Forschung
In der älteren Forschungsliteratur (Baechthold 1878, S. CXX Nr. 78; Haendcke 1889, S. 61 u. 114 Nr. 139; Lehmann 1915, S. 218; Lehmann 1916, S. 143) wird der Riss Niklaus Manuel zugeschrieben. Die Zuschreibung lässt sich weder stilistisch begründen, noch ist sie durch das Monogramm gerechtfertigt, das später hinzugefügt wurde und exakt mit dem Monogramm Manuels, jedoch ohne den Dolch, übereinstimmt (Egli & von Tavel 2017, 2. Bd. S. 3–4). Bereits 1952 hat Lucie Stumm (Stumm 1925) im Werkverzeichnis Manuels den Riss nicht mehr aufgenommen, und er wird im aktuellen Œuvrekatalog nicht mehr aufgeführt, auch nicht als ausgeschiedenes Werk (Egli & von Tavel 2017). Stilistisch tritt die manierierte Löwenmähne hervor. Ähnlich gestaltete Löwenfiguren finden sich in Werken Hans Funks, beispielsweise in dessen Standes- und Stadtscheiben im Rathaus von Lausanne (Grandjean 1965, S. 414–412). Der Entwurf wurde denn auch bereits von Lehmann mit der Hans Funk zugeschriebenen Berner Ämterscheibe von 1530 im Bernischen Historischen Museum in Verbindung gebracht (BHM 368, BE_983; Matile 1965/1966, S. 39–40, Abb. 6).
Die oben beschriebenen nachträglichen Änderungen und Einzeichnungen weisen darauf hin, dass das Blatt mehrfach verwendet wurde. Dies erklärt auch den schlechten Erhaltungszustand. Diese Befunde machen es wahrscheinlich, dass das Monogramm und der Name Niklaus Manuels ebenfalls ein späterer Zusatz sind. Die Wappen wurden mehrmals überarbeitet, allerdings lassen die Löwen mit den Beilen darauf schliessen, dass ursprünglich das Bieler Stadtwappen eingezeichnet war (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 147).
Der fragmentarische Eigentumsvermerk auf der Rückseite weist das Blatt als Besitz des Berner Glasmalers Hans Rudolf Lando aus.
Eine Pause des Risses (Feder in Schwarz) von Emil Gerster ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM 21882).
Datierung
Um 1530
Zeitraum
1520 – 1540
StifterIn
Eigentümer*in
Schweizerische Eidgenossenschaft
Vorbesitzer*in
Bis 1605 Ludwig Koch, Bern; Ab 1605 Hand Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Johann Emanuel Wyss.
Inventarnummer
BHM 20036.9