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FR_372: Bildscheibe Niklaus von Diesbach und Albrecht Manuel 1635 (?): Das Element Erde
(FR_Privatbesitz_FR_372)

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Titel

Bildscheibe Niklaus von Diesbach und Albrecht Manuel 1635 (?): Das Element Erde

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1635 (?)

Ikonografie

Beschreibung

Das Mittelbild der Scheibe stellt die Allegorie der fruchtbaren Mutter Erde dar. Bis auf einen den Unterkörper verhüllenden blauen Mantel nackt, sitzt die blonde Frau frontal im Paradies. Sie trägt einen Blumenkranz und eine Mauerkrone auf dem Haupt. In den erhobenen Händen hält sie einen Blumenstrauss und ein von Früchten überquellendes Füllhorn. Im Hintergrund erschafft Gottvater nach der Vielfalt von Tieren den ersten Menschen. Die schlichten roten Rahmenpilaster tragen einen eingezogenen Bogen, den eine ovale Kartusche mit der erklärenden Bildinschrift verdeckt. In den Zwickeln erheben sich Schalen mit Fruchtbouquets. Am Fuss der Scheibe steht die Stifterinschrift zwischen den beiden ovalgerahmten Vollwappen.

Iconclass Code
21B · Erde (als eines der vier Elemente)
46A122(DIESBACH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DIESBACH)
46A122(MANUEL) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MANUEL)
5(+11) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ eine abstrakte Konzeption wird durch eine weibliche Figur verkörpert)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Diesbach: In Schwarz ein goldener Zickzack-Schrägrechtsbalken beseitet von zwei schreitenden goldenen Löwen; Helm: blau mit goldener Kette; Helmdecke: schwarz und golden; Helmzier: ein wachsender goldener Löwe mit einem mit Kugeln besteckten Kamm in den Farben des Schildbildes.
Wappen Manuel: Geteilt, oben in Blau drei goldene Lilien, unten in Rot zwei silberne Pfähle; Helm: silbern mit goldenen Spangen, Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: rot und silbern; Helmzier: ein wachsender feuerspeiender blauer Drache.

Inschrift

Stifterinschrift: Juncker Ni= / claus von Dies= / bach, vnd Juncker / Allbrecht Manuell / Anno 16(3?)5.
Bildinschrift: Vnder den Ellementen ist / Die schön Erd das Fruchtbarist / Sÿ ist ein Mutter die uns Nertt / Dardurch Vns Gott vill Guts beschert.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie und einzelne Sprünge. Links anstelle der blauen Säulenbasis ein Flickstück. Die rechte Säule und das rechte Kapitell tragen die Brandmarken o und D, weshalb diese Teile möglicherweise aus anderen Scheiben der gleichen Serie eingeflickt bzw. vertauscht worden sind. Allerdings trägt die zu den Wappen passende Inschrift ebenfalls die Brandmarke D.

Technik

Farbloses, blaues und grünes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb sowie blauen, grünen und violetten Schmelzfarben. Brandmarken: A, auch o und D.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe wurde von zwei verwandten Berner Bürgern und Politikern gestiftet und war bestimmt Teil von Darstellungen der vier Elemente. Die Komposition der Scheibe dürfte auf einen Entwurf Christoph Murers zurückgehen. Eine Scheibe der Murerschule um 1600 nach gleicher, jedoch seitenverkehrter Vorlage befand sich ehemals im Königlichen Kunstgewerbemuseum Berlin, wo sie im letzten Weltkrieg zerstört wurde (Schmitz 1913. Bd. II. S. 21, Nr. 429, Taf. 63; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 372.1). Die Lehre von den vier Elementen als Grundstoff alles Körperlichen geht auf die Antike zurück und wurde im frühen Christentum durch die Kirchenväter ins christliche Weltbild übernommen. In der scholastischen Universumsvorstellung hatten die vier Elemente ebenso wie die vier Jahreszeiten, Paradiesflüsse, Weltrichtungen usw. ihren festen Platz. Seit der Antike wurden daher die vier Elemente in Form mythologischer Szenen oder als Personifikationen häufig dargestellt. Das Bildmotiv wurde im späten Mittelalter relativ selten, doch griff die Renaissance das Thema im grossen Stil wieder auf. Dabei wusste man die zahlreichen Variationsmöglichkeiten in Verbindung mit den unterschiedlichsten Szenen geschickt zu nutzen. Schon eine Stichfolge Hendrik Goltzius’ (1558–1617) ordnete den vier Elementen eine biblische Szene im Hintergrund zu: Erde–Erschaffung Adams; Wasser–Taufe Christi; Luft–Pfingsten; Feuer–Gottesurteil am Karmel (The Illustrated Bartsch 3, 1980. S. 300–303; The Illustrated Bartsch 3, 1982. S. 348–350). Ähnlich wie die Allegorie der Erde symbolisiert auch die römische Vegetationsgöttin Pomona mit Blumenstrauss und obstgefülltem Füllhorn ihre Fruchtbarkeit (Bergmann 2014. Bd. 2. 372.2. Vgl. die Darstellungen Pomonas von Jost Amman und seinen Nachfolgern. O’Dell-Franke 1977. Taf. 163, ex7; O’Dell-Franke 1985. S. 132–138, Abb. 1 und 5).
Niklaus von Diesbach (* 1610), Sohn Niklaus von Diesbachs (1579–1628), war Hauptmann in Frankreich. Er diente unter dem Regiment Johann Ludwig von Erlachs, der ihm den Hof des Deutschritterordens in Rixheim überliess, den die Ritter nach der Plünderung der Stadt durch die Schweden 1634 verlassen hatten. 1635 wurde er in den Grossen Rat von Bern gewählt, und 1638 amtete er als Vogt von Mendrisio. Diesbach war mit Maria von Bonstetten verheiratet, verstiess dann jedoch seine Frau, um seine Cousine Amelie von Wattenwyl zu ehelichen, die jedoch ebenfalls bereits verheiratet war. Wegen Bigamie entzog man ihm die Bürgerrechte, worauf er mit seiner Geliebten ins Elsass zog.
Sein Mitstifter Albrecht Manuel (1611–1650) wurde 1635 gleichzeitig mit Niklaus von Diesbach Grossrat in Bern und 1640 Schultheiss von Burgdorf. Er war seit 1630 mit Katharina von Bonstetten (1615–1678) verheiratet, die nach seinem Tod 1660 eine zweite Ehe mit Samuel Frisching einging (SGHCF [Manuel]). Eine Scheibe des Ehepaares aus dem Jahr 1635 hat sich im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich erhalten, eine andere von 1630 ist in der dortigen Fotothek überliefert (Inv.-Nr. LM 6374b. Schneider 1971. Bd. II. S. 303, Nr. 558; Foto SLM 70605 und 19963).
Die Diesbach waren mit den Manuel mehrfach verwandt: beide Stifter besassen Frauen aus der Familie von Bonstetten. Niklaus von Diesbach d. Ä. (1579–1628) war zudem in erster Ehe mit Madeleine von Wattenwyl verheiratet gewesen, einer Tochter des Johann von Wattenwyl († 1604) und seiner vierten Frau Magdalena Nägeli (1550–1619), die nach dem Tod ihres Mannes 1605 mit Albrecht Manuel ihre dritte Ehe einging. Albrecht Manuel (1560–1637) war Herr zu Croney, seit 1591 Landvogt zu Yverdon und Grossvater des Stifters der vorliegenden Scheibe.
Leider ist die dritte Ziffer des Datums auf der Scheibe durch ein Notblei unlesbar geworden. Paul Boesch datierte die Scheibe ins Jahr 1655 und erwähnte, Lehmann folgend (Boesch 1936. S. 48, vgl. Foto SLM 6711), als Glasmaler den Berner Matthias Zwirn († 1681), der 1630 in Bern seine Werkstatt eröffnet hatte (vgl. FR_137). Aufgrund der Lebensdaten der Stifter dürfte die Scheibe jedoch ins Jahr 1635 zurückreichen, als beide Stifter im Grossen Rat Einsitz nahmen. Einem sehr ähnlichen Aufbau folgt zudem die allegorische Bildscheibe für Hans Ludwig Lerber und Johann Wild von 1635 in unbekanntem Besitz. Aufgrund der deutlichen Gemeinsamkeiten in Stil und Schriftcharakter muss sie in der gleichen Bernischen Glasmalerwerkstatt entstanden sein und vielleicht sogar aus dem gleichen, noch unbekannten Zusammenhang stammen (Foto SLM 22318; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 372.3).

Datierung
1635 (?)
Eingangsdatum
Unbekannt.
StifterIn

Diesbach, Niklaus von (1610–1680) · Manuel, Albrecht (1611–1650)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Aus der Sammlung Gottlieb Wüthrich, London.

Bibliografie und Quellen

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6711

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_372
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_372
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016