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TG_140: Figurenscheibe Georg Strassburger, Abt Kloster Kreuzlingen, mit Marienkrönung
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_140)

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Titel

Figurenscheibe Georg Strassburger, Abt Kloster Kreuzlingen, mit Marienkrönung

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hareisen, Konrad · zugeschr.
Datierung
1609
Masse
38.6 x 32 cm (39.5 cm mit Randergänzungen) im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Hauptbild von Strassburgers Scheibe ist die Marienkrönung dargestellt. In Wolken kniend, empfängt die in einen blauen Mantel gehüllte Gottesmutter von Gottvater und Sohn, die beide neben ihr thronen, die Krone, während über ihr die Heiliggeisttaube schwebt. Die Szene rahmt zu beiden Seiten eine in den Aussenteilen vollständig neue doppelstöckige Säulenarkade mit je zwei stehenden Heiligen. Bei denjenigen links in Pontifikaltracht handelt es sich um Ulrich und Augustinus. Beide erscheinen mit ihren typischen Attributen, der Erstere mit Bischofsstab, Buch und Fisch, der Letztere mit Bischofsstab, pfeildurchbohrtem Herzen und im Beisein des kleinen Knaben, der mit seinem Löffel das Meer ausschöpfen will, ebenso wie Augustinus mit seinen Gedanken die Unergründlichkeit Gottes auszuschöpfen versucht. Auf der Gegenseite sind die auf dem brennenden Scheiterhaufen an einen Baumstamm gebundene hl. Afra und der hl. Georg als Drachentöter festgehalten. Zwischen beiden Rahmenarkaden spannt sich über den zentralen Figuren ein roter Rollwerkbogen mit grüner, von zwei Wappen flankierter Scheitelkartusche. Die Fusszone füllt die vom knienden, das Pedum haltenden, barhäuptigen Stifter sowie von dessen Wappenschild begleitete rote Inschriftkartusche, die zwei geflügelte Engelsköpfe ziert.

Iconclass Code
11H(AUGUSTIN) · männliche Heilige (AUGUSTIN)
11H(GEORGE) · der Kriegerheilige und Erzmärtyrer Georg (Georgius); mögliche Attribute: Banner (rotes Kreuz auf weißem Feld), (rotes) Kreuz, Drachen, (weißes) Pferd, zerbrochene Lanze, Schild (mit Kreuz), Schwert
11H(ULRICH) · Ulrich, Bischof von Augsburg; mögliche Attribute: Fisch, Ratte
11HH(AFRA) · Afra von Augsburg, Prostituierte und Märtyrerin, mögliche Attribute: abgestorbener Baum, Salbgefäß, Pfahl, Holzstoß
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
46A122(KYBURG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (KYBURG)
46A122(STRASSBURGER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (STRASSBURGER)
73E793(+1) · Maria wird von Gottvater und Christus gekrönt (+ Hl. Dreifaltigkeit)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Strassburger, Georg, Abt Kloster Kreuzlingen: Geviert, 1 und 4 gespalten von Silber mit rotem Tatzenhochkreuz und von Rot mit silbernem Abtsstab (Kloster Kreuzlingen); 2 und 3 geteilt von Blau mit goldenem Querbalken und von silberner Zinnenmauer mit Gittertor (Strassburger); anstelle von Helm und Helmzier: lila Mitra mit goldenen Infuln, goldenem Pedum und silbernem Panisellus (Oberwappen erneuert).
Wappen Kyburg: In Rot ein goldener Linksschrägbalken, begleitet von zwei goldenen Löwen.
Wappen Gebhard III. von Zähringen, Bischof von Konstanz(?): Geviert, 1 und 4 in Silber ein rotes Tatzenkreuz, 2 und 3 in Rot ein aufgerichteter goldener Löwe.

Inschrift

Georg von Gottes genad= / en Apte des Würdigen Gottshaus / Creützlingen. 1609
Kÿburg Stiffter
S: VDALRICVS · / S: AVGVSTINVS · // S: AFFRA · / S: GEORGIS

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere neue Ergänzungen; die Scheibe unten beschnitten; ein Ausbruch in der violetten Schmelzfarbe oben rechts; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Georg Strassburger (1578–1625), der Sohn des Reichenauer Präfekten Gabriel Strassburger aus Ermatingen, machte seine Ausbildung in Konstanz und nach seinem Eintritt ins Kloster Kreuzlingen am Jesuitengymnasium von Fulda. In Kreuzlingen 1598 zum Priester geweiht, wirkte er dort zunächst als Vikar und Dekan und von 1604 bis zu seinem Tod am 1. November 1625 als Abt. Als Klostervorsteher liess er sich stark durch den Bischof von Konstanz beeinflussen (Schmutz/Stöckly, 2004, S. 291f.). Unter den in der Klosteranlage erhaltenen Äbteporträts findet sich auch das seine (Erni/Raimann, 2009, S. 172).
Die Bildfolge zum Marienleben, die 1623/24 durch den Zuger Glasmaler Christoph Brandenberg für den Kreuzgang-Südflügel des Zisterzienserklosters Wettingen geschaffen wurde, umfasst auch eine Stiftung des Kreuzlinger Abtes Georg Strassburger (Hoegger, 2002, S. 360, Abb. S. 163). Eine identisch aufgebaute Scheibe hat sich zudem in der Sammlung Rutishauser in Kreuzlingen (TG_141) erhalten. Bei derjenigen im Musée Bonnat in Bayonne mit der Aufschrift “Georg von Gottes genaden Apte des Würdigen Gottshaus Creutzlingen 1609” handelt sich um eine Kopie der vorliegenden Scheibe aus der Zeit um 1900 (Foto Vitrocentre Romont).

Das neben der Scheitelkartusche angebrachte Wappen Kyburg verweist auf den Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen, der 1125 das Augustiner-Chorherrenstift Kreuzlingen gegründet hatte. Das zweite, gevierte Wappen ist schwieriger zu deuten. Da es das Konstanzer Kreuz zeigt (Feld 1 und 4) ist es auch auf einen Konstanzer Bischof zu beziehen. Der aufgerichtete goldene Löwe in Rot steht nicht für Dillingen: dieses Wappen zeigt in Blau ein von je zwei Löwen begleiteter Schrägbalken (Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, 1921–34, Bd. 2, S. 723). In Frage käme am ehesten eine Darstellung des Wappens Gebhard III. (†1110). Dieser Bischof entstammte dem Geschlecht der Zähringer, deren seit dem 15. Jh. zugewiesenes Wappen ein aufgerichteter goldener Löwe auf rotem Grund zeigt (Bartlome, 2003, S. 44). Gebhard III. nimmt in der Gründungsgeschichte des Chorherrenstifts ebenfalls eine wichtige Rolle ein: nachdem die ursprüngliche Stiftung (in Konstanz) verfallen war, verlegte er diese nach Münsterlingen (Erni/Raimann, 2009, S. 66). Die gleichen zwei Wappen finden sich auch auf der Scheibe von Abt Peter II. Schreiber (TG_14).

Wie auf Strassburgers Stiftung von 1620 (TG_141) sind vier Heilige dargestellt: Ulrich und Afra waren die Patrone des Klosters Kreuzlingen, Augustinus Namensgeber des Augustinerordens und Georg Namenspatron des Stifters.
Der Kreuzlinger Abt gab seine Stiftung vermutlich bei einem Konstanzer Glasmaler in Auftrag: in Frage käme vor allem Konrad Hareisen, dessen wenige gesicherte Scheiben sich durch grossflächige Rollwerkelemente und einen feinen Malstil auszeichnen. Sie haben ausserdem einen sehr ähnlichen Schriftcharakter wie die vorliegende Scheibe (vgl. Boesch, 1937, S. 63, Abb. 3; Boesch, 1954, S. 342, Abb. 2).
1609 bat die Äbtissin des Zisterzienserinnenkloster Feldbach in Steckborn an der Tagsatzung um Fenster und Wappen für den Kreuzgang (Eidgenössische Abschiede V, S. 1377, Art. 488 (1609); Raimann/Erni, 2001, S. 397). Das Kloster ist als ursprünglicher Bestimmungsort der Stiftung des Kreuzlinger Abtes in Betracht zu ziehen.

Die Scheibe wird genannt in:
Galerie Hugo Helbing, 1914, Nr. 147, Abb. Taf. 12.
Erni/Raimann, 2009, S. 183.

Datierung
1609
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 2005 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Galerie Schuler Auktionen, Zürich

Inventarnummer
T 43031

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bartlome, V. (2003). Zähringer-Mythos. In R. C. Schwinges (Hrsg.), Berns mutige Zeit (S. 41–51). Bern: Schulverlag blmv AG und Stämpli AG, 2003.

Boesch, P. (1937). Zwei Kesselring-Mötteli-Scheiben. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 74.

Boesch, P. (22. März 1954). Die ehemalige Glasgemäldesammlung Haffter in Weinfelden. Weinfelder Heimatblätter. Beilage zum Thurgauer Tagblatt, Nr. 69.

Erni, P. und Raimann, A. (2009). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. VII: Der Bezirk Kreuzlingen I. Die Stadt Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Helbing, H., München (24. Juni 1914). Kunstgewerbe, Skulpturen und Möbel vorwiegend der Gotik und Renaissance sowie alte Schweizer Glasgemälde aus Schweizer Besitz.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 1. Aarau: Kanton Aargau.

Raimann, A., Erni, P. (2001). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. VI: Der Bezirk Steckborn. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Schmutz, J., Stöckly, D. (2004). Kreuzlingen. In E. Gilomen-Schenkel (Red.). Die Augustiner-Chorherren und die Chorfrauen-Gemeinschaften in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS), Abteilung IV: Die Orden mit Augustinerregel, Bd. 2 (S. 248–302). Basel: Schwabe & CO AG.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_140
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 2005 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_140
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema