 1589 in den Kleinen Rat und stieg 1600 schliesslich zum Schultheissen auf. Hans Lütpold war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Veronika Bodmer, in zweiter mit Margaretha Herrman. Er starb am 5.3.1602.
Sein Vetter Hans Kaspar von Egeri war Glaser in Baden. Es ist jedoch nicht belegt, dass er auch Glasgemälde schuf und somit als Meister der vorliegenden Scheibe in Frage käme. In Baden sind als Glasmaler namentlich Meister Balthasar Widersatz und Jörg Elsässer fassbar. Ersterer arbeitete seit 1555 in Baden. 1585 schuf er für sich und seine Frau eine Allianzscheibe, die im Badener Landvogteischloss aufbewahrt wird. 1570 lieferte er Felix Plattner in Basel ein Glasgemälde mit dem Wappen des Fürsten von Württemberg (Hasler 2002/II. S. 27, Anm. 56; Landolt-Wegener 1977. S. 121). Jörg Elsässer war 1593 für das Kloster Wettingen tätig. Im Kloster Wettingen finden sich tatsächlich auch stilistisch verwandte, allerdings jünger datierte Glasgemälde. Es handelt sich um einzelne Scheiben einer Serie, welche Vertreter des Badener Stadtrates 1616 in einen Konventraum des Zisterzienserklosters gestiftet hatten. Von den bisher acht nachgewiesenen Scheiben mit der Leidensgeschichte Christi verblieben drei an Ort (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 359.1), fünf gelangten ins Museum of Art nach Philadephia (Pennsylvania), wo sie fotografiert, aber später wieder verkauft wurden. Von diesen fünf Scheiben sind zwei verschollen, eine gelangte ins Schweizerische Nationalmuseum Zürich (Inv.-Nr. LM 72589) und eine andere zurück nach Wettingen, schliesslich konnte noch der Kanton Aargau die letzte 2007 zurückkaufen (Aus dem Handel Fritz M. Kummer, Bonstetten. Zuvor Aargauer Sammlung. Die Stiftung des Schultheissen Dietrich Falcks stellt die Auferstehung Christi dar; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 359.2). Die im Empfangsraum des Rektorats in Wettingen vereinten Bildscheiben werden einem unbekannten Badener Atelier zugeschrieben (Hoegger 2002. S. 416–421). Das vorliegende Glasgemälde stützt die Annahme einer Herkunft dieser Scheiben aus Baden: Wenn auch zeitliche Unterschiede die Stiftung Ägeris von den Wettinger Werken trennt, so lassen die schlanken spitzförmigen Figuren und der Schriftcharakter doch die gleiche Glasmalerhand erkennen. Ob sie mit Jörg Elsässer oder einem anderen Badener Glasmaler zu identifizieren ist, muss allerdings offenbleiben.
Datierung
1601
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Egeri, Hans Lütpold von († 1602)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Sammlung F. E. Sidney, London. Am 9.12.1937 von E. Rothenhäusler, Mels, und Theodor Fischer, Luzern, bei Christies in London ersteigert und weiterverkauft. 1947 im Luzerner Kunsthandel.