Forschung
Die Dieffenbach sind in Riquewihr (Reichenweier) im Elsass nachgewiesen. Leider wurden jedoch die Kirchenbücher während des Dreissigjährigen Krieges 1635 zerstört, so dass die Lebensdaten der Familienmitglieder um 1600 nicht mehr nachweisbar sind. Um 1607 liess der Patrizier und Ratsherr Ambrosius Dieffenbach in Riquewihr durch den Architekten Heinrich Schickardt (1558–1635) ein Haus errichten. Johann Dieffenbach ist als Baumeister am Anfang des 17. Jahrhunderts in Riquewihr nicht sicher belegt. Der einzige bislang bekannte Johann Dieffenbach, "ein feiner Mann”, war Weinbauer “und verstand sich gut im Rebbau" (Quelle des Jahres 1665, freundliche Mitteilung von M. Kleindienst, Genealogist in Zellenberg und André Hugel in Riquewihr). Für diese Familie ist allerdings ein anderes Wappen überliefert, das einen kopfhaltenden Löwen als Schildbild zeigt, so dass Zweifel an der richtigen Überlieferung des Stifters berechtigt wären. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass ein verwandter Familienzweig oder der Baumeister dieses vorliegende andere Wappen mit dem Schrägbach führte.
Die Devise des Donators findet sich auch in der damals aktuellen, alphabetisch geordneten Spruchsammlung des evangelischen Theologen Friedrich Petri (1549–1617), die 1605 in Hamburg herausgegeben wurde: Voreiliges Lob wird verworfen, denn der Erfolg zeigt sich erst nach Beendigung der Sache (Fridericus Petri. Der Teutschen Weißheit. Hamburg, Philipp von Ohr 1605. s. Mieder 1983. S. 565. [Faksimile]).
Stilistisch ist die Scheibe der Glasmalerwerkstatt der Lingg zuzuschreiben, die mit dem aus Zug gebürtigen Bartholomäus dem Älteren 1581 in Strassburg ansässig wurde. Seine Söhne Lorenz (* 1582), Hans Konrad (* 1593) und wohl auch Bartholomäus (* 1597) führten über Jahrzehnte die Werkstatt gemeinsam mit ihrem Vater (um 1555/60–nach 1629) (Bergmann 2004. S. 84–87; Mensger 2012. Bd. 1. S. 138–141, 213–216). In Aufbau und Stil lehnt sich ihr Werk stark an die Zürcher Murer-Werkstatt an, zu der die Lingg langjährige Kontakte pflegten. Dementsprechend geht auch die Rahmenarchitektur der Scheibe auf einen Riss Christoph Murers (1558–1614) mit dem Wappen der Familie Escher vom Luchs zurück, den der Berner Glasmaler Hans Ganting d. J. 1613 mit seinem Monogramm versah (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek. Inv.-Nr. HdZ 1616. Ob Ganting hier nur als Kopist gelten mag, ist ungewiss; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 365.1) und den sich auch ein anonymer Zeichner, möglicherweise Hans Ulrich Fisch in Aarau, für seinen Scheibenentwurf zum Vorbild nahm (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett. Inv. 1940.8. Die Zuschreibung an Fisch in der Fotothek des BHM Bern [Depositum im Vitrocentre Romont] wohl von Heinz Matile; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 365.2).
Der Schriftcharakter der erneuerten Stifterinschrift entspricht ebenfalls jenem der Strassburger Scheiben der Lingg-Werkstatt, so dass trotz mangelnder historischer Sicherheit anzunehmen ist, dass die Inschrift auf die alte zerstörte zurückgehen dürfte (Vgl. Lehni 1990; Gatouillat/Lehni 1995. S. 75–77, 79–81).
Datierung
Um 1613
Zeitraum
1600 – 1630
Eingangsdatum
Unbekannt.
StifterIn
Dieffenbach, Johannes (?–?)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in