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TG_44: Gemeindescheibe Mettendorf mit vier Szenen aus dem Leben des Apostels Petrus
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_44)

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Titel

Gemeindescheibe Mettendorf mit vier Szenen aus dem Leben des Apostels Petrus

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1680

Ikonografie

Beschreibung

Eine mit Karyatiden dekorierte Rahmenarchitektur unterteilt die Scheibe in vier Bildfelder. Diese zeigen vier Szenen aus der Petrus-Geschichte, die durch die darüber angebrachten Legenden erläutert werden. Links oben erscheint dem römischen Hauptmann Cornelius ein Engel, der ihm sagt, er solle Petrus holen. Rechts daneben erblickt der kniende Petrus in einer Vision vermeintlich reine und unreine Tiere und lernt daraus, dass er keinen Menschen für unrein halten soll. Unten links kniet Cornelius vor Petrus und will ihn anbeten, Petrus wehrt aber ab. Rechts unten predigt Petrus im Beisein der Taube des Heiligen Geistes den Heiden (Apg 10). Vor dem Podium am unteren Rand sind in einer Muschel und in einer Kartusche weitere Sprüche sowie in einer Schriftrolle die Stifterinschrift angebracht. Seitlich davon steht je ein Knabe in Schützentracht mit geschultertem Gewehr.

Iconclass Code
73F213 · Petrus und der Zenturio Cornelius (Apostelgeschichte 10)
Iconclass Stichworte
Inschrift

Die Gantze Ehrsame Gmeind / Metten dorff A° 168[0].
Si Deus pro Nobis Quis Contra Nos (wenn Gott für uns ist, wer könnte wider uns sein).
Cornelius merck v[o]m Engel wo[l] / Das er nach Pet[r]o schicken so[l] // S. Peter wirt durch ein gesicht / Den heiden zebredigen bericht // Cornellius b[e]ttet pettrum an / pettrus ein mänsch wil solchs nit / han // petterus Brediget inen allen / glich ward der geists gottes vff sig / gffalen // ACTOR / am. 10 Cap:
Wer Gott im Glück / vor augen hat, / Demselben er Jm Crütz / bÿstaht
Wan Tröw Liebe vnd Einigkeit / Bÿ einer Gmeind sich woll erzeigt, / So ist Glück, frid, v[nd] Sägen Breit, / von Gott bestimpt in Ewigkeit.

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigen Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das nordöstlich von Frauenfeld gelegene Mettendorf unterstand bis 1798 dem Stift Reichenau sowie der Herrschaft Wellenberg (Trösch, 2012). Die vier Bilder aus der Petrus-Geschichte erschienen mit denselben Inschriften bereits auf einer älteren Scheibe, die der Winterthurer Glasmaler Hans Jegli für Hans Kuster und Salome Spät 1606 schuf (Hasler, 1996/97, Bd. 2, Abb. 672.1). Jeglis Werk wiederum entspricht exakt dem 1605 datierten Scheibenriss, der sich in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums befindet (Früh, in: Das Rathaus, 1983, S. 24; Boesch, 1955, S. 39, 90; Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 672). Die gleichen Szenen enthält ein Fragment aus einer aus dem frühen 17. Jahrhundert stammenden Bildscheibe, das 1985 bei Sotheby's in New York zur Auktion gelangte (Kat. Sotheby's, 1985, Nr. 64, Abb.). Der hl. Petrus war vielleicht der Patron der Gemeinde Mettendorf.

Die vorliegende Scheibe gehört zu einem Zyklus von mindestens zehn Glasgemälden, die 1680 Jakob II. Weber für das Schützenhaus in Wellhausen schuf. Weber hatte eine Vorliebe für dicht gedrängte, oft allegorische Darstellungen, die er, wie hier, oft reich mit frommen Sprüchen in deutscher oder lateinischer Sprache versah.
1833 kaufte die Schützengesellschaft Frauenfeld zehn gemalte Wappenscheiben aus dem alten Schützenhaus von Wellhausen, und zwar zur Aufstellung in ihrem Schützenhaus, dessen eigener Scheibenschmuck beim Hagelwetter von 1795 vermutlich in grossen Teilen vernichtet worden war. Die 1833 ins Frauenfelder Schützenhaus gelangten Wellhausener Glasgemälde kamen später in den Besitz des Thurgauer Museums in Frauenfeld (TG 37–TG_44, TG_92)(Kriesi, 1924, S. 28; Lang, 1973, S. 28). Eine der zehn Scheiben befindet sich heute in Zürcher Privatbesitz. Es handelt sich um eine Bildscheibe von Hans Kaspar Kauf (*1650), Sohn des Kaspar Kauf (vgl. TG_39), mit Darstellung des Schiessens auf den toten Vater (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, Abb. 18e).

Die Scheibe wird genannt in:
Pupikofer, 1871, S. 438.
Büchi, 1890a, S. 32.
Büchi, 1890b, S. 40, Nr. 32.
Stähelin, 1890, S. 47, Nr. 41.
Kriesi, 1924.
Knoepfli, 1950, S. 143f., 440f.
Boesch, 1955, S. 91.
Lang, 1973, S. 28.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 23–30, Abb. 18b.
Hasler, 1996/97, Bd. 2, S. 270, Abb. 672.2.
Früh, 2001, S. 89f.

Datierung
1680
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Seit 1833 Schützenhaus Frauenfeld

Inventarnummer
TD 28

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Büchi, J. (1890a). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Büchi, J. (1890b). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG, Bd. 2, S. 270, Abb. 672.2.

Knoepfli, A. (1950). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. I: Der Bezirk Frauenfeld. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Kriesi, H.M. (1924). Bilder aus der Geschichte der Schützengesellschaft Frauenfeld. Beilage zum Programm der Thurgauischen Kantonsschule Schuljahr 1923/24. Frauenfeld: Huber & Co.

Lang, M. (1973). 450 Jahre Stadtschützen Frauenfeld. [S.l.], [s.d.].

Pupikofer, J.A. (1871). Geschichte der Stadt Frauenfeld von ihrer ältesten Zeit bis auf die Gegenwart. Festschrift auf den hundertsten Erinnerungstag der Feuersbrunst vom 19. Heumonat 1771. Frauenfeld: J. Huber.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Sotheby's (1985). Auktionskatalog Sotheby's New York, 10./11. Mai 1985.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Trösch, E. (2012). Mettendorf. Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen von https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001907/2012-02-09/

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Foto 32680

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_44
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Eigentümer*in

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_44
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020