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FR_384: Wappenscheibe des Abts von Hauterive Dominik Buman 1660
(FR_Privatbesitz_FR_384)

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Titel

Wappenscheibe des Abts von Hauterive Dominik Buman 1660

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hermann, Jost · zugeschrieben
Datierung
1660

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum der Scheibe schwebt unter einer Stoffgirlande das von Mitra und Pedum bekrönte gevierte Äbtewappen. Vor den rahmenden Arkaden stehen auf Volutenpodesten zwei weibliche Tugenden. Links trägt die Stärke (Fortitudo) über dem grünen Rock den Brustpanzer und einen Helm. Mit der Rechten stützt sie sich auf einen Schild, im linken Arm ist ein Säulenstumpf zu sehen. Rechts giesst die Mässigkeit (Temperantia) in gelbem Rock und blauem Kleid Wasser aus einem Krug in eine Schale. Das Oberbild illustriert Salomons Urteil (1 Kg 3, 16–28). Begleitet von zwei Beamten sitzt der König in seinem Palast frontal auf dem Löwenthron, vor dem das tote Kind liegt. Zu seinen Seiten streiten sich die beiden Frauen um das lebende Kind im Arm der Mutter. Während die falsche Mutter erwartungsvoll die Hand ausstreckt, rauft sich die wahre das Haar, da das Kind gemäss Schiedsspruch Salomons vom Henker rechts mit dem Schwert geteilt werden soll. Die wahre Mutter offenbart sich dadurch, dass sie zugunsten der falschen Mutter auf ihr Kind verzichtet, damit es am Leben bleibe. Am Fuss der Scheibe nimmt die Stifterinschrift in einer gelben Rollwerkkartusche die volle Scheibenbreite ein.

Iconclass Code
11M42 · Mäßigkeit, Temperantia (Ripa: Temperanza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M43 · Stärke, Fortitudo, als eine der vier Kardinaltugenden
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
46A122(BUMAN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BUMAN)
71I325 · Salomo fällt das Urteil: er befiehlt einem Soldaten, das lebende Kind in zwei Stücke zu zerteilen
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Abt Dominik Buman/Hauterive: Geviert, 1 und 4 (gewendet) in Rot, besät mit silbernen Kreuzchen, ein steigender gekrönter goldener Löwe (Hauterive); 2 und 3 gespalten, rechts in Blau eine silberne Pflugschar, links in Blau ein ausgerissener grüner Baum mit natürlichem Stamm (Buman).

Inschrift

Stifterinschrift: F. DOMINICVS BAWMAN HVMILIS / ABBAS MONASTERII ALTÆRIPÆ. 1660.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie und wenige Sprünge. Undeutbare Einritzungen im Oberbild.

Technik

Farbloses Glas und rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen bis hin zu tiefem Orange. Blaue Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Dominik Buman ist am 11.8.1633 als Mönch im Zisterzienserkloster Hauterive bezeugt. Seine Abstammung von Johann Ulrich Buman und Dorothea Gurnel ist nicht gesichert. Später amtete er als Prior der Abtei Neuburg (Diözese Strassburg), bevor er am 21.11.1659 zum Abt von Hauterive gewählt wurde. Er erhielt einen Monat später die Weihen durch den Abt von St. Urban Edmund Schnider (reg. 1640–1677). 1666 geriet Abt Dominik in Konflikt mit dem Lausanner Bischof Jean-Baptiste de Strambino, der den Zisterziensern die Laienbeichte, die Altarweihe in den vom Kloster abhängigen Kirchen und das Visitationsrecht in den Frauenklöstern La Maigrauge und La Fille-Dieu streitig machen wollte. Während des Generalkapitels im Jahr 1667 wurde Abt Dominik der nachlässigen Führung seines Kloster angeklagt. Er verteidigte sich heftig gegen die Vorwürfe. Drei Jahre später starb er am 2.4.1670 (Sein Grabstein in Hauterive beschrieben bei Lüthi 2013. Bd. II. S. 247).
Das vorliegende Glasgemälde weicht in seinem ikonographischen Programm von den üblichen zisterziensischen Stiftungen ab. Statt der Klosterheiligen liess der Abt auf seiner Scheibe zwei Tugenden darstellen, die auch häufig auf den Scheibenstiftungen der Patrizier zu sehen sind. Auch die alttestamentliche Szene des salomonischen Urteils spricht auf die Tugenden Weisheit und Gerechtigkeit an, womit der eben erst erwählte Abt sicher auf seine in Aussicht gestellte kluge Regierung des Klosters anspielt.
Aus den Rechnungen des Klosters Hauterive ist nichts über den Bestimmungsort der Scheibe oder den ausführenden Glasmaler zu erfahren, doch ist das Glasgemälde aus stilistischen Gründen mit Sicherheit dem vielbeschäftigten Jost Hermann in Freiburg zuschreibbar.

Datierung
1660
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in

Auktion Koller, Zürich

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

2000 an der Auktion Koller, Zürich, erworben.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Auktion Koller Varia, Zürich. (Auktionskatalog 13.–15. Dezember 2000) Zürich 2000. S. 78, Nr. 6268 (als französisch oder deutsch).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 384.

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) II, 1924. S. 425, Nr. 3.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) II, 1924. S. 342, Nr. 3.

Sommer-Ramer, Cécile und Patrick Braun (Red.) Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz. Helvetia Sacra. (Begründet von R. Rudolf Henggeler OSB, weitergeführt von Albert Bruckner) Abteilung III. Die Orden mit Benediktinerregel. Band 3. Erster Teil. Bern 1982. S. 231–232.

Lüthi, Dave (Direction) en collaboration avec Karina Queijo. Le marbre et la poussière: le patrimoine funéraire romand (XIVe–XVIIIe siècles): Vaud, Neuchâtel, Fribourg, Valais, Jura. 2 vol. (Cahiers d’archéologie romande 143–144) Lausanne 2013.

Diesbach de Belleroche, Benoît. Site génealogique et héraldique du canton de Fribourg: les familles du canton de Fribourg (SGHCF) URL: http://www.diesbach.com/sghcf/index/html (Buman am 3.4.2014).

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_384
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_384
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016