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TG_1446: Riss zu Allianzwappenscheibe Johann (Hans) Wendel Locher und Maria Jakobea Hug
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_1446)

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Titel

Scheibenriss zu Allianzwappenscheibe Johann (Hans) Wendel Locher und Maria Jakobea Hug

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Jegli, Hans · signiert
Datierung
1607

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer doppelten Bogenöffnung sind die Vollwappen des Stifterpaares platziert. Zwischen ihren Helmzierden steht die Justitia mit Schwert und Waage in Schrittstellung vor dem Mittelpfeiler. Das durch eine beschriftete Rollwerktafel unterteilte Oberbild zeigt links eine Burg, die von einem Feldlager aus mit Geschützen unter Beschuss steht (rechts). Die Sockelzone füllt eine grosse Rollwerktafel mit der Stifterinschrift. Diese wird von einem nackten Putto gehalten, dessen Gegenüber auf der rechten Seite nicht ausgeführt wurde. Von der doppelachsigen Rahmung hat der Zeichner die rechte Hälfte zudem nur in den Konturen angegeben (ebenso beim dortigen Wappenschild Helm und Helmdecke).

Iconclass Code
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
45K2 · Angriff, Attacke (bei einer Belagerung)
46A122(HUG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (HUG)
46A122(LOCHER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (LOCHER)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Locher, Johann Wendel: Zwei Pfeile; Helmzier: ein wachsender Mann mit einem Pfeil in den Händen.
Wappen Hug, Maria Jakobea: Ein Rechtsschrägbalken mit schreitendem Löwen; Helmzier: über einem Wulst ein geschlossener Flug mit dem Schildbild.

Inschrift

Johan Wendel Locher Bůrger zů Froůwen / fäld Gewäsner Gricht Schriber Der Citadel am / Berg Jnn presen Vnd Die Zitt gricht Schriber / Deβ Württigen Gotteβ Huβ Jttingen Vnnd / F Maria Jacobe Hugin von Will sin eliche husfrouw / 1607
Die Grächtikeit beschlüss in / Sich ale Dugendt La iustice / COMPREND EN SOVTES / LES VERTUVS (Comprend en soi toutes les vertus)

Signatur

Heglÿ

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Gut.

Technik

Schwarze Feder auf Papier; grau laviert.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Wendel Locher († 1629) taucht in den Frauenfelder Akten erst 1607 auf. Er war ein Bruder Hans Melchiors († 1614). Hans Wendel Locher war von 1607 bis zu seinem Tod Amtmann der Dompropstei Konstanz in Frauenfeld. Daneben übte er ab 1607 für die Kartause Ittingen das Amt des Gerichtsschreibers aus. 1609–1615 sass er im Grossen Rat, 1612–1615 amtete er als Stadtrichter und 1620 war er Schützenhauptmann in der Kriegsmannschaft der Landgrafschaft Frauenfeld. Seine Frau Maria Jakobea Hug führt das gleiche Wappen wie der Wiler Glasmaler Hans Melchior Schmitter genannt Hug. Wie Margrit Früh feststellte, ist mit der “Citadel am Berg in Presen” wohl die 1569 erbaute und 1611 zerstörte Zitadelle in Bourg-en-Bresse gemeint (Früh, 1983, S. 191). Bourg-en-Bresse wurde nach 1601, mit dem Wechsel von savoyischer zu französischer Herrschaft, zu einem Zentrum der Justiz und benötigte dementsprechend zahlreiche Gerichtsschreiber (vgl. Cler-Garçon, 1933, S. 178).
Lochers Wappen mit Tinkturangaben entspricht demjenigen von dessen Vorfahren Jakob Locher, der 1494 von Kaiser Friedrich einen Wappenbrief erhielt. Laut diesem Wappenbrief müssten die beiden Pfeilspitzen allerdings abwärts gerichtet sein (Locher, 1940, S. 61f.), so wie es auf dem anderen für Hans Locher angefertigten Riss der Fall ist (TG_1789). Nach Margrith Früh schuf Hans Jegli 1607 die zwei betreffenden Entwürfe mit gleichlautender Stifterinschrift im Frauenfelder Museum (TG_1446, TG_1789) möglicherweise als Varianten für ein- und dieselbe Wappenstiftung Johann Wendel Lochers. Allerdings ist der vorliegende Riss im Unterschied zum anderen für eine Allianzscheibe, mit Darstellung beider Wappen des Ehepaares, gedacht. Wahrscheinlich diente mindestens einer der Risse für eine Stiftung in die Kartause Ittingen, wo laut Stifterinschrift Johann Wendel Locher 1607 Gerichtsschreiber war. Beide Risse zeigen ausserdem eine Justitia, die auf dieses Amt hinweist. Im selben Jahr schuf Hans Jegli drei weitere Scheibenrisse für eine in die Ittinger Kartause gestiftete Scheibenserie (vgl. Boesch, 1955, 28–29). Es handelt sich um zwei Gemeindescheiben Uesslingen und Buch, die zur niederen Gerichtsherrschaft Ittingens gehörten (Schweizerisches Nationalmuseum, Inv. Nr. 1922/1108 und 6/34). Der dritte Entwurf ist für eine Scheibe des Pfarrers von Uesslingen, Michael von Lichtenfels, bestimmt (Historisches Museum St. Gallen).

Der Scheibenriss wird genannt in:
Locher, 1940, S. 24, 54.
Boesch, 1955, S. 29f.
Früh, 1983, S. 193, Abb. 3.

Datierung
1607
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1970 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Bis Ende 1931 Herr Biedermann, Gailingen (laut Brief H. Gombert, Dir. Augustinermus. Freiburg i.Br. vom 2.11.1970 in Archivunterlagen des Historischen Museum Thurgau) · 12. Dezember 1931–Dezember 1970 Augustinermuseum Freiburg i. Br.

Inventarnummer
T 3430

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Cler-Garçon, P. (1933). Bourg-en-Bresse. Etude urbaine. Les Études rhodaniennes 9(3–4), 161–224.

Früh, M. (1983). Glasgemälde im Zusammenhang mit der Kartause Ittingen. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 40.

Locher, F. (1940). Geschichte der Locher von Frauenfeld. Frauenfeld (Manuskriptkopie STATG,Manuskript Y 278 Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld).

Weiteres Bildmaterial

Amt für Denkmalpflege Thurgau

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_1446
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2017
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1970 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_1446
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020