Forschung
Konrad Landenberg, der Sohn des Winterthurer Bürgers und Tuchhändlers Heinrich (1479), war kaiserlicher Notar und wirkte von 1483–1520 als Stadtschreiber zu Winterthur. Dort wurde er bald die “rechte Hand des Rates” und agierte wegen seiner diplomatischen und juristischen Fähigkeiten oft als Vermittler in Streitigkeiten zwischen Geistlichen und Laien. Sein Wappen und Name finden sich noch heute in einer Wandmalerei der Sakristei der Stadtkirche Winterthur (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 589; Hauser, 1912, S. 123–126).
Die Stadtkirche von Winterthur befand sich im Stiftungsjahr der vorliegenden Scheibe im Umbau: zwischen 1501–1518 erhielt sie ein neues Langhaus (Dejung/Zürcher, 1952, S. 49). Landenberg stiftete möglicherweise auch ein Glasgemälde in die Kirche, wobei es sich um die vorliegende Scheibe handeln könnte. Ein anderer möglicher ursprünglicher Bestimmungsort ist die 1508–1516 neu errichtete Kirche von Elgg bei Winterthur. Diese erhielt damals Glasmalereien: 1511, im Stiftungsjahr der vorliegenden Scheibe, schenkte die Stadt Frauenfeld ein heute verschollenes Glasgemälde nach Elgg, geschaffen von Ludwig Stillhart (Rott, 1933, S. 261). Die noch heute in der Kirche erhaltenen Glasgemälde der Zürcher Stadtheiligen (91 x 35.5 cm) zeigen eine sehr ähnliche Rahmung aus gebundenen Blättern. Sie sind weder genau datiert, noch ist ihr Hersteller bekannt (vgl. Gubler, 1986, S. 332).
In Winterthur, dem Wohnort des Stifters, ist um 1511 nur ein Glasmaler dokumentiert: 1512 schuf Lux Graf eine Winterthurer Stadtscheibe. 1513 gestattete ihm der Winterthurer Rat, eine Jahr lang seinen Wohnsitz in Frauenfeld zu haben (Boesch, 1955, S. 8). Es lassen sich diesem Glasmaler jedoch keine Werke gesichert zuordnen. Die Scheibe Konrad Landenbergs ist der Doppelscheibe der Landvogtei Thurgau aus dem Jahr 1517 in stilistischer Hinsicht eng verwandt (Schweizerisches Nationalmuseum, Dep. 5 und 6; Schneider, 1971, Bd. 1, Nrn. 146, 147; Knoepfli, 1966). Insbesondere die Rahmung und die Putten sind sehr ähnlich gestaltet. Die Doppelscheibe der Landvogtei wurde wahrscheinlich von einer Zürcher Werkstatt hergestellt (vgl. TG_13). Auf der Fotografie im Schweizerischen Nationalmuseum wird auch die vorliegende Scheibe einem Zürcher Glasmaler, nämlich Ulrich I. Ban, zugewiesen. Jedoch lässt sich auch diesem in den Quellen dokumentierten Glasmaler kein Gemälde gesichert zuweisen. Somit lässt sich nur festhalten, dass die vorliegende Scheibe vermutlich in derselben Zürcher Werkstatt entstand, die auch die Doppelscheibe der Landvogtei Thurgau schuf.
Die Scheibe wird genannt in:
Früh, 2001, S. 47.
Datierung
1511
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1955 Historisches Museum Thurgau
Vorbesitzer*in
Bis 1955 Sammlung Bachmann, Frauenfeld (Legat)
Inventarnummer
T 6412