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TG_86: Runde Wappenscheibe Hans Jakob Keller und Jakob Someli (Saameli)
(TG_Weinfelden_Rathaus_TG_86)

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Titel

Runde Wappenscheibe Hans Jakob Keller und Jakob Someli (Saameli)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Wolfgang · signiert
Datierung
1682
Masse
ca. 20 cm im Licht
Standort
Lage
2. OG, Gerichtssaal
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Die Vollwappen von Hans Jakob Keller und Jakob Someli erheben sich vor farblosem Grund über der Kartusche mit den Stifternamen. Über den beiden Helmzierden entfaltet sich eine Schriftrolle mit einem Reimspruch. Im Zentrum davon ist in einer Kartusche Jakob, der Namenspatron beider Stifter, bei seinem Ringen mit dem Engel festgehalten (1. Buch Mose 32, 23–29).

Iconclass Code
46A122(KELLER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (KELLER)
46A122(SOMELI) · Wappenschild, heraldisches Symbol (SOMELI)
71C3222 · Jakob ringt mit dem Engel (oder einem Mann) bis zur Morgenröte; Jakobs Hüftgelenk wird dabei ausgerenkt
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Keller, Hans Jakob: In Blau auf grünem Dreiberg eine goldene Bretzel, überhöht von zwei sechsstrahligen goldenen Sternen; Helm: silbern; Helmdecke: blau und golden: Helmzier: ein wachsender Mann in blauem Gewand, in der Rechten eine goldene Bretzel, in der Linken einen sechsstrahligen goldenen Stern haltend.
Wappen Someli (Saameli), Jakob: In Silber auf grünem Boden zwei aufgerichtete goldene Greife, in den Vordertatzen einen roten Kessel mit goldenem Griff haltend; Helm: silbern; Helmdecke: golden und rot; Helmzier: ein wachsender goldener Greif, in den Vordertatzen einen roten Kessel mit goldenem Griff haltend.

Inschrift

Hanß Jacob Keller / des Gerichts vnd fendter= / ich, Beckh vnd Burger / Zue Weinfeldten / Anno 1682 // Jacob Somelÿ / Kupfferschmidt v: / WachtMeister Zu / Weinfeldten. / vnd Burger.
Herr Jch laß dich nicht, Du segnest mich dan.

Signatur

W.SP.in. Cost

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Sprungbleie.

Technik

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Wie aus der Stifterinschrift hervorgeht, war Hans Jakob Keller Burger von Weinfelden und dort als Bäcker tätig. Zudem war er dort 1682 Fähnrich und Gerichtsangehöriger. Als solcher machte er 1683 zusammen mit zwei seiner Gerichtskollegen eine weitere Wappengabe. Diese befindet sich heute in der Gemeindekanzlei von Weinfelden (TG_1375).
Jakob Someli betätigte sich laut der Stifterinschrift als Kupferschmied und Wachtmeister in Weinfelden.
Die Stiftung Hans Jakob Kellers und Jakob Somelis in das Schützenhaus von Weinfelden ist in dem 1682 von Schützenmeister Hans Jakob Düssli erstellten Protokoll folgendermassen vermerkt: "Hans Jakob Keller, Bekh und deβ Gerichts, und Jakob Sommeli, Kupferschmidt verehrend samt ihren Wappen ein Fenster" (Brüllmann, 1947, S. 179f.). Diese beiden Personen sind auf der 1682 von der Schützengesellschaft bei Spengler in Auftrag gegebenen Scheibe (TG_79) ebenfalls präsent (Keller allerdings mit einem anderen Wappen).

Der 1682 erfolgte Neubau des Weinfelder Schützenhauses bot Anlass zu zahlreichen Fenster- und Wappenstiftungen. Dies belegt das vom damaligen Schützenmeister Hans Jakob Düssli angelegte Protokoll, worin dieser insgesamt sechzehn 1682 dorthin verehrte Fenster mit Angabe ihrer Stifter verzeichnete. Wie daraus hervorgeht, schenkte jedes Mitglied der Musketenschützengesellschaft allein oder mit einem Kollegen ein Fenster mit seinem Wappen in deren neues Haus. Die meisten der Stifter finden sich mit ihrem Wappen auch auf dem Glasgemälde, das die Gesellschaft für dort anfertigen liess (TG_79). Als Schöpfer der 1682 entstandenen Scheibenfolge für das Weinfelder Schützenhaus ist Wolfgang Spengler bezeugt. Seine Signatur zeichnet die meisten der zum Zyklus zählenden Werke aus. Laut der von der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1682 erhaltenen Rechnung wurden die betreffenden Scheiben zu 5 Batzen pro Stück in dessen Konstanzer Werkstatt hergestellt und gebrannt (Brüllmann, 1947, S. 177f., Anm. 3; Lei, 1983). Weil der Zyklus mehrheitlich kleine Rundscheiben mit einem oder zwei Stifterwappen umfasst, muss sich der Stückpreis von 5 Batzen auf diese beziehen. Für die beiden den Zyklus vervollständigenden grossen rechteckigen Glasgemälde, welche die Schützengesellschaft selbst (TG_79) sowie Zürichs Obervogt Hans Kaspar Hirzel (TG_1457) bei Spengler in Auftrag gaben, wird dieser hingegen bestimmt mehr verlangt haben.
Dank Düsslis Protokolleinträgen kennt man ebenfalls die Stifter jener 1682 ins Weinfelder Schützenhaus gelangten (wahrscheinlich durchwegs runden) Wappenscheiben, die heute verschollen sind. Je eine Wappengabe machten demnach auch Hans Konrad Müller und Hans Keller, Stefan Müller und seine Frau Katharina Häberli, Ulrich Mästinger und seine Gemahlin, Daniel Reinhart (Rennhart) und Sigmund Bornhauser, Sebastian Reinhart (Rennhart) und seine Frau sowie Tobias und Adrian Lenzinger (Brüllmann, 1947, S. 180 [Nr. 7], 181 [Nrn. 11, 12, 13], 182 [Nr. 15]).
In späterer Zeit wurde das Schützenhaus von 1682 mehrmals erneuert und verlegt. Wann genau der Scheibenzyklus von dort entfernt wurde, ist ungewiss. Heute sind davon noch zwölf Scheiben im Rathaus Weinfelden ausgestellt. Bis 1947 befanden sich elf dieser zwölf Scheiben im dortigen Schützenhaus im Hau (vgl. dazu TG_82). Bei der Aufgabe ihres 1682 erbauten Schützenhauses überführte die Gesellschaft den Zyklus beziehungsweise die davon noch erhaltenen Stücke demnach an ihren damals neu bezogenen Standort. 1947 gelangten dann die übrig gebliebenen Werke vom Schützenhaus im Hau in die Schützenstube des Hotels Bahnhof in Weinfelden und später von dort ins Rathaus.

Die Scheibe wird genannt in:
Bornhauser, 1922, S. 34–37, 42f., 45.
Keller-Hürlimann, 1927, Vorwort.
Keller, 1931, S. 115f.
Rickenmann, 1940, S. 51, 56.
Brüllmann, 1947, S. 177–184, Abb. 5.
Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 39.
Lei, 1983, S. 413.
Holenstein, 2002, S. 39, Abb. S. 59.

Datierung
1682
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bornhauser, K. (1922). Wappendenkmäler aus Weinfelden. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 36, Heft 1–2.

Brüllmann, F. (26. Juni 1947). Die Wappenfensterstiftung ins neuerbaute Schützenhaus Weinfelden (1682). Weinfelder Heimatblätter – Thurgauer Tagblatt, Nr. 38, S. 177–184.

Holenstein, T. (2002). Geschichte der Schützengesellschaft Weinfelden 1552–2002. Frauenfeld: Huber & Co. AG, S. 39.

Keller, J.U. (1931). Chronik von Weinfelden. Eine Sammlung historischer Tatsachen und Ueberlieferungen (2. Aufl. mit Ergänzungen von F.W. Neuenschwander). Weinfelden: Neuenschwander'sche Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung.

Keller-Hürlimann, E. (1927). Die Keller von Weinfelden 1600–1926. Weinfelden: E. Keller-Hürlimann, Vorwort.

Lei, H. (1983). Weinfelden. Die Geschichte eines Thurgauer Dorfes. Weinfelden: R. Mühlemann.

Das Rathaus Frauenfeld. Form, Aufgabe und Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Weiteres Bildmaterial

Amt für Denkmalpflege Thurgau

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Rathaus_TG_86
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Stadt Weinfelden
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_86
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020