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TG_20: Stadtscheibe Frauenfeld
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_20)

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Titel

Stadtscheibe Frauenfeld

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Schmid, Thomas · zugeschr.
Datierung
1543
Masse
56.6 x 41. 5 cm im Licht 60 x 45 cm mit Bleirahmen

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe ist durch lilafarbene Flachbögen dreigeteilt. Im zentralen Bogenfeld ist oben die Erbauung von Stadt und Schloss Frauenfeld und darunter vor grünem Teppich das auf die Tafel mit der Stifterinschrift gesetzte Wappen des Ortes festgehalten. Im Oberbild und den beiden seitlichen, je dreistöckigen Bogenstellungen wird die Gründungssage Frauenfelds geschildert. Sie beginnt mit der Jagdszene im Oberbild, wo die Tochter der Kyburger zu Pferd den armen Ritter von Seen (bei Winterthur) begegnet (das Mittelstück ergänzt, ursprünglich Jagdszene). Es folgen die drei Szenen in der linken Aussenarkade. Sie zeigen von oben nach unten, wie der Ritter der Kyburgerin seine Liebe erklärt, wie er bei deren Vater um ihre Hand anhält und wie diese den Abt der Reichenau um Beistand bittet. In den drei gegenüberliegenden Szenen ist (in gleicher Reihenfolge) zu sehen, wie der Abt beim Vater vermittelt, wie dieser in die Hochzeit einwilligt und seiner Tochter den Schild von Frauenfeld übergibt und wie die Tochter in die Stadt einzieht.

Iconclass Code
44A1(+4) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Stadt; Gemeinde)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Frauenfeld, Stadt: In Silber steigender, golden bewehrter roter Löwe, von rot bekleideter Frau an goldener Kette und goldenem Halsband gehalten.

Inschrift

1543 / die statt frowefeld

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das Mittelstück des Oberbilds sowie ein kleines Stück in der Rahmung neu ergänzt. Die Schwarzlotbemalung stellenweise nur noch schwach vorhanden, z.T. (mutwillig) weggekratzt (namentlich Figuren bei Rahmenszene unten rechts); mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

1873 wird im Katalog der Wiener Weltausstellung (S. 221, Nr. 16) festgehalten: “Hauptbild: Erbauung der Stadt. Darüber in ganzer Breite ein Jagdstück”.

1890 befand sich nach Rahns Beschreibung (1890, Nr. 45) in der Mitte des Kopfstückes ein “waagrecht oben schwarz unten gelb getheilter Schild, in welchem in umgekehrter Farbenstellung ein springendes Schaf”. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um ein Flickstück.

Im Nachlass von Hans Drenckhahn in Vitrocentre Romont befinden sich von diesem Pausen mit Details dieser Scheibe (von Wappen Frauenfeld und Stadtbau: VCR_FHD_489, 490, 491, 494, 496, 498, 499 (gelochte Pause), 500, teils mit Farbangaben). Diese dienten ihm 1919 zur Herstellung seiner Kopie der Scheibe, die sich heute im Rathaus von Stein am Rhein befindet. Das Mittelstück des Oberbildes zeigt dabei nicht die Tochter der Kyburger zu Pferde, sondern einen reitenden Jäger mit einem Speer in der Hand. Dies lässt vermuten, dass Drenckhahn den von Rahn beschriebenen Zustand des Glasgemäldes mit dem Flickstück mit Wappen im Oberbild sah und sich dafür entschied, das Oberbild nach seinem Gutdünken zu ergänzen. Vermutlich nach 1919 wurde dann das Flickstück mit Wappen aus der originalen Scheibe entfernt und die heute vorhandene Ergänzung eingesetzt. Sie entspricht den originalen Darstellungen auf den Stadtscheiben von 1553 (TG_26) und 1567 (TG_76), die wohl als Vorlage für die Ergänzung dienten.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; blaues Überfangglas mit vorderseitigem und rotes Überfangglas mit vorder- und rückseitigem Ausschliff (der rote Überfang ist äusserst dünn); Bemalung mit Schwarzlot (rückseitig in Lasur), Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

In den Jahren 1542 und 1543 erhielt das Rathaus von Stein am Rhein einen grossen Zyklus von Glasgemälden, zu dem auch die vorliegende Frauenfelder Stadtscheibe zu zählen ist. Paul Boesch zog zwar auch das Schützenhaus von Stein als Bestimmungsort in Betracht (Boesch, 1950, S. 158–168), nach den Quellen war das Rathaus aber das einzige Gebäude in Stein, das 1542/43 mit einem Wappenzyklus bedacht wurde (Hasler, 2010, S. 364). Laut Johann Martin Usteri befanden sich 1805 vier Stadtscheiben aus diesem Zyklus, nämlich jene von Frauenfeld, St. Gallen, Winterthur und Diessenhofen, in der Herrenstube von Stein (Usteri, 1805, L46). Diese wurden von dieser Zunft 1866 an Herrn Winz Büel, Gastwirt zum Raben in Stein am Rhein, verkauft. Von diesem gelangte die Frauenfelder Scheibe in die Sammlung Vincent in Konstanz (Rahn, 1890, Nr. 45) und bei deren Versteigerung 1891 für Fr. 2950 an die Bürgergemeinde Frauenfeld.

Die Frauenfelder Scheibe ist zusammen mit sieben Stadtscheiben des gleichen Formats zur zweiten Werkgruppe des Steiner Zyklus' zu zählen (vgl. Hasler, 2010, 364–266). Sie ist zwar kleinteiliger als die anderen Stadtscheiben komponiert, in der Figurengestaltung und in den Dekorationsformen (zierlicher Blattfries an der Architekturrahmung, Bodenfliesenmuster) steht es ihnen jedoch derart nahe, dass an der Herkunft aus einer gemeinsamen Werkstatt kaum zu zweifeln ist.
Zu den Stadtscheiben gehörte auch eine heute verschollene Stiftung der Stadt Diessenhofen, für welche belegt ist, dass sie von einem Schaffhauser Glasmaler geschaffen wurde (Hasler, 2010, S. 364; Boesch, 1950, S. 167). Als die Stadtscheiben für das Steiner Rathaus ausgeführt wurden, existierten in Schaffhausen nur die Glasmalerwerkstätten Hieronymus Langs und Felix Lindtmayers d. J. Wie Hasler aufzeigt, lässt sich deren Werk nicht mit den Steiner Glasmalereien vergleichen. Hingegen kommt der in Schaffhausen gebürtige Meister Thomas Schmid als Glasmaler der zweiten Werkgruppe in Frage (Hasler, 2010, S. 366). Schmid war zwischen 1529 und 1544 aus Schaffhausen verbannt und hielt sich zeitweise in Stein am Rhein und in Diessenhofen auf. Er war der Sohn eines Glasers und Glasmalers und bezeichnete sich als Glaser und Maler. Sein überkommenes Werk umfasst Wandmalereien, ein Tafelbild sowie sehr wahrscheinlich auch Scheibenrisse, ein Hinterglasgemälde und vielleicht ein Glasgemäldefragment (Hasler, 2010, S. 131–132; Ryser, 2006, S. 250; FR_303). Das signierte Tafelbild (Museum Allerheiligen, Schaffhausen, https://kdb.e-pics.ethz.ch/latelogin.jspx?recordsWithCatalogName=KdB:2639), das den Kindermord von Bethlehem zeigt, ist auffallend ähnlich wie die vorliegende Scheibe komponiert. Die ungewöhnliche Gliederung der seitlichen Pfeiler respektive Bogenstellungen in je drei Kompartimente, die erzählende Szenen präsentieren, entsprechen einander. Diese Übereinstimmung führte bereits Hans Rott (Rott, 1925/26, S. 210), Max Bendel (1947, S. 102), Albert Knoepfli (1950, S. 144, 182) und Reinhard Frauenfelder (1958, S. 199) dazu, die Frauenfelder Stadtscheibe Thomas Schmid zuzuschreiben. Rolf Hasler setzte hingegen ein Fragezeichen hinter die Zuschreibung, da die Schildwächter und die voluminösen Rahmengerüste der anderen Stadtscheiben des Steiner Zyklus' im Tafelbild keine Entsprechung finden (Hasler, 2010, S. 366). Wenn aber auch die ebenfalls signierten Wandmalereien Thomas Schmids im Festsaals des Klosters St. Georgen in Stein am Rhein (1515/16, unter Leitung von Christoph Bockstorffer) berücksichtigt werden, zeigt sich, dass dort ähnlich monumentale Figuren sowie auch entsprechende architektonische Rahmungen zur Darstellung kamen (vgl. etwa die Figur des Herkules; Scherer, 2013, Abb. 31). Besonderer Augenmerk ist auf die Szene der Gründung von Karthago im Festsaal zu legen (Scherer, 2013, Abb. 6): der dargestellte Bau eines Wehrturms entspricht recht genau dem Turmbau auf der vorliegenden Frauenfelder Stadtscheibe (vgl. auch Mittelalterliche Ausstellung, 1895, S. 9). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Quellenlage (Schaffhauser Glasmaler) als auch stilistische Vergleiche für Thomas Schmid als deren Schöpfer sprechen.

Die Gründungssage von Frauenfeld hielt 1548 Johannes Stumpf in seiner Chronik fest (5. Buch, Kap. XXVII, S. 98; vgl. Leisi, S. 28–29). Demnach wollte sich eine Gräfin von Kyburg (oder von Winterthur) mit einem Ritter von Seen vermählen. Das war jedoch gegen den Willen ihrer Verwandten (“ire freund und erben nit für gut haben”). Deswegen gab die Gräfin Stadt und Burg Frauenfeld dem Abt von Reichenau, um dessen Unterstützung zu erhalten. Dieser gab ihr die Burg wieder als Lehen zurück. Die Frau nahm so den kyburgischen Löwen, also ihre Familie, an die Kette, wie dies im Frauenfelder Wappen dargestellt ist. Die älteste bildliche Darstellung der Legende erscheint auf vorliegender Scheibe. Sie ist ebenfalls auf der Stadtscheibe von 1553 aus Wellhausen (Historisches Museum Thurgau, TG_26) und auf derjenigen von 1567 aus Winterthur (Rathaus Frauenfeld, TG_76) abgebildet.
Im Historischen Museum in Frauenfeld existiert von dieser Scheibe ein Nachriss (Inv. Nr. T 26440, Blattgrösse: 51.5 x 42 cm), der laut Inschrift in der Zeit geschaffen wurde, als sich dieselbe in der Zunft zu Stein am Rhein (Herrenstube) befand, von wo sie 1866 entfernt wurde (s.o.). Das Oberbild ist nicht abgebildet.
Eine Kopie dieser Scheibe, angefertigt von Hans Drenckhahn 1919 in Thun, befindet sich im Rathaus zu Stein am Rhein (siehe Technik/Zustand).

Die Scheibe wird genannt in:
Usteri, 1805, L 46.
Rahn, 1869, S. 58, Anm. 1.
Pupikofer, 1871, S. 16–17.
Rahn u.a., 1883, S. 63, Nr. 114.
Katalog Wiener Weltausstellung, 1873.
Rahn, 1889, S. 281 (Carl von Egeri?).
Borel, 1889, S. 292f.
Vetter, 1890, S. 13.
Rahn, 1890, Nr. 45.
Büchi, 1890, S. 32.
Heberle, 1891, Nr. 40.
Rahn, 1892, S. 12.
Büchi, 1892, S. 5–7.
Mittelalterliche Ausstellung, 1895, S. 9.
Rahn, 1899, S. 31.
Geschichte Schaffhausen, 1901, S. 728–730.
Rott, 1926, S. 99 (Thomas Schmid).
Thieme-Becker, 1936, S. 167 (hier die Zuweisung an Schmid abgelehnt).
Bendel, 1947, S. 102 (Thomas Schmid).
Knoepfli, 1950, S. 144, 182, Abb. 127 (“vielleicht Thomas Schmid”).
Boesch, 1950, S. 158–168 (Heinrich Holzhalb).
Frauenfelder, 1958, S. 199 (Thomas Schmid?).
Naumann, 1966, S. 59, 61f., 69, 72–78, 88, 98, Taf. 6.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 20f., 38, Farbabb. 19 (Felix Lindtmayer d. Ä.).
Früh/Ganz, 1987, Abb. S. 19.
Bürgergemeinde Frauenfeld, 1991, Abb. S. 11.
Früh, 2001, S. 56, Farbabb.
Hux, 2004, S. 10, Abb.
Hux, 2010, Abb. S. 11.
Hasler, 2010, S. 132, 364–366, Abb. 150.2. (Thomas Schmid?).
Hux/pallmann, 2015, S. 11, Abb.

Datierung
1543
StifterIn

Frauenfeld, Stadt

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1891 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

1805 Herrenstube (Herrenhaus, Zunft zum Kleeblatt), Stein a. Rhein. · Seit 1866 Konrad Winz Büel, Gastwirt zum Raben, Stein a. Rhein · 1869–1891 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · 1891 durch die Bürgergemeinde Frauenfeld für Fr. 4056.25 zuhanden des Historischen Museums des Kantons Thurgau an der Auktion erworben

Inventarnummer
TD 36

Bibliografie und Quellen

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32658

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_20
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Eigentümer*in

Seit 1891 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_20
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema