Wolfgang Rudolf Reding (1630–1696), Sohn des Franz (1599–1652) und der Maria Elisa von Roll (*1604), war verheiratet mit Regina Esther von Beroldingen (†1674). Als Nachfolger seines Vaters versah er 1652–1689 das Amt des Landschreibers der Landgrafschaft Thurgau, das bis 1798 von einem Mitglied der Familie Reding besetzt blieb. 1667 erwarb er von der verschwägerten Familie von Roll die Herrschaft Mammern, die er 1687 an das Benediktinerkloster Rheinau weiterverkaufte. Aufgrund seiner Verdienste im Türkenkrieg und beim Feldzug gegen Portugal wurde Wolfgang Rudolf Reding von Biberegg 1683 in den Ritterstand und 1688 von Kaiser Leopold I. in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Darauf verweist die Freiherrenkrone, die auf der Scheibe prominent das Wappen überhöht (vgl. Hux, 2010, S. 21, 24–26).
Das Glasgemälde gehört zu einem 1686 entstandenen Zyklus, von dem sich mindestens sechs, z.T. mit “IM” (Josef Müller) bzw. “FIM” (Franz Josef Müller) signierte Rundscheiben erhalten haben, davon drei im Historischen Museum Uri in Altdorf (Inv. Nr. KA 0011, 0012, 0013). In der Sammlung Reding befand sich ehemals eine zweite zur Serie gehörende Scheibe, gestiftet von Beat Jakob I. Zurlauben, Maria Barbara Reding und Maria Margaretha Pfyffer von Wyher (Meyer, 1978, S. 367, Nr. 12). Daneben traten Sebastian Ludwig von Beroldingen, Sohn des Sebastian, Herr zu Sonnenberg (†1689) und der Maria Esther von Roll (*1604), bischöflich-konstanzischer Rat, bischöflicher Obervogt in Bischofszell und Landeshauptmann der Landgrafschaft Thurgau, seine Ehefrau Maria Magdalena von Roll (*1640) sowie seine Schwester Anna Maria von Beroldingen-von Beroldingen (1633–1691) als Einzelstifter auf. Fünf der Scheiben befanden sich in der Sammlung Vincent (vgl. Rahn, 1890, Nrn. 378–382). Anna Maria von Beroldingen bezeichnet sich in der Inschrift als “sein Eheliche Gemahlin” (vgl. Rahn, 1890, Nr. 381), was bedeutet, dass auch eine Scheibe ihres Gemahls Kaspar Konrad von Beroldingen (1628–1702) zur Serie gehörte. Ihre Heirat war 1672 erfolgt. Kaspar Konrad war Herr zu Gündelhard und Landeshauptmann im Thurgau (vgl. von Liebenau, 1893, S. 94, 96).
Da die Stifter bis auf Beat Jakob I. Zurlauben alle einen engen Bezug zum Thurgau haben, lag der ursprüngliche Bestimmungsort vermutlich in der ehemaligen Landgrafschaft. Zu denken ist dabei vor allem an die 1685–87 neu erbaute Kirche des Benediktinerklosters Fischingen, deren Bau von der Familie Reding von Biberegg finanziert wurde (Knoepfli, 1955, S. 84). Um 1687 stiftete die Stadt Wil eine Scheibe dorthin (Boesch, 1949, S. 34), 1686 die Stadt Zürich (Meyer, 1884, S. 250, 332).
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 382.
Heberle, 1891, Nr. 353.
Messikommer, 1911, Nr. 21.
Birchler, 1930, S. 601, Nr. 13, Abb. 402
Stauber, 1934, S. 262–263, Taf. 10.
Wyss, 1940, S. 40.
Wyss, 1941, S. 123, Nr. 636.
Wyss, 1968, S. 88, 118.
Meyer, 1978, S. 367, Nr. 13.
Raimann/Erni, 2001, S. 221.
Bergmann, 2004, S. 124.
Hasler et al., 2020, S. 17, 71, 124.