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TG_78: Gemeindescheibe Weinfelden
(TG_Weinfelden_Rathaus_TG_78)

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Titel

Gemeindescheibe Weinfelden

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
um 1608
Masse
ca. 41 x 32.5 cm im Licht
Standort
Lage
Treppenhaus, Zwischenboden EG-1.OG
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Vor farblosem, mit Fruchtgehängen geschmücktem Grund flankieren zwei breitbeinig auf grünem Fliesenboden stehende Hellebardenträger den Schild der Gemeinde Weinfelden. Der linke erscheint in roten Beinkleidern und einem stahlblauen Halbharnisch, der rechte in grünem Kleid, Lederwams und Federhut. Darunter befindet sich die Inschriftenkartusche, begleitet links vom Evangelisten Lukas mit dem Stier, rechts vom Evangelisten Johannes mit dem Adler. Zwei Rahmensäulen und eine Mittelstütze tragen den mit Putten besetzten Volutenbogen. Zum Zeichen dafür, dass Weinfelden Gerichtssitz war, sitzt auf der mittleren Säule Justitia, die das Oberbild unterteilt. Darin ist links von ihr der Evangelist Matthäus mit dem Engel sowie, klein im Hintergrund die Geburt Christi dargestellt. Rechts von Justitia ist Markus mit dem Löwen zu sehen.

Iconclass Code
11H(JOHN) · Johannes der Evangelist, Apostel; mögliche Attribute: Buch, Kessel, Kelch mit Schlange, Adler, Palme, Schriftrolle
11H(LUKE) · der Evangelist Lukas; mögliche Attribute: Buch, (geflügelter) Ochse, Marienbildnis, chirurgische Instrumente, Malwerkzeuge, Schriftrolle
11H(MARK) · der Evangelist Markus, Bischof von Alexandria; mögliche Attribute: Buch, (geflügelter) Löwe, Schreibfeder und Tintenfaß, Schriftrolle
11H(MATTHEW) · der Apostel und Evangelist Matthäus; mögliche Attribute: Engel, Axt, Buch, Hellebarde, Schreibfeder und Tintenfaß, Geldbörse, Schriftrolle, Winkelmaß, Schwert
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
44A1(+4) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Stadt; Gemeinde)
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
73B13 · Maria, Joseph und das neugeborene Christuskind (Geburt Christi)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Weinfelden, Gemeinde: In Rot vier goldene Trauben mit goldenem Blattwerk, an schwarzem Stengel aus goldenem Weinfass wachsend.

Inschrift

Ein Ersame Gmeintt / zů Winfeldenn [1600]

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Eine Ergänzung beim linken Hellebardier und über dessen Kopf mehrere alte Flickstücke; Sprünge und Sprungbleie; die Jahreszahl der Inschrift retuschiert; die Verbleiung erneuert; die Scheibe beidseitig hinter Deckglas.
Auf der Aufnahme des Schweizerischen Nationalmuseums (27996) ist die Jahreszahl 1600 am Ende der Inschrift nicht zu sehen. Laut Boesch (1945, S. 141) war sie bei guter Beleuchtung aber noch klar erkennbar (laut ihm dürfte diese Jahreszahl im 19. Jahrhundert abgerieben worden sein, um die Scheibe älter zu machen).

Restaurierungen
Nach 1945 Wiederanbringen der Jahreszahl (Retusche) und Einsetzen zusätzlicher Sprungbleie.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das relativ grosse Format der Scheibe spricht dafür, dass diese für ein Fenster in einem öffentlichen Raum geschaffen wurde. Das einzige grössere Bauprojekt in Weinfelden in dieser Zeit war das 1607/08 neu erbaute Rathaus. Die Scheibe trägt zwar heute die Jahreszahl 1600, dabei handelt es sich aber um eine nach 1945 aufgetragene Retusche. Die alte Jahreszahl war damals offenbar noch knapp zu erkennen, es ist aber gut möglich, dass sie ursprünglich 1606, 1608 oder 1609 statt 1600 lautete. Im sogenannten “Schwarzen Büchlein”, Rechnungs- und Protokollbuch der Gemeinde Weinfelden (Bürgerarchiv Weinfelden) ist die Scheibenstiftung nicht verzeichnet. Auch wenn es denkbar wäre, dass die Scheibe an einen anderen Ort gestiftet wurde, so findet sich keine naheliegende Gelegenheit: in der Kirche Weinfelden sind in dieser Zeit keine Umbauten verzeichnet, und zu Klöstern besass die Gemeinde Weinfelden keine engeren Beziehungen. Für die nahe gelegenen Städte sind keine Stiftungen in dieser Zeit überliefert, mit Ausnahme des Hauses des Schultheissen Sebastian Engel, der 1600 sowie 1603 Scheiben der Stadt Stein am Rhein und von Bernhard Müller, Abt des Klosters St. Gallen erhielt (Hasler, 2010, S. 164; Knoepfli, Karteikarte “Frauenfeld”). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich um die Scheibe handelt, die Weinfelden in das eigene, neu erbaute Rathaus stiftete (vgl. die Stiftung Ermatingens 1596 in das eigene Rathaus, TG_77).
Das Rat- und Kaufhaus von Weinfelden wurde 1607/08 neu erbaut (Lei, 1983, 333). 1608 stellten die Weinfelder an der eidgenössischen Tagsatzung ein Gesuch um Fenster mit Ehrenwappen. 1609 wurde vermerkt, dass die Mehrheit der Orte die verlangten Fenster bereits verehrt hat, die übrigen sollten sich bis zur nächsten Zusammenkunft ebenfalls entscheiden (Eidgenössische Abschiede, Bd. 5, S. 1399).
1823 wurden die Scheiben aus dem 1831 abgerissenen Rathaus an Oberamtmann Paul Reinhart, Besitzer des Scherbenhofs in Weinfelden, verkauft. 1829 vermeldete das Thurgauische Neujahrsblatt (S. 12), dass im Scherbenhof noch etliche vormals im Gemeindehaus Weinfelden vorhandene gemalte “Wappenfenster” zu sehen seien, so diejenigen der Städte Wyl, Frauenfeld, Zürich, Basel, Schaffhausen, Appenzell und Winterthur. Meyer zählt im Jahr 1888 (ohne Angabe seiner Quelle) noch weitere Scheiben im Scherbenhof auf: Ämterscheibe Zürich 1618, Standesscheibe Basel 1610, Standesscheibe Schaffhausen 1610, Standesscheiben von Unterwald, Schwyz und Zug, Stadtscheibe Frauenfeld 1623, Standesscheibe Appenzell 1617, Stadtscheibe Winterthur 1590, Stadtscheibe Wil 1606, Landschaftsscheibe Toggenburg 1597, St. Gallen 1623, Glarus 1610, Allianzscheibe Lorenz Scherb und Helene Schobinger 1647, Allianzscheibe Gideon Scherb und Margaretha Bridler (Meyer, 1888, S. 22–23; vgl. Keller, 1931, 172). Nach Meyer (1888, S. 22) sollen die Scheiben um 1843 von dort ins Hotel de Cluny in Paris gelangt sein. Im Musée de Cluny (Musée du Moyen Age) sind diese Werke aber schon 1983 (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 36) nicht nachweisbar (vgl. auch Boesch, 1945, S. 141).

Die Standesscheiben von Basel 1610, Schaffhausen 1610, Schwyz, Unterwalden und Zug trugen laut Meyer die Signatur J.(H?) M. Hug, die sich auf den Wiler Glasmaler Hans Melchior Schmitter, genannt Hug, beziehen muss. Auch die vorliegende Scheibe könnte von Hug stammen. So zeigt etwa dessen Wiler Stadtscheibe von 1602 (Stadtmuseum Wil; Boesch, 1949, S. 25) ähnlich steife Bannerträger und denselben etwas ungewöhnlichen Sockel im Hintergrund. Auf vielen seiner Scheiben sind wie bei der Weinfelder Scheibe sehr viele Figuren und Szenen dargestellt. Die nicht weiter begründete Zuschreibung Paul Boeschs (1945, S. 141) an Christoph Murer ist hingegen nicht haltbar.

Die Scheibe wird genannt in:
Galerie Fischer, 1930, S. 27, Nr. 229, Abb. T. XXI.
Boesch, 1945, S. 141–143, Abb.
Steiner, 1983, S. 39, Abb. 26 (Christoph Murer?).
Lei, 1983, S. 372, Taf.-Abb. nach S. 384.
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 5 (Abb.).
Mühlemann/Raths, 1988, S. 52, Abb. S. 53.

Datierung
um 1608
Zeitraum
1600 – 1610
StifterIn

Weinfelden, Gemeinde

Herstellungsort
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Vorbesitzer*in

1930 Galerie Fischer, Luzern · 1940er Jahre Kunsthandel · Seit 1946 E. Klarer, Weinfelden (Kauf für Fr. 2'800) · 1998 Geschenk der Familie Klarer Weinfelden an die Gemeinde Weinfelden

Bibliografie und Quellen

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 26901, 27996

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Rathaus_TG_78
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Stadt Weinfelden
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_78
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema