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TG_82: Runde Wappenscheibe Sebastian Düssli und Martin Bornhauser
(TG_Weinfelden_Rathaus_TG_82)

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Titel

Runde Wappenscheibe Sebastian Düssli und Martin Bornhauser

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Wolfgang · signiert
Datierung
1682
Masse
ca. 16 cm im Licht
Standort
Lage
Treppenhaus, Zwischenboden 1. OG – 2. OG
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Die Vollwappen Sebastian Düsslis und Martin Bornhausers erheben sich vor farblosem Grund über der Rollwerkkartusche mit den Stifternamen.

Iconclass Code
46A122(BORNHAUSER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BORNHAUSER)
46A122(DÜSSLI) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DÜSSLI)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Düssli, Sebastian: In Silber auf grünem Dreiberg ein beblätterter, grüner Rosenzweig mit drei roten Blüten; Helm: silbern; Helmdecke: blau und rot; Helmzier: zwei Hörner in Gold (rechts) und Blau (links), das Schildbild umschliessend.
Wappen Bornhauser, Martin: In Blau über grünem Schildfuss ein silbernes, rotbedachtes Haus; Helm: silbern; Helmdecke: blau und golden (rechts), silbern und golden (links); Helmzier: fehlend.

Inschrift

Sebaß[t]ian Düßli vnd Marti [Born] / haus[e]r Jm Berg fürgesetzer der= / gemeindt beid gewestne Schütze / meister der gesellschafft= / Weinfelden. Ao: 1682. (in eckigen Klammern die durch Sprungbleie verdeckten Buchstaben)

Signatur

W.SP. i. Cost.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Gläser über den Wappenschilden neu ergänzt und eine weitere Ergänzung (aus Klarglas) rechts neben der Inschrift; ein altes Flickstück in der Helmdecke; ein Sprung und zahlreiche Sprungbleie.

Technik

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie grüner und blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Sebastian Düssli trat 1646 in die Schützengesellschaft Weinfelden ein und diente ihr 1660–1665 als Schützenmeister (Brüllmann, 1947, S. 179).
Martin Bornhauser (4.7.1631–4.10.1719) aus Weinfelden war ebenfalls seit 1646 Mitglied der dortigen Schützengesellschaft. 1658 war er ihr Christoffel (Unterschützenmeister) und 1668–1675 Schützenmeister. Zudem stiftete er der Gesellschaft 1662, 1678 und 1681 Geld. 1684 ist er als Leutnant nachgewiesen. 1686 beteiligte er sich am Ankauf einer Feuerspritze. 1691 sass er im Rat der Stadt Weinfelden, der er 1689 als Wachtmeister, 1691 als Vierer, 1680–1714 als Mitglied des Steuerausschusses und 1697 als Ersatzrichter diente. Zudem vermittelte er 1704 im Zollstreit zwischen dem Rat und der Gemeinde. Verheiratet war er seit 1651 mit Elisabeth Meyer (1635–1682), die ihm drei Kinder schenkte. Nach deren Tod ehelichte er 1687 Barbara Kesselring (1640–1714) von Boltshausen (Bornhauser, 1925; Brüllmann, 1947, S. 179).
Von Martin Bornhauser ist eine weitere Scheibenstiftung bekannt. Sie datiert von 1689 und befindet sich im Historischen Museum des Kantons Thurgau in Frauenfeld (TG_57).

Schützenmeister Hans Jakob Düssli vermerkte die von Sebastian Düssli und Martin Bornhauser gemeinsam gemachte Stiftung in das Schützenhaus von Weinfelden in seinem 1682 erstellten Protokoll folgendermassen: “Sebastian Düβli und Marti Bornhauser im Berg, beid Fürgesetzte der Gmeind und gewessne Schützenmeister verehren sambt ihren Wappen ein Fenster” (Brüllmann, 1947, S. 179). Beide Stifter sind gleichfalls auf der 1682 von der Schützengesellschaft bei Spengler in Auftrag gegebenen Scheibe (TG_79) mit ihren Wappen vertreten sind.

Der 1682 erfolgte Neubau des Weinfelder Schützenhauses bot Anlass zu zahlreichen Fenster- und Wappenstiftungen. Dies belegt das vom damaligen Schützenmeister Hans Jakob Düssli angelegte Protokoll, worin dieser insgesamt sechzehn 1682 dorthin verehrte Fenster mit Angabe ihrer Stifter verzeichnete. Wie daraus hervorgeht, schenkte jedes Mitglied der Musketenschützengesellschaft allein oder mit einem Kollegen ein Fenster mit seinem Wappen in deren neues Haus. Die meisten der Stifter finden sich mit ihrem Wappen auch auf dem Glasgemälde, das die Gesellschaft für dort anfertigen liess (TG_79). Als Schöpfer der 1682 entstandenen Scheibenfolge für das Weinfelder Schützenhaus ist Wolfgang Spengler bezeugt. Seine Signatur zeichnet die meisten der zum Zyklus zählenden Werke aus. Laut der von der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1682 erhaltenen Rechnung wurden die betreffenden Scheiben zu 5 Batzen pro Stück in dessen Konstanzer Werkstatt hergestellt und gebrannt (Brüllmann, 1947, S. 177f., Anm. 3; Lei, 1983). Weil der Zyklus mehrheitlich kleine Rundscheiben mit einem oder zwei Stifterwappen umfasst, muss sich der Stückpreis von 5 Batzen auf diese beziehen. Für die beiden den Zyklus vervollständigenden grossen rechteckigen Glasgemälde, welche die Schützengesellschaft selbst (TG_79) sowie Zürichs Obervogt Hans Kaspar Hirzel (TG_1457) bei Spengler in Auftrag gaben, wird dieser hingegen bestimmt mehr verlangt haben.
Dank Düsslis Protokolleinträgen kennt man ebenfalls die Stifter jener 1682 ins Weinfelder Schützenhaus gelangten (wahrscheinlich durchwegs runden) Wappenscheiben, die heute verschollen sind. Je eine Wappengabe machten demnach auch Hans Konrad Müller und Hans Keller, Stefan Müller und seine Frau Katharina Häberli, Ulrich Mästinger und seine Gemahlin, Daniel Reinhart (Rennhart) und Sigmund Bornhauser, Sebastian Reinhart (Rennhart) und seine Frau sowie Tobias und Adrian Lenzinger (Brüllmann, 1947, S. 180 [Nr. 7], 181 [Nrn. 11, 12, 13], 182 [Nr. 15]).
In späterer Zeit wurde das Schützenhaus von 1682 mehrmals erneuert und verlegt. Wann genau der Scheibenzyklus von dort entfernt wurde, ist ungewiss. Heute sind davon noch zwölf Scheiben im Rathaus Weinfelden ausgestellt. Bis 1947 befanden sich elf dieser zwölf Scheiben im dortigen Schützenhaus im Hau. Bei der Aufgabe ihres 1682 erbauten Schützenhauses überführte die Gesellschaft den Zyklus beziehungsweise die davon noch erhaltenen Stücke demnach an ihren damals neu bezogenen Standort. 1947 gelangten dann die übrig gebliebenen Werke vom Schützenhaus im Hau in die Schützenstube des Hotels Bahnhof in Weinfelden und später von dort ins Rathaus. Gemäss Brüllmann (1947, S. 179) war die heute stark beschädigte, in Düsslis Protokoll von 1682 dokumentierte Stiftung Sebastian Düsslis und Martin Bornhausers unter den 1947 vom Schützenhaus im Hau in die Schützenstube des Hotels Bahnhof in Weinfelden überführten Glasgemälden jedoch nicht dabei. Wann und wo diese wieder zum Vorschein kam und mit den übrigen Schützenhausscheiben von 1682 vereint wurde, liess sich bislang nicht eruieren.

Die Scheibe wird genannt in:
Bornhauser, 1922, S. 34–38, 41.
Bornhauser/Bornhauser, 1925, S. 17.
Keller, 1931, S. 115f.
Rickenmann, 1940, S. 43, 45, Taf.-Abb.
Brüllmann, 1947, S. 177–184.
Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 39.
Lei, 1983, S. 413.
Holenstein, 2002, S. 38.

Datierung
1682
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bornhauser, K. (1922). Wappendenkmäler aus Weinfelden. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 36, Heft 1–2.

Bornhauser, K., Bornhauser, O. (1925). Die Bornhauser, 1429–1924. Die Geschichte eines alemannischen Geschlechtes. [St. Ludwig i.E.]: [E. Gisin].

Brüllmann, F. (26. Juni 1947). Die Wappenfensterstiftung ins neuerbaute Schützenhaus Weinfelden (1682). Weinfelder Heimatblätter – Thurgauer Tagblatt, Nr. 38, S. 177–184.

Holenstein, T. (2002). Geschichte der Schützengesellschaft Weinfelden 1552–2002. Frauenfeld: Huber & Co. AG, S. 39.

Keller, J.U. (1931). Chronik von Weinfelden. Eine Sammlung historischer Tatsachen und Ueberlieferungen (2. Aufl. mit Ergänzungen von F.W. Neuenschwander). Weinfelden: Neuenschwander'sche Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung.

Lei, H. (1983). Weinfelden. Die Geschichte eines Thurgauer Dorfes. Weinfelden: R. Mühlemann.

Das Rathaus Frauenfeld. Form, Aufgabe und Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Rathaus_TG_82
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Stadt Weinfelden
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_82
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema