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TG_284: Bildscheibe Johann (Hans) Leonhard I. Müller
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_284)

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Titel

Bildscheibe Johann (Hans) Leonhard I. Müller

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1672

Ikonografie

Beschreibung

Im durch Pfeiler dreigeteilten Mittelbild sind die Gebrüder Moses und Aaron stehend nebeneinander festgehalten, wobei der erstere die Gesetzestafeln und der letztere ein Weihrauchfass hält. Im Bildfeld neben Moses erscheinen die Eherne Schlange (4. Buch Mose 21, 6–9) und in demjenigen neben Aaron das heilige Zelt mit Bundeslade und Leuchter, das Moses auf Geheiss Gottes errichten liess (2. Buch Mose 25 u. 35–38). Zur Erläuterung der Darstellung dienen die drei darüber angebrachten Legenden. Vor den Rahmenpfeilern befinden sich als weitere Figuren die Allegorien der Fortitudo (links mit Säulenstumpf) und der Fides (rechts mit Hostienkelch und schlangenumwundenen Kreuz). Am Fuss der Scheibe ist das lorbeerumkränzte Vollwappen Johann Leonhard Müllers der Tafel mit der Stifterinschrift zentral aufgesetzt.

Iconclass Code
11I62(AARON) · Aaron (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Weihrauchgefäß, hoherpriesterliche oder bischöfliche Kleidung, Salbgefäß, Gerte oder blühender Stab
11I62(MOSES) · Moses (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Lichtstrahlen oder Hörner auf seinem Kopf, Stab, Gesetzestafeln
11M31 · Glaube, Fides (Ripa: Fede, Fede catholica, Fede christiana, Fede christiana catholica), als eine der drei theologischen Tugenden
11M43 · Stärke, Fortitudo, als eine der vier Kardinaltugenden
46A122(MÜLLER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MÜLLER)
71E1383 · die Errichtung der Stiftshütte und ihrer Ausstattung
71E324 · die Eherne Schlange (Numeri 21:4-9)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Müller, Johann Leonhard: In Gold auf grünem Dreiberg ein rotbezungter, roter Hahn, in der rechten Kralle ein halbes schwarzes Mühlrad haltend; Helm: blau mit goldenen Spangen; Helmdecke: golden und rot; Helmzier: ein goldbezungter, roter Hahnenkopf.

Inschrift

Johan Leon hard Müller / dißer Zeit Schultheiß / der Statt Frawenfeld, / vnd Landt= richter der / LandtGraff= schafft Nidern / vnd Obern Thůrgews / 16 72
Wan Moses vnd Aron ein andern bieten d'Hand / So stehts vnd gehts gar wol, beÿ einem Volk im land: / vnd wo nach heutigs tags die Christlich Oberkeit / Dem PredigAmpt beÿsteht, grůnt die Gerechkeit
Wer schaut die Eerin schlang vom Mose / aufgericht / Dem schadt der schlangen biß an seinem / leben nicht
Deß Hohenpriesters Zierd, daß hauß Zum / Heiligthum / Und was darin gehört vorbildt das / Christenthum
FORTITVDO. / FIDES

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige Sprünge.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Glasgemälde bildet das Pendant zur Scheibe Johannes Cramers (TG_283).

Johann Leonhard I. Müller (26.8.1627–1674), Sohn Hans Kaspars (1594–1666), war Stadtfähnrich und Rat zu Frauenfeld. 1664 wurde er Landrichter und 1665–1674 amtete er für seine Stadt als Schultheiss (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 5/1929, S. 188). 1650 heiratete er Elisabeth Bachmann (gest. 1701) von Uesslingen. 1654 kaufte er das Haus “Zum Schwert” (damals ein Gasthof) in Frauenfeld, 1659 von Obervogt Wirz das gefreite Gut Freudenberg, gen. Junkholz, sowie 1665 einen Hof in Huben (Unterlagen Staatsarchiv Thurgau).

Die im Mittelbild wiedergegebenen Figuren von Moses und Aaron sind dem Titelblatt der ab 1625 erschienenen “Icones biblicae” Matthäus Merians des Älteren entnommen, ebenso die Eherne Schlange sowie das heilige Zelt mit Bundeslade und Leuchter.

In den 1670er Jahren waren vor allem Hans Caspar Gallati, Jakob II. Weber sowie Wolfgang Spengler als Glasmaler für Thurgauer Stifter tätig. Aus stilistischen Gründen kommen diese jedoch als Hersteller der beiden Scheiben eher nicht in Frage. Als ursprünglicher Bestimmungsort der Stiftung des Landschreibers der Obervogtei Neuamt Johannes Cramers und des Frauenfelder Schultheissen Johann Leonhard Müller kommt sowohl ein Gebäude im Kanton Zürich als auch im Thurgau in Frage.

Die Scheibe ist unpubliziert.

Datierung
1672
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1996 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Sammlung Schloss St. Andreas, Cham ZG

Inventarnummer
T 22815

Bibliografie und Quellen

Literatur

Mörikoffer, J. H. (1674). Leichenpredigt für Johann Leonhard Müller. Kantonsbibliothek Thurgau, L 5114-S.

Müller, Leonhard (1929). Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS), Bd. 5.

Vorlage

Matthäus Merian der Ältere: Icones biblicae (Erstausgabe ab 1625)

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_284
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1996 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_284
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020