Forschung
Der Stifter stammte aus einem hochadeligen waadtländischen Geschlecht, das sich nach dem Ort Blonay bei Vevey benannte. Das Haus stellte mit Guillaume de Blonay 1176/77 einen Bischof von Sitten, mehrere Chorherren von Lausanne, Äbte und Vögte der Waadt und des Chablais sowie Regenten stattlicher Herrschaften. Jean Daniel wurde als ältester Sohn des Gabriel de Blonay († nach 1621) und der Françoise-Nicolarde de Lutry am 3.7.1597 in Montreux getauft. Der Herr von Sâles war somit Mitherr von Blonay und besass 1640 auch die Baronie Le Châtelard, die sein Vater 1596 erworben hatte. Von Jean Daniel de Blonay ging sie später an seinen Schwiegersohn über. Jean Daniel heiratete am 16.11.1614 Yolande von Salis, Tochter des Bündner Landeshauptmanns Johann Baptist von Salis. Ihre beiden Töchter erregten mit ihren Herzensangelegenheiten grosses Aufsehen. Die ältere, Barbe-Nicolarde de Blonay, die von ihren Eltern Etienne de Tavel versprochen war, liess sich am 9.11.1641 von ihrem Geliebten François de Blonay aus savoyischer Linie, dem Herrn von Bernex, mit einem Boot entführen und heiratete ihn am nächsten Tag in Maxilly. Weil der Vater milde ihre Entscheidung akzeptierte, klagte der betrogene Verlobte Etienne de Tavel den Herren von Bernex, der auch Berner Bürgerrat war, bei der Berner Obrigkeit ein. Diese erklärte die Heirat für nichtig, befahl die Rückkehr der jungen Ehefrau zu ihren Eltern und verurteilte den Ehemann François de Blonay zu einer finanziellen Entschädigung von Tavels. Die Rekurse gelangten bis zum französischen König. Dessen vermittelnder Brief zeigte jedoch keine Wirkung, und Ludwig XIII. starb bald darauf, ohne dass er dem Liebespaar weitere Hilfe hätte gewähren können. Etienne de Tavel fand 1648 mit der Heirat einer Tochter Jost von Diesbachs Trost. François de Blonay starb bald darauf auf tragische Weise: er wurde am 18.8.1648 wegen familiärer Differenzen von Melchior de Nant erstochen. Sein Mörder starb auf dem Schafott, Barbe-Nicolarde de Blonay erhielt dessen Güter als Entschädigung. Sie heiratete 1654 in zweiter Ehe Melchior de Lucinge, den Sohn des Barons Philippe de Lucinge von Arenthon.
Auch die jüngere Tochter Marie-Françoise-Madeleine de Blonay hatte zwei Heiratsanwärter Philippe de Blonay und Henri de Mestral, die sich schliesslich ihretwillen duellierten und deswegen von der Berner Obrigkeit bestraft wurden. Sie heiratete ihren Favoriten und Cousin Philippe de Blonay am 5.2.1643. Beim Tod ihres Vaters Jean Daniel de Blonay am 2.4.1658 erbte sie die Herrschaft Châtelard und brachte sie auf diese Weise ihrem Mann ein.
Der Inschrift der vorliegenden Scheibe ist zu entnehmen, dass sie nach Blonay gestiftet wurde, wo Jean Daniel Teilhaber der Herrschaft war. Das eindrucksvolle Glasgemälde wurde in der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums Sebastian Schnell zugeschrieben, von dessen Scheiben sie sich jedoch durch den äusserst sorgfältigen Schriftduktus unterscheidet (vgl. FR_366). Als mögliche Autoren kämen aus stilistischen Gründen daher eher Jost Dugo oder Johann Wäber in Frage, der mit grosser Wahrscheinlichkeit um 1622/23 die sehr qualitätvollen Freiburger Standesscheiben ausführte (FR_95, FR_96).
Datierung
Um 1625
Zeitraum
1620 – 1630
Eingangsdatum
Unbekannt.
StifterIn
Blonay, Jean Daniel de (1597–1658) · Salis, Yolande de (?–?)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Sammlung de Maillardoz, Grand-Vivy.