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TG_27: Figurenscheibe Hans Locher und Verena Engelhart mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Verena
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_27)

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Titel

Figurenscheibe Hans Locher und Verena Engelhart mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Verena

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Murer, Jos (Jodocus) · zugeschr.
Datierung
um 1560

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe unterteilt ein Doppelbogen mit zentraler Balustersäule und seitlichen Pfeilern, deren vorgestellten Säulen je ein Krieger umfasst. Zudem sind die Basen und die Schäfte dieser Säulen mit je drei Köpfen verziert. Auf dem hinter dem Doppelbogen durchlaufenden Podium stehen die Vollwappen Hans Lochers und Verena Engelharts in Begleitung ihrer Namenspatrone Johannes des Täufers und Verena. Während der Täuferheilige ein Buch mit dem Lamm Gottes in der linken Hand mit sich führt, hält die in einen roten Mantel gekleidete hl. Verena in der Rechten den Haarkamm und in der Linken eine Weinkanne. Vor dem Podium mit dem Schriftband kniet das Stifterpaar mit dem Rosenkranz in seinen Händen andächtig zu Füssen der Heiligen. Hinter diesen öffnet sich der Blick auf eine weite Landschaft mit der nach dem Holzschnitt in Stumpfs Schweizerchronik gestalteten Stadt Frauenfeld. In den kleinen oberen Bogenzwickeln finden sich zwei Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, links die Taufe Jesu und rechts Salome mit dem Haupt des Johannes. In der Mitte spielt ein Putto die Laute.
Eines der Flickstücke in der Figur des Johannes zeigt das Wappen vom Grüth.

Iconclass Code
11H(JOHN THE BAPTIST) · Johannes der Täufer; mögliche Attribute: Buch, Schilfkreuz, Taufgefäß, Honigwabe, Lamm, Stab
11HH(VERENA) · weibliche Heilige (VERENA)
46A122(ENGELHART) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ENGELHART)
46A122(LOCHER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (LOCHER)
73C121 · die Taufe Christi im Jordan: Johannes der Täufer gießt Wasser auf das Haupt Christi; der Heilige Geist senkt sich herab
73C13341 · Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers auf einer Schüssel
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Locher, Hans: In Rot zwei sinkende, golden geschäftete, silberne Pfeile; Helm: blau; Helmdecke: rot und golden; Helmzier: ein wachsender, rotbekleideter Mann mit einem golden geschäfteten, silbernen Pfeil in der rechten Hand.
Wappen Engelhart, Verena: In Blau auf silbernem Schildfuss im Wolkenschnitt ein wachsender, silbern bekleideter Engel; Helm: blau; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: ein wachsender, silbern bekleideter Engel.

Inschrift

hans locher Land / schryber zů frowe̅feld

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige alte Flickstücke und neue Ergänzungen; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1941 Karl Ganz, Zürich.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes beidseitig ausgeschliffenes Überfangglas und blaues vorderseitig ausgeschliffenes Überfangglas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Locher (um 1500–1586, Frauenfeld), Sohn des thurgauischen Landschreibers Jakob, stammte aus Frauenfeld und war katholisch. Vor 1524 heiratete er Verena Engelhart, Tochter des Konrad, Zwölfers und Zunftmeisters zur Meisen von Zürich. Später ging er eine zweite Ehe mit einer Christina ein, deren Geschlechtsname nicht bekannt ist. Von 1532–1564 amtete Locher wie sein Vater als thurgauischer Landschreiber. 1535–1540 war er Oberkirchenpfleger, 1541 Vogt von Münsterlingen, 1534–1545 Spendmeister, 1550–1556 des Grossen Rats und schliesslich bis zu seinem Tod des Kleinen Rats. Er beteiligte sich an Stiftungen für die Klöster Tänikon und Kalchrain sowie für das Spital Frauenfeld. 1562 leitete Locher den Wiederaufbau von Kalchrain. Papst Pius VI. ernannte ihn 1569 zum Pfalzgrafen (Locher 1940, S. 101f; Boesch 1943, S. 22; Locher/Rickenmann 1944, S. 36f.; Historisches Lexikon der Schweiz, 8/2009, S. 11). Schon 1532 hatte Locher die Orte Luzern, Solothurn und Bern um ein Fenster in sein neues Haus an der mittleren Vordergasse in Frauenfeld (Eidgenössische Abschiede IV, 1b, S. 1425) ersucht.
Das Ehepaar verehrte die vorliegende Scheibe in den Kreuzgang von Tänikon. Eine weitere Scheibenstiftung machte es 1561. Diese befindet sich heute ebenfalls im Historischen Museum Thurgau (TG_277). Auch seine Tochter Anna schenkte mit ihrem Ehemann Kaspar Letter 1559 eine Scheibe in den Kreuzgang von Tänikon. Diese ist heute im Besitz des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich (Dep. 3411; 83. Jahresbericht SNM Zürich 1974, S. 76, Abb. 89).
Als Landschreiber hatte Hans Locher oft mit dem Kloster Tänikon zu tun. 1548, als das Kloster nach der Reformation neu besiedelt wurde, nahm Locher den Bürgschein der neuen Verwalterin Sophia vom Grüth entgegen. Ausserdem nahm er alljährlich mit dem Landvogt und dem Landweibel die Klosterrechnung ab und war 1555 Schreiber der 7 Orte im Rechtshandel mit den drei Städten Bern, Freiburg und Solothurn wegen der Klöster (Boesch, 1943, S. 23).

Der 1508 errichtete Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters von Tänikon mit seinen 22 Rundbogenfenster wurde in mehreren Etappen mit zahlreichen Glasgemälden ausgestattet. Eine erste Serie datiert in die Jahre 1558/1559. Die meisten dieser rund 20 Scheiben sind vom Zürcher Glasmaler Niklaus Bluntschli signiert. Eine einzelne Scheibe trägt das Monogramm Jos Murers.
Die zweite Serie stammt aus den Jahren 1563–1565 und umfasst mindestens 5 Scheiben. Eine davon trägt das Monogramm des Glasmalers Hans Füchslin. In den Jahren von 1585–1610 wurden weitere 11 Scheiben gestiftet. Nach 1610 gelangten weitere Glasgemälde nach Tänikon, die dort allerdings nicht mehr im Kreuzgang, sondern andernorts zur Aufstellung kamen (u.a. im Refektorium) (Rahn/Nater 1906, S. 17f., 426–439; Boesch, 1943).
Insgesamt 37 Scheiben aus dem Kreuzgang von Tänikon kaufte 1832 Johann Nikolaus Vincent aus Konstanz, in dessen Sammlung sie bis 1891 verblieben. In diesem Jahr verkauften Vincents Erben die Sammlung, und heute sind die noch auffindbaren Tänikoner Scheiben auf mehrere Institutionen verteilt (Schweizerisches Nationalmuseum, Historisches Museum Thurgau, Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Musée Ariana Genf, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Museum Heylshof Worms, Historisches Museum Luzern).

Paul Boesch datiert die Scheibe Locher-Engelhart aufgrund eines Vergleichs mit einer Scheibe von 1546 (Oswald Wirz und Margreth Engelhart, 1943 Privatbesitz) um 1550 (Boesch, 1943, 25, Abb. I, 2; so auch Lehmann 1941, S. 83f.). Es gibt jedoch keinen Grund, die Scheibe von den Tänikoner Zyklen von 1558/59 und 1564/65 zu trennen. Zwar bilden die meisten Scheiben Szenen der Passionsgeschichte ab, eine Scheibe der Stadt Zug (1558; Schweizerisches Nationalmuseum IN 67/14) und eine Nachstiftung des Eberhard von Bichelsee (1558; TG_28) aber zeigen wie die Scheibe Locher-Engelhart zwei Heilige. Für eine Datierung um 1560 sprechen auch die beiden mit Masken verzierten, von je einem Krieger umarmten Balustersäulen. Diese finden sich in derselben Gestaltung auf der Figurenscheibe Niklaus Gersters von 1570 in Zuger Privatbesitz ebenso wie auf der um 1560 entstandenen Bildscheibe des Appenzeller Ehepaares Paul Jakob und Katharina Gartenhauser im Louvre zu Paris (Bergmann 2004, S. 212f., Kat.-Nr. 33, Abb. 33.1). Nach Uta Bergmann geht dieses Motiv möglicherweise auf die Titelumrahmung der 1553/54 in Zürich erschienenen Bibelausgabe von Andreas Gessner und Rudolf Wyssenbach zurück (Bergmann 2004, Abb. 33.2).
Die Ansicht der Stadt Frauenfeld ist nach dem Holzschnitt in der 1548 erschienenen Stumpf-Chronik gemalt.
Die von Niklaus Bluntschli signierten Glasgemälde in Tänikon lassen sich mit der Scheibe Locher-Engelhart in stilistischer Hinsicht nicht vergleichen. Die einzige von Jos Murer signierte Scheibe, diejenige des Melchior Gallati von 1559 (SNM Dep. 3409; Schneider 1980, 268), hingegen, weist einige Parallelen auf. So lassen sich insbesondere die fein gemalten Zwickelbilder sowie die mit Köpfen verzierten Basen vergleichen. Die ebenfalls Murer zuzuweisenden Tänikoner Scheiben der Hochzeit von Kana (TG_30) und der Speisung der Fünftausend (SNM IN 67/15; Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 316) weisen ähnlich gestaltete Figuren und ebenso voluminös ausgeführte Säulen auf.
Diese stilistischen Parallelen sprechen dafür, dass auch die Scheibe Locher-Engelhart in Jos Murers Werkstatt entstand.

Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 81.
Heberle, 1891, Nr. 75.
Büchi, 1892, S. 5.
Rahn/Nater, 1906, S. 17f., 426–439, spez. S. 434f., Nr. 26.
Locher, 1940, S. 101f., Abb. S. 66.
Lehmann, 1941, S. 83f., Abb. 118 (Anton Schiterberg).
Boesch, 1943, S. 20–27, Taf. I.1.
Knoepfli, 1950, S. 390.
Zehnder, 1992, S. 25, 95–99.
Ducret et al., 1999, S. 212, Abb.
Früh, 2001, S. 77.
Brauchli, 2003, S. 149f., Abb. S. 151.
Bergmann, 2004, S. 213.
Hux, 2010a, S. 15f., Abb.
Hux, 2010b, Abb. S. 12.

Datierung
um 1560
Zeitraum
1548 – 1564
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

1832–1891 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Seit 1891 Bundesrichter Jakob Huldreich Bachmann, Schloss Frauenfeld.

Inventarnummer
T 6451

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, U. (2004). Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 4. Bern: Benteli Verlag.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 33, Heft 3.

Brauchli, H. (2003). Thurgauer Ahnengalerie. Weinfelden: Hans Brauchli.

Büchi, J. (1892). Kommissionsbericht über die Ankäufe an der Auktion Vincent und über die Beziehungen des Vereins zum schweizerischen Landesmuseum. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 32.

Ducret, M. et al. (Hrsg.)(1999). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchengemeinden. Frauenfeld: Huber.

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Glasgemälde. Neuerwerbungen 1974 (1975). 83. Jahresbericht 1974 Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Zürich: Verlag des Schweizerischen Landesmuseums.

Heberle, J.M., Köln (1891). Katalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung der Herren C. und P.N. Vincent in Konstanz am Bodensee. Versteigerung zu Konstanz am Bodensee, den 10. September 1891. Köln.

Hux, A. (2010a). Das Redinghaus in Frauenfeld. Eine Spurensuche. Frauenfeld: Genius Media AG.

Hux, A. (2010b). Verstummte Klänge. Spuren der Frauenfelder Musikkultur im 18. Jahrhundert. Frauenfeld, Stuttgart, Wien: Verlag Huber.

Knoepfli, A. (1950). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. I: Der Bezirk Frauenfeld. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Lehmann, H. (1941). Geschichte der Luzerner Glasmalerei von den Anfängen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Luzern: Keller & Co. AG.

Locher, F. (1940). Geschichte der Locher von Frauenfeld. Frauenfeld (Manuskriptkopie STATG, Lx 6).

Locher, F., Rickenmann, J. (1944). Ein Frauenfelder Patriziergeschlecht und seine Wohnstätten. Thurgauer Jahrbuch, Bd. 20.

Rahn, J.R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde der Vincentschen Sammlung in Constanz. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Rahn, J.R., Nater, J. (1906). Das ehemalige Frauenkloster Tänikon im Thurgau. Kunstgeschichtliches von Prof. Dr. J.R. Rahn, Die Geschichte des Stiftes von Joh. Nater. Zürich: Buchdruckerei Berichthaus.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa: T. Gut & Co, Nr. 316.

Schneider, J. (1980). Farbenprächtige Glasmalerei aus dem Kanton Thurgau. In Von Farbe und Farben. Albert Knoepfli zum 70. Geburtstag. Zürich: Manesse.

Stumpf, J. (1548). Gemeiner loblicher Eydgenossenschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger Thaaten Beschreybung [...]. Zürich: Froschauer, 1548.

Trösch, E. (2009). Locher, Hans. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15186.php.

Zehnder, H. (1992). Tänikon 789–1989. Tänikon: Katholische Kirchgemeinde Tänikon.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 35572 ("vor der Restauration") und 35906

Vorlage

Johannes Stumpf, Chronik, 1548 (Ansicht der Stadt Frauenfeld)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_27
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_27
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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