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TG_670: Pelikan-Fenster
(TG_Romanshorn_KatholischeKircheStJohannesderTaeufer_TG_670)

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Titel

Pelikan-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1912

Ikonografie

Beschreibung

Mit opaken Rechtecken blank verglastes Rundfenster mit Rahmenverzierung, dem zwei konzentrische Vierpässe einbeschrieben sind. Im Zentrum des inneren Vierpasses ist mit ausgebreiteten Flügeln der Pelikan gezeigt, seine Jungen mit dem eigenen Blut versorgend. Das Netz aus Quereisen betont die Kreuzform.

Iconclass Code
11D131 · Christussymbole aus der Tierwelt
Iconclass Stichworte
Signatur

F.X. / ZETTLER / MÜNCHEN

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Restauriert 1992 durch Engeler, Andwil SG (neue Verbleiungen und Metallrahmen, Dreifachverglasung).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die 1911–13 nach Plänen von Adolf Gaudy erbaute neuromanische katholische Kirche Romanshorn wurde 1912 mit dem umfangreichsten Glasmalereizyklus des ganzen Thurgaus ausgestattet. Die Entwürfe lieferte der damals in München wohnhafte Innerschweizer Künstler Fritz Kunz (1868–1947), einer der wichtigsten und produktivsten Kirchenmaler der katholischen Deutschschweiz, und der auch die figurale Bemalung der Chorwände übernahm. Ausgeführt wurden die Glasmalereien durch die Königlich Bayerische Hofglasmalerei Franz Xaver Zettlers in München, die sich gegen andere Bewerber wie die Mayer’sche Hofkunstanstalt München, Ludwig Max Bockhorni (München) und Friedrich Berbig (Zürich) durchgesetzt hatte (Katholisches Kirchgemeindearchiv Romanshorn, B.17.2.16/0).
Die insgesamt 34 Glasgemälde zeigen unterschiedliche Motive. Die Fenster im Chor sind der Heiligen Familie sowie der Auferstehung Christi und der heiligen Kommunion, die durch das Lamm Gottes mit der Siegesfahne und vier kelchtragende Engel verkörpert werden, gewidmet. Auf den Fenstern der Langhauswände sind im Norden sechs weibliche und im Süden sechs männliche Heilige mit ihren Attributen gezeigt. Sie sind in Zweiergruppen angeordnet, die jeweils einen identischen schmalen Ornamentrahmen aufweisen. Die Obergadenfenster des Langhauses sind mit Darstellungen der sieben Sakramente und der Arche Noah geschmückt, während im Zentrum der ornamentierten Rundfenster im Westen, Norden und Süden der Kirche Christussymbole – Pelikan und Phoenix – sowie ein Engel gezeigt sind. In den drei Fenstern der Taufkapelle werden die Taufe Christi und das Paradies thematisiert.
Die Glasmalereien sind – passend zum Baustil der Kirche – von der Ornamentik des Jugendstils ebenso geprägt wie von der Farben- und Formenmystik der Beuroner Kunstschule (Ducret 1999, S. 214). Diese hatte sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Süddeutschland für eine Erneuerung der katholisch-kirchlichen Kunst eingesetzt, wobei sie sich unter anderem an altchristlichen und byzantinischen Werken orientierte. Die Glasmalereien in Romanshorn sind ein herausragendes Beispiel für die vielgestaltigen stilistischen Tendenzen, die im frühen 20. Jahrhundert neu aufkommen und teilweise gleichzeitig in Erscheinung treten.

Die drei grossen Rundfenster und die Glasmalereien im Obergaden (sieben Sakramente und Arche Noah) wurden wahrscheinlich in der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei in München selbst entworfen, hierzu liegen keine Kartons von Fritz Kunz vor. F.X. Zettler hatte 1905 bereits einen Zyklus mit den sieben Sakramenten für die Heilig-Geist-Kirche in Landshut (D) ausgeführt (Katholische Kirchgemeinde Romanshorn, 1993, S. 52).

Datierung
1912
Eigentümer*in

Katholische Kirchgemeinde Romanshorn

Bibliografie und Quellen

Literatur

Amrein, J. B. (1920). Die neue katholische Kirche in Romanshorn. Ingenbohl: Theodofius-Buchdruckerei “Paradies”, S. 26–28, 32, 35–47.

Die neue katholische Kirche in Romanshorn (1913). Die neue katholische Kirche in Romanshorn. Von Architekt Ad. Gaudy in Rorschach. Schweizerische Bauzeitung, 61/62, 16, S. 220–221.

Ducret, M. et al. (Hrsg.) (1999). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchengemeinden. Frauenfeld: Huber.

Hess, R. (1939). Neue Glasmalerei in der Schweiz. Eine Wegleitung zu den Standorten und ein Verzeichnis der Künstler. Basel: J. & F. Hess.

Katholische Kirchgemeinde Romanshorn (Hrsg.). (1993). Pfarrkirche Johannes der Täufer Romanshorn. Festschrift zum Abschluss der Restaurierung 1991/92. Romanshorn: Katholische Kirchgemeinde Romanshorn, S. 51–52, 75.

Kaufmann, K. (2022). Revival und Stilpluralismus – Sakrale und profane Glasmalereien im Thurgau 1865–1930. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwabe.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Romanshorn_KatholischeKircheStJohannesderTaeufer_TG_670
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Hans Fischer)
Aufnahmedatum
2020
Eigentümer*in

Katholische Kirchgemeinde Romanshorn

Inventar

Referenznummer
TG_670
Autor*in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2021