Die Herrschaft Weinfelden war seit 1614 im Besitz von Zürich, das dieselbe durch einen aus seinen Ratsmitgliedern erkorenen Obervogt regieren liess. Der jeweils für sechs Jahre eingesetzte Zürcher Obervogt residierte im Schloss Weinfelden.
1726 wurde die paritätische Kirche von Weinfelden parallelchörig ausgebaut. Dazu lieferte nicht nur die Stadt Zürich als Herrschaftsherrin, sondern auch deren dortiger Obervogt Hans Kaspar Hirzel eine ansehnliche Beisteuer. Gleichzeitig verehrte dieser dorthin seine vorliegende Allianzwappenscheibe. Als für die Reformierten 1902/03 anstelle der Kirche von 1726 der heutige Zentralbau errichtet wurde, übernahm man dorthin Hirzels Glasgemälde aus dem Vorgängerbau. Laut der Publikation der Kirchenbaukommission von 1905 wurden damals mehrere Glasgemälde aus der alten Kirche in den Neubau übernommen, heute ist jedoch nur noch eines an Ort erhalten.
Hans Kaspar Hirzel (1675–1752) von Zürich, Sohn des Hans Rudolf und der Anna Hegner, amtete für seine Stadt 1699 als Schirmschreiber, 1706 als Stetrichter, 1722 als Schultheiss, 1726–1732 als Obervogt zu Weinfelden, 1739 als Zunftmeister, 1745 als Obervogt zu Dübendorf, 1747 als Statthalter und 1751 als Obervogt zu Meilen (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 235). 1696 heiratete er Anna Werdmüller, Tochter des Zunftmeisters Christoph Werdmüller und der Katharina Hirzel.
Ihre Allianzscheibe gab das Ehepaar in der Werkstatt Spengler in Konstanz in Auftrag. Die von Johann Georg Spengler für Egelshofen geschaffene Scheibe Zollikofer-von Breitenlandenberg (TG_145) etwa, zeigt eine ähnliche Verbindung von farbigen Wappendarstellung und weitgehend farbloser Rahmung. Vergleichbar komponierte Rahmungen zeigen die vier Scheiben aus der Pfarrkirche von Stadel ZH aus dem Jahr 1737 (Schweizerisches Nationalmuseum, Schneider, 1971, Nrn. 762–765), unter denen sich auch eine Stiftung eines anderen Mitglieds der Familie Hirzel, Johann Konrad, befindet. Die zu diesem Zyklus gehörige Zürcher Stadtscheibe ist derjenigen in Egelshofen stilistisch aufs Engste verwandt (TG_151). Ob allerdings Johann Georg Spengler, der am 8. Februar 1737 in Konstanz verstarb, die vier Glasgemälde für Stadel 1737 noch anfertigen konnte, ist fraglich. Die Ausführung wird eher seinem Sohn, dem Glasmaler Josef Anton (1698–1780) obgelegen haben. Das vorliegende Glasgemälde stammt sicher aus der Werkstatt Spengler, ob vom Vater oder Sohn, lässt sich aufgrund der Vergleiche allerdings nicht mit Sicherheit entscheiden.
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 33.
Oidtmann, 1905, S. 212.
Bornhauser, 1922, S. 30.
Weinfelder Heimatblätter, 1955, S. 363 (Abb.).
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 17.